Geisenfeld

Vom Zauber der bairischen Vorweihnacht

Familienmusik Eberwein beschert mit „Heilige Tag, raue Nächt“ einen besinnlichen ersten Advent

28.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:02 Uhr
Wolfgang Kollmeyer

Ein Paradeisl – es ist der altbairisch-österreichische Vorläufer des Adventskranzes – setzte Désirée Siyum aus roten Äpfeln, Stäben und Kerzen zusammen. Foto: Kollmeyer

Von Wolfgang Kollmeyer

Geisenfeld – Während sich im Geisenfelder Sinnesgarten die Besucher des Christkindlmarktes drängten, fand gleich nebenan – hinter den mächtigen Türen der gut besuchten Stadtpfarrkirche – ein besinnlicher erster Advent unter dem Titel „Heilige Tag, raue Nächt“ mit der Familienmusik Eberwein und Mitgliedern der Dellnhauser Musikanten statt.

Vor dem durch die Beleuchtung golden glänzenden Altar blitzten die Instrumente des Dellnhauser Blechbläserquartetts, die mit der festlichen „Intrada“ den Abend aus Musik und Wortbeiträgen einleiteten. Schauspielerin Désirée Siyum ging im Zwiegespräch mit Maximilian Seefelder unter anderem der Frage nach, wie denn Lichtsparlampen und Lichterglanz zur Weihnachtszeit zusammenpassen. Volkskundler Seefelder, der auch den Kontrabass spielte, erklärte, dass es um den Zauber der Weihnacht gehe. Und er erläuterte nach einem Zwischengesang des Eberwein-Trios mit Marlene Eberwein (auch an der Harfe), ihrer Schwester Brigitte Hagl und Margit Schleinkofer die Sinnsprüche und Verhaltensregeln, die im Zusammenhang mit der Weihnachtsgeschichte in Bayern entstanden sind. Zusammen mit Désirée Siyum ging er auf die Tradition ein, Kindern den Namen von Heiligen zu geben. Gemeinsam erklärten sie auch Wetterregeln der Bauern, die sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt hatten, verbunden auch mit heimischen Reimen, Namen von Heiligen und Aberglaube. Marlene Eberwein ließ die Finger über die Saiten ihrer Harfe gleiten, so dass es sich wie Windgeräusche und plätschernde Bächlein anhörte.

Interessant war auch Seefelders Vergleich der beiden Gestalten Weihnachtsmann und Nikolaus – beides Migranten: der Nikolaus aus dem türkischen Myra, der Weihnachtsmann von einem deutschen Auswanderer in die USA gebracht und von dort über die Coca-Cola-Werbung in den 1930er Jahren wieder nach Europa zurückgekommen. Der Weihnachtsmann sei eben ein echter Kosmopolit, so Seefelder – die Holländer nennen ihn Sinterklaas und in Russland heißt er Djed Moros (Väterchen Frost).

Auch über die Wartezeit bis Weihnachten und die Entstehung des Adventskalenders und des Adventskranzes konnten Seefelder und Siyum viel Unterhaltsames und Interessantes erzählen. So gab es in Bayern beispielsweise früher das Paradeisl als Vorläufer des Adventskranzes, das Désirée mit vier Äpfeln und sechs Holzstäbchen aufbaute – Kerzen steckten in den Äpfeln.

Vorgetragen wurden auch auch Weihnachtswünsche verschiedener Menschen, unter anderem die eines Neunjährigen, der sogar die Internetadresse für seinen technischen Spielzeugwunsch angab.

Zwischendurch zu hören waren besinnliche alte Weisen der Blechbläser (Robert Egg, Michael Eberwein, Karina Freisleben, Franz Widmann), Gesang vom Eberwein-Trio sowie ruhigere Töne des Quartetts aus Gitarre, Harfe, Bass und Klarinette (Michael Reiß, Marlene Eberwein, Maximilian Seefelder und Stephan Reiser).

GZ



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