Eichstätt

Seit 35 Jahren als Missionar im Zululand

Bewegender Vortrag von Pater Gerhard über die „Brotherhood of Blessed Gérard“

23.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:45 Uhr

Benediktinerpater Gerhard T. Lagleder hat die „Brotherhood of Blessed Gérard“gegründet. Foto: Luff

Von Robert Luff

Eichstätt – „Nkosi sikelel’ iAfrika!“ – „Herr segne Afrika“: Mit der südafrikanischen Nationalhymne begann der charismatische Benediktinerpater Gerhard T. Lagleder seinen Vortrag im Bischöflichen Seminar, dessen Faszination sich keiner der zahlreichen Mitarbeiter und Förderer der Malteser entziehen konnte. Seit 35 Jahren arbeitet Pater Gerhard jetzt als Missionsbruder im Zululand, wo er 1992 die „Brotherhood of Blessed Gérard“ gründete und den Ärmsten der Armen in ein lebenswertes Leben hilft oder sie in einen gnädigen Tod begleitet.

Im Rahmen des 30-jährigen Gründungsjubiläums der Bruderschaft feierte er nun mit Unterstützern und Mitarbeitern des Malteserordens aus Bayern und Thüringen den Erfolg dieses sozial-karitativen Projekts und sprach seinen Dank für die großzügige, aber weiterhin dringend notwendige Förderung der Brotherhood aus.

Die wirtschaftliche, soziale und medizinische Situation in Mandeni, etwa 100 Kilometer nördlich von Durban am Indischen Ozean gelegen, ist verheerend: In der Provinz KwaZulu-Natal leben eine Viertelmillion Menschen, meist in Elendsvierteln, ohne Trinkwasser und akzeptable Infrastruktur. Sie finden keine Arbeit, haben meist auch keinen Strom. Die Arbeitslosenquote liegt bei über 45 Prozent. Der Teufelskreis aus fehlender Bildung und Arbeit, ausbleibendem Lohn und Wohlstand schließt sich für viele dieser Menschen, denn sie leben in himmelschreiender Armut.

Drei Viertel der erwerbstätigen Bevölkerung verfügen über ein Monatseinkommen von weniger als 95 Euro und prekär sind auch die Familienverhältnisse, denn vier von fünf Elternpaaren sind unverheiratet. Hinzu kommt ein katastrophales Gesundheitswesen. Ein Drittel der Säuglinge stirbt an Unterernährung, Erwachsene oft an Tuberkulose. Seit 2004 gilt Südafrika als Aids-Hochburg. Der Staat ergriff anfangs kaum Behandlungsinitiativen, mittlerweile bezahlt er zumindest die Aids-Medikamente für die Hoch-Aktive Anti-Retrovirale Therapie (HAART), die mit großem Erfolg im Care-Center durchgeführt wird.

Der Malteserorden musste angesichts dieser unerträglichen Missstände handeln. Deshalb gründete der gebürtige Regensburger Missionsbenediktiner Gerhard T. Lagleder 1992 die Bruderschaft für die Verletzten und Ausgestoßenen der südafrikanischen Gesellschaft. Die Brotherhood ist ein kirchlicher Verein mit einer lebendigen Gemeinde, in der regelmäßig Gottesdienste in Zulu gefeiert werden, und zugleich eine wichtige Hilfsorganisation der Malteser. Sie beschäftigt Hunderte von ehrenamtlichen und festen Mitarbeitern, die anständig entlohnt werden.

Vielfältig und erfolgreich sind die sozial-karitativen Aktivitäten des Care-Centers, ganz nach dem Malteser-Motto „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen.“ Einen Schwerpunkt stellt dabei das Aids-Hilfe-Programm dar, das arme Patienten bis in entlegenste Gegenden kostenlos mit den überlebenswichtigen retroviralen Medikamenten versorgt, ihre Therapie begleitet und im stationären Hospiz mit 40 Betten unheilbar Kranke pflegt. Daneben besucht die Brotherhood aber auch Kranke in den armen Vierteln und hat einen Nothilfe-Fonds sowie einen Hilfsfonds für bedürftige Erkrankte angelegt. Ein Kindergarten mit Vorschule, ein Kinderheim für die vielen Aids-Waisen und Sprechstunden mit Versorgung unterernährter Kleinkinder sind weitere Standbeine des sozialen Engagements.

Am bewegendsten aber sind für Pater Gerhard immer die persönlichen Erfolgsgeschichten, von denen er bei diesem Vortrag mehrere erzählt. Wie etwa von Mary, Findelkind und Waise, die im Kinderheim aufwuchs, ein Einser-Abitur machte und mittlerweile in der Jugend-Nationalmannschaft Rugby spielt. Solche Erfolge sind für den bescheidenen Pater ein Lohn des Himmels.

EK



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