Niemandem etwas verbieten

FDP-Bundestagsabgeordnete Kristine Lütke legt bei Gymnasiumsbesuch ihre Sicht der Dinge dar

20.11.2022 | Stand 20.11.2022, 13:45 Uhr

Die Bundestagsabgeordnete Kristine Lütke (FDP) erzählt beim Besuch des Gymnasiums von ihrer Arbeit in Berlin. Foto: Tschapka

Hilpoltstein – Über den Alltag einer Bundestagsabgeordneten, wie Gesetze entstehen und welche Themen gerade jungen Menschen derzeit besonders unter den Nägeln brennen, davon handelte eine Diskussionsrunde mit Schülerinnen und Schülern der Oberstufe des Hilpoltsteiner Gymnasiums mit der FDP-Bundestagsabgeordneten Kristine Lütke.

Die freie Demokratin, die im vergangenen September für den Stimmkreis Roth (Landkreis Roth und Nürnberger Land) in den Bundestag gewählt worden war, stellte sich ihrem jungen Publikum zunächst vor, ehe sie ausführlich auf die ihr danach gestellten Fragen einging. Aufgewachsen ist die 40-Jährige in Schwanstetten, ihr Abitur legte sie am Rother Gymnasium ab. Inzwischen wohnt sie in Lauf, wo die studierte Sozialpädagogin und Gerontologin zusätzlich zu ihrem politischen Mandat eine Pflegeeinrichtung führt.

In Berlin ist sie allerdings nicht für die Pflege zuständig, sondern die drogen- und suchtpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Daher dauerte es auch gar nicht lange, ehe der erste Schüler eine Frage zur Legalisierung von Cannabis stellte, die gerade von der Regierungskoalition aus SPD, Grüne und FDP („Ampel“) vorbereitet wird. „Auf diese Frage habe ich schon gewartet“, gestand Lütke, die sich klar für die Legalisierung aussprach und unter anderem auf die positive Bilanz Kanadas verwies. Dort sei der Genuss von Cannabis seit vier Jahren erlaubt und die Zahl der Nutzer sei trotzdem nicht weiter angestiegen.

Weitere Fragen drehten sich unter anderem um den aktuellen Stand der Digitalisierung in Deutschland („Da ist noch viel Luft nach oben.“), ob sie den FDP-Chef Christian Lindner schon getroffen habe („Ja, aber ich war nicht auf seiner Hochzeit.“), was sie von den Klebe-Aktionen der Klima-Aktivisten halte („Der Protest ist legitim, aber diese Mittel sind wohl nicht zielführend.“), und ob sie sich die Spiele der Fußball-WM in Katar anschauen werde. Nein, das werde sie aufgrund der dort vorherrschenden Menschenrechtssituation nicht, aber sie wolle niemandem vorschreiben, dies zu tun und verbieten schon gleich gar nicht.

Das war auch eine Kernaussage, die sich in ihren Antworten häufig widerspiegelte: Sie wolle nicht auf Verbote setzen, sondern an die Eigenverantwortung der Menschen appellieren. Egal ob beim Kiffen, beim Suchtpotenzial von sozialen Medien oder Glücksspiel, aber auch beim Tempolimit, gegen das sie sich aussprach. Erwachsenen sollte es vorbehalten sein, aufgrund der ihnen zugänglichen Informationen eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen.

Das gelte natürlich nicht uneingeschränkt für Kinder und Jugendliche, die noch nicht über ausreichend Erfahrung verfügten, in allen Bereichen für sich selber entscheiden zu können. „Denn Freiheit ist immer auch mit Verantwortung verbunden“, betonte Lütke, deren liberales Weltbild sich gut mit dem der Freien Demokraten decke. „Und das ist auch der Grund, warum ich mich in der FDP gut aufgehoben fühle“, sagte sie.

Nach einer rund eineinhalbstündigen lebhaften und an Themen reichen Diskussionsrunde verteilte die Bundestagsabgeordnete an die Schülerinnen und Schüler noch Werbegeschenke. Natürlich nicht von ihrer Partei, sondern vielmehr „neutrale“ Taschen mit dem Aufdruck des Bundesadlers, der im Reichstagsgebäude über den Köpfen aller Abgeordneten hängt – egal welches Parteibuch diese auch innehaben mögen.

HK



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