Karlshuld

Ein Ort voll versteckter Schätze

Karlshuld: Sammelqualifizierung der Objekte in der ehemaligen Putzerei beginnt in den kommenden Wochen

15.11.2022 | Stand 19.09.2023, 22:04 Uhr

Hier gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken: So wie die reparierte Pfanne, die Bürgermeister Michael Lederer in den Händen hält. Fotos: Werner

Von Miriam Werner

Karlshuld – Ist das Kunst oder kann das weg? Beziehungsweise: Sind das historisch wertvolle Güter oder doch eher Verkaufsware für den Flohmarkt? Für den Laien ist es wohl auf den ersten Blick bei einigen Gerätschaften, die im Moorversuchsgut in Karlshuld lagern, gar nicht so einfach zu beurteilen – doch hier verstecken sich wahrlich einige Schätze längst vergangener Tage.

Schon als Michael Lederer, Bürgermeister von Karlshuld und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Donaumoos, die Türen öffnet, wird erkannt, was der kulturhistorische Verein über Jahrzehnte an Arbeit geleistet hat: Es stapeln sich alte Wagenräder, Schlitten, Körbe, Anhänger und allerlei andere Dinge. Gerätschaften und Objekte aus dem damaligen meist bäuerlichen Leben im Donaumoos. „Die Objekte stammen von Hofauflösungen und aus alten Stadeln. Es wurde alles gesammelt, was schützenswert sein könnte“, sagt Lederer. Nun wird der gesamte Bestand über einen Schenkungsvertrag an die Stiftung Donaumoos übergeben.

Innerhalb von drei Jahren werden die Objekte bewertet

Seit der vergangenen Sitzung des Kreisausschusses ist es offiziell: Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen beteiligt sich mit 298600 Euro an den Kosten für die Sammelqualifizierung. In den kommenden drei Jahren wird der gesamte Bestand gesichtet und bewertet. „Erst dann können wir beurteilen, welche Objekte und Geräte wirklich von historischem Wert sind und welche eben nicht“, betont der Gemeindechef.

Insgesamt handelt es sich um 9000 Gerätschaften, 700 Textilien, 2700 Archivalien und 12000 Fotos. Beim Gang durch die Lagerhalle im Karlshulder Ortskern lässt sich nur erahnen, wie viel Arbeit die drei neu angestellten Fachkräfte haben werden, die in den kommenden Wochen mit der Sammelqualifizierung beginnen. „Jedes einzelne Teil muss in die Hand genommen und bewertet werden.“ Einiges davon wird wohl auch restauriert werden müssen. „Die Lagerhalle ist keine Dauerlösung. Dort besteht die Gefahr, dass wertvolle Objekte kaputtgehen“, betont Lederer. Es gebe schon Gerätschaften, die beispielsweise von Holzwürmern oder Feuchtigkeit befallen wären. Umso mehr freut er sich, dass es nun bald losgeht: „Die Alternative wäre gewesen, dass das Kulturgut verloren geht. Ich denke, dass auch die nachfolgenden Generationen nicht begeistert davon wären, wenn das passieren würde.“

„Es ist der richtige Weg, wie es jetzt läuft“

Erst wenn die Fachkräfte im Jahr 2025 die Sammelqualifizierung abgeschlossen hätten, wisse man, wie viele Objekte wirklich einen kulturellen Wert haben: „Und dann weiß man auch erst, wie groß das Museumsdepot gebaut werden muss“, stellt Lederer fest. Also der Ort, an dem dann auch die Bevölkerung die Möglichkeit bekommt, die Schätze zu bewundern. Bis es dazu kommt, müssen sich die Interessierten aber noch etwas gedulden. Für den Ortschef sei nun aber der richtige Weg gefunden worden. Für die Stiftung Donaumoos bedeute das, innerhalb der kommenden Jahre Gelder zu organisieren, um das Depot machbar zu machen. „Dafür brauchen wir auf jeden Fall Fördergelder.“

Lederer ist selbst im Donaumoos aufgewachsen. „Wir haben hier einen besonderen Lebensraum, ein besonderes Fleckchen Erde. Die Vergangenheit des Donaumooses gehört zu uns, das macht uns auch aus.“ Innerhalb der vergangenen Monate war er oft im Moorversuchsgut in der Hauptstraße. Und auch er entdeckt immer wieder neue besondere Objekte und Gerätschaften. Er zieht aus einer Kiste eine eiserne Pfanne hervor, die vom damaligen Besitzer repariert und geflickt wurde.

Gebäude soll dann als Bürgersaal dienen

Ist die Lagerhalle dann leer geräumt, gibt es schon einige Vorschläge was hier im Zentrum von Karlshuld entstehen könnte. „Die Bürgerinnen und Bürger von Karlshuld wünschen sich einen Bürgersaal“, sagt Lederer. Platz für Kulturveranstaltungen, vielleicht eine offene Werkstatt oder Co-Working-Plätze, Treffpunkt für Vereine – es gibt viele Ideen für das „Schmuckstück der Gemeinde“, wie Lederer die ehemalige Putzerei betitelt. Bis davon geträumt werden kann, wird es aber noch mindestens drei Jahre dauern: Bis dahin wird jedes der Objekte durch die Hände der Spezialisten gegangen sein, bewertet und überprüft und mögliche Geschichten über die einzelnen Geräte dokumentiert worden sein.

DK



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