Landkreis Roth

Einziger Streik der IG Metall in Mittelfranken bei Sill Optics in Wendelstein

80 Beschäftigte des Wendelsteiner Unternehmens legen Arbeit nieder – Metaller wollen acht Prozent mehr

12.11.2022 | Stand 11.11.2022, 16:48 Uhr

„Sehr gute“ Premiere in Wendelstein: So jedenfalls wertet IG-Metall-Sekretär Jens Lindemann die Beteiligung der Sill-Beschäftigten am Warnstreik. Foto: Schmitt

Von Robert Schmitt

Wendelstein – Die IG Metall hat den Druck in der aktuellen Tarifauseinandersetzung noch einmal verstärkt. Für Freitag hatte die Gewerkschaft in 62 Betrieben Bayerns zum Warnstreik aufgerufen. Im Landkreis Roth war das Wendelsteiner Unternehmen Sill Optics betroffen. Dort legten 80 Beschäftigte vorübergehend die Arbeit nieder.

„Die Geduld der Beschäftigten ist am Ende“, sagte der Bayerische IG-Metall-Bezirksleiter Johann Horn und forderte die Arbeitgeber auf, „ihre Blockadehaltung in dieser Tarifrunde schleunigst zu beenden“.

Der Verband der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM) hatte am Dienstag in der vierten Tarifverhandlung sein aus Sicht der Gewerkschaft „viel zu schwaches Angebot“ aus der dritten Tarifverhandlung lediglich wiederholt und immer noch keine Prozentzahl für eine Entgelterhöhung angeboten.

Die IG Metall fordert für die rund 855000 Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Für Franz Spieß, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schwabach, ist die Offerte der Arbeitgeber kein ernst zu nehmendes Angebot. „Vielmehr ist die Missachtung und Respektlosigkeit eurer Leistung in den vergangenen Corona-Jahren“, so Spieß. „Von Metallunternehmen haben dank eurer Leistung viele die besten Geschäfte aller Zeiten gemacht“, stellte der Gewerkschaftsvertreter fest. „In diesem Licht ist das Angebot eine Frechheit“, fand Spieß. Die Familien der Metall-Beschäftigten brauchten eine kräftige Lohnerhöhung, fuhr Spieß fort, weil auch im nächsten Jahr mit Preissteigerungen zu rechnen sei. „Ein Erhalt der Kaufkraft muss sein, damit der Konsum nicht einbricht“, begründete Spieß die Forderung.

Ähnlich sah es auch Jens Lindemann. Der politische Sekretär der IG Metall Schwabach bezeichnete das Verhalten der Arbeitgeber in den bisherigen Verhandlungsrunden als „grenzwertig zur Unverschämtheit“. Bis heute hätten sie lediglich ein „Angebötchen gemacht“, so Lindemann. 3000 Euro verteilt auf 30 Monate sei unanständig. „Das ist eine Provokation“, sagte er. Zugleich hätten sie verlangt, erklärte der Sekretär weiter, variable Leistungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld ins Belieben der einzelnen Unternehmen zu stellen. „Die Beschäftigten sollen also Eintrittsgeld für ernsthafte Tarifverhandlungen zahlen“, warf Lindemann den Arbeitgebern vor. Er hob hervor, dass es sich um den ersten Warnstreik bei Sill überhaupt handle und bezeichnete die Beteiligung als „sehr gut“.

HK



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