Pfaffenhofen

Texte, Lieder und etwas Nervosität bei Pfaffenhofener Lesebühne

Anahit Bagradjans und Simone Buchholz läuten die zweite Halbzeit der Kulturreihe ein

06.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:42 Uhr

Die Hamburgerin Simone Buchholz las und sang auf der Pfaffenhofener Lesebühne an der Seite von Steffen Kopetzky. Foto: Schneider

Pfaffenhofen – Die Pfaffenhofener Lesebühne hat nach dem Start in der vergangenen Woche seit Donnerstag auch eine erfolgreiche zweite Halbzeit erlebt. Lutz-Stipendiatin Anahit Bagradjans und ihr Partner Leon Wienhold machten am Donnerstag bei ihrer ersten Lesung überhaupt den Anfang vor etwa 25 Gästen im Rathaus-Festsaal. Am Freitag hatte Simone Buchholz prominente lokale Unterstützung: Steffen Kopetzky moderierte, Philipp Brosche begleitete sie an der Gitarre bei einem Lied. Am Wochenende sorgten Mario Giordano und Volker Kutscher für zwei weitere Höhepunkte (Bilanz der Lesebühne folgt).

Bagradjans und Wienhold trugen zum Einstieg einen Werkstattbericht vor. Sie lasen Passagen abwechselnd und beschrieben darin, wie sie sich den Freistaat vorgestellt hatten. „Bayern, das sind gutmütige Biertrinker“, so Bagradjans, „deren einzige Sorge ist, ob sie Audi oder BMW fahren sollen.“ Es tue ihr leid, wie sie über Bayern gedacht habe, räumte sie später mit derartigen Vorurteilen auf. Die beiden verflochten Günter Eichs Gedicht „D-Zug München-Frankfurt“ in ihren Text: die Donaubrücke von Ingolstadt, das Altmühltal, Schiefer bei Solnhofen, in Treuchtlingen Anschlusszüge – und dazwischen Wälder, worin der Herbst verbrannt wird – aber die Welt sei hier gar nicht so finster, hielt Bagradjans fest. In der Apotheke durften die beiden sogar etwas Geld anschreiben lassen. Und mit einer Beschreibung ihres Lebens im Flaschlturm begrüßten die beiden ihr Publikum.

Bagradjans zeigte sich etwas nervös. „Wenn Ihre Konzentration nachlässt, ist das nicht so schlimm“, meinte Wienhold zum Publikum, das sich von der Stimmung tragen lassen sollte. Der Text war lang und voller Metaphern, Wiederholungen, Aufzählungen. Das abwechselnde Lesen erschuf eine meditative Atmosphäre. Wienhold trug eine biografische Erzählung vor – unterbrochen von den Gefühlen Bagradjans. Später wechselten die beiden ihre Rollen. Es folgten ein von Wienhold vorgetragener Dialog – und viele bildhafte Vergleiche. „Die Gedanken stocken wie Eischnee. Was trifft, weil Eischnee, mit einem Messer angestochen, die gleiche Textur hat wie Gehirn.“ Die Passagen der Gefühlsbeschreibungen zogen sich durch den ganzen Text. „Zufriedenheit. Konserviertes Glück. Ein Zustand, an den ich nicht glaube. So gut wie nichts.“

Nach einer Stunde endete die Lesung. Am Samstag, 3. Dezember, wird es eine weitere geben, in der die Autoren ihren „Zwischenfall“, also ihren Text über Pfaffenhofen, vorstellen.

Simone Buchholz stellte am Freitagabend ihren Roman „Unsterblich sind nur die anderen“ in Auszügen vor. Die Lesung begann musikalisch: mit Philipp Brosche an der Gitarre sang die in Hamburg lebende Schriftstellerin „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“. Die Idee dazu hatte Dorle Kopetzky. „Eigentlich kann ich nicht singen“, meinte Buchholz schmunzelnd. Im Gespräch mit Moderator Steffen Kopetzky verriet die Autorin viel über die Entstehung des Romans, der an Bord einer Nordatlantikfähre spielt. Die Passagen ordnete Kopetzky „sowohl als fantastische Realität, als auch realistische Fantasie“ ein. Am Ende sang Buchholz erneut, und Brosche spielte dazu: „Moon river“. Dann startete die Signierstunde.

PK

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