ADAC rät zum Vergleich

Preisvorteil beim Sprit ausrechnen: Was kostet der Umweg zur billigen Tanke?

06.11.2022 | Stand 06.11.2022, 16:21 Uhr

2022 ist schon jetzt das teuerste Spritjahr aller Zeiten. An jedem Tag waren Benzin und Diesel teurer als im bisherigen Rekordjahr 2012. −Foto: Symbolfoto dpa

In Zeiten hoher Spritpreise weisen unter anderem Tank-Apps wie etwa vom Auto Club Europa (ACE) oder dem ADAC den Weg zu möglichst günstigen Tankstellen. Doch was kostet dieser Umweg eigentlich?



Dazu gibt es eine rechnerische Faustformel: Angenommen die teure Tankstelle nimmt für den Liter Sprit 2,00 Euro, die billige 1,80 Euro, rechnet der Tüv Süd beispielhaft vor. Tankt man 50 Liter, sind das bei den 20 Cent Differenz pro Liter 10 Euro Ersparnis.

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Der Teufel steckt im Detail

Ein Auto mit 8 Litern Verbrauch auf 100 Kilometer benötigt pro Kilometer Wegstrecke 0,08 Liter. Mit dem günstigen Sprit kalkuliert kostet dieser Kilometer dann 0,144 Euro. Bei einem Umweg von 10 Kilometern, fallen 1,44 Euro reine Spritkosten an, bei 30 Kilometern 4,32 Euro. Nach diesem Muster lässt sich leicht ermitteln, ab welchem Weg der Preisvorteil auch rechnerisch völlig verpufft. Im Beispiel wären es 10 Euro Ersparnis geteilt durch 0,144 Euro pro Kilometer. Macht rund 69,4 Kilometer für den Hin- und Rückweg.

Die Rechnung hat noch weitere Bestandteile

Aber Achtung: Das ist eine rein rechnerische Faustformel. Dinge wie etwa teurerer Sprit, der beim Start noch im Tank steckte, Verschleiß oder Wertverlust und so weiter sind nicht berücksichtigt. Wer zum Beispiel bei einem einige Jahre alten Kompaktauto ohne Sprit allein Kilometerkosten von 20 bis 30 Cent hat, kann dann diese individuell dazurechnen und schauen, was sich lohnt oder nicht.

Faustformel: Kurzer Umweg kann sich lohnen

Auch noch nicht eingerechnet sind der Zeitaufwand, das erhöhte Wegstreckenrisiko oder der zusätzliche CO2-Ausstoß, so der Tüv Süd. Da bleibt die Faustformel: Ein kurzer Umweg kann sich lohnen, ein weiterer nur bei sehr hohen Preisunterschieden. Hat man in der Nähe die Auswahl zwischen mehreren Tankstellen empfiehlt der ADAC den Autofahrern, sich vor dem Tanken über die aktuellen Spritpreise zu informieren und dann den günstigsten Anbieter anzusteuern. Preisbewusstes Tanken schont den Geldbeutel und fördert den Wettbewerb, was sich in der Regel preisdämpfend auswirkt.

ADAC: Teuerstes Tankjahr aller Zeiten

Das Verhalten der Kunden sei wichtig, heißt es auch vom ADAC-Experten Christian Laberer. Die Verbraucher müssten ihre Marktmacht nutzen, um den Wettbewerb anzukurbeln. Ansonsten „besteht die Gefahr, dass sich die hohen Preise für längere Zeit am Markt verfestigen“, sagt Laberer. So ist 2022 schon jetzt das teuerste Tankjahr aller Zeiten. Schon zwei Monate vor Jahresende wäre daran selbst dann nichts mehr zu ändern, wenn Benzin und Diesel ab Sonntag verschenkt würden, wie Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur auf Basis von Daten des ADAC zeigen.

Bisheriges Rekordjahr liegt zehn Jahre zurück

Im bisherigen Rekordjahr 2012 hatte E10 im Schnitt 1,589 Euro pro Liter gekostet, Diesel 1,478 Euro. Im laufenden Jahr gab es noch keinen einzigen Tag, an dem auch nur eine der Sorten im bundesweiten Durchschnitt billiger gewesen wäre. Nimmt man für den Rest des Jahres etwa gleichbleibende Spritpreise annimmt, werden an dessen Ende Durchschnittspreise stehen, die die alten Rekorde geradezu pulverisieren. Bei E10 ergäben sich ein Jahresdurchschnitt von etwa 1,88 Euro - rund 29 Cent über dem alten Rekord. Bei Diesel ergäbe sich ein Wert von rund 1,98 Euro pro Liter - das sind ganze 50 Cent mehr als der bisherige Rekord.

Diesel und Benzin klaffen im Oktober auseinander

Die Preise für Benzin und Diesel haben sich im Oktober in entgegengesetzte Richtungen entwickelt. Wie die aktuelle ADAC Auswertung der Kraftstoffpreise in Deutschland zeigt, sank der Preis für einen Liter Super E10 im vergangenen Monat um 3,1 Cent gegenüber September und lag im Mittel bei 1,909 Euro. Anders beim Diesel: Ein Liter kostete im Monatsmittel 2,105 Euro - ein Plus von 2,7 Cent gegenüber dem Vormonat. Damit war der Dieselpreis im Oktober nur 3,5 Cent niedriger als im März 2022, dem bislang teuersten Tank-Monat aller Zeiten. Benzin hingegen kostete im Oktober 16 Cent weniger als im März.

ADAC: Aktueller Dieselpreis nicht gerechtfertigt

In den Oktober fiel die Entscheidung der OPEC+, die Ölfördermenge zu reduzieren, um den Ölpreis zu stabilisieren. Nach dem Beschluss verteuerte sich Brent-Öl und pendelt derzeit um die 95 Dollar. Ungeachtet dessen sind die Kraftstoffpreise laut ADAC nach wie vor zu hoch - dies gilt ganz besonders für Diesel. Jahreszeitlich bedingte Sonderfaktoren wie eine stärkere Heizölnachfrage sowie der hohe Dieselbedarf der Industrie als Gasersatz spielen zwar eine wichtige Rolle. Das Niveau des aktuellen Dieselpreises rechtfertigt dies jedoch nicht.

Wie dramatisch die Preise der beiden Sorten auseinanderklaffen, belegt auch der Vergleich der Preise Ende Oktober mit denen der Vorwoche. So kostete ein in Liter Diesel 24,3 Cent mehr als dieselbe Menge Super E10, obwohl die auf Diesel anfallende Energiesteuer einschließlich Umsatzsteuer um über 20 Cent niedriger ist.

− dpa/age



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