Sportschützen-WM

„Ein unbeschreibliches Gefühl“

Gaimersheimerin Anna-Lena Geuther holt mit der Nationalmannschaft zweimal WM-Bronze

04.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:48 Uhr

Erfolgreiches Trio: Die Gaimersheimerin Anna-Lena Geuther (links) präsentiert mit ihren Teamkolleginnen Lisa Müller (Mitte) und Veronique Münster die WM-Medaille. Foto: DSB

Von Carolin Münch

Kairo – Die Hoffnung auf einen Titel war da, doch auch als die Gaimersheimerin Anna-Lena Geuther und ihre Teamkolleginnen Lisa Müller und Veronique Münster zwei Bronzemedaillen in Händen hielten, konnten sie es kaum fassen. Sie hatten es bei der Weltmeisterschaft im Sportschießen in Ägypten tatsächlich geschafft, mit dem Großkalibergewehr über 300 Meter in beiden Mannschaftswettbewerben aufs Treppchen zu kommen.

Sowohl im Dreistellungskampf als auch im Liegendkampf setzte sich das DSB-Frauenteam im Kampf um Platz drei gegen die Mannschaft aus Polen durch. Die 3x20 Schuss im Dreistellungskampf absolvierte Geuther kniend, Münster liegend und Müller stehend – und am Ende hieß es 17:13. „Mit dieser Aufstellung haben wir alles richtig gemacht“, freut sich Geuther nachher.

Im Liegendschießen wurde es in der letzten Runde richtig spannend. Das deutsche Team lag bereits 12:6 in Führung, als die Polinnen doch noch ausglichen. In der 15. Serie schossen beide Teams jeweils drei Zehnerwertungen, doch das deutsche Team hatte zwei bessere Zehner, sodass das Bronze-Medal-Match knapp mit 16:14 gewonnen wurde.

Entsprechend groß war die Freude über das doppelte Edelmetall. „Das waren spannende Finals mit einem perfekten Abschluss. Es hat viel Spaß gemacht, mit diesem tollen Team solche Finals schießen zu dürfen“, erklärte Münster. Geuther hob den Teamgeist hervor: „Unsere Mannschaft ist einfach perfekt. Wir verstehen uns super. Wir haben so hart in den Finals gekämpft und wurden mit zwei Medaillen belohnt. Ein unbeschreibliches Gefühl.“

Auch Jörg Dietrich, DSB-Disziplinverantwortlicher 300 Meter, gratulierte: „Ich bin sehr zufrieden mit der gezeigten Leistung, zumal es für Anna-Lena Geuther und Veronique Münster die ersten Weltmeisterschaften waren. Es ist ein tolles Team mit einer tollen Einstellung.“

Wie Geuther bereits im Vorfeld vermutet hatte, zeigten sich die Mannschaften aus Norwegen und der Schweiz besonders stark. Prompt trafen beide Teams im Finale Dreistellungskampf und im Liegendkampf aufeinander, wobei die Norwegerinnen mit 16:12 und 16:10 jeweils die Oberhand behielten und Gold gewannen.

Mit den Ergebnissen ihrer beiden Einzelwettkämpfe war Geuther indes nur halbwegs zufrieden. Zwar erreichte sie mit dem 14. Platz im 3x20-Wettkampf durch 572 Ringe ihr Ziel, unter die ersten 15 zu kommen, ihr Ergebnis im Liegendschießen – 19. Platz mit 585 Ringen – hält sie allerdings für ausbaufähig. Erklären kann sie es sich trotzdem: „Es war echt schwer, in den Wettkampf zu kommen. Wir hatten morgens das 3x20-Finale mit Siegerehrung und Medaillenübergabe. Man kann das ja selbst alles kaum glauben und schwebt auf Wolke sieben. Und dann mussten wir direkt danach noch einen Wettkampf schießen. Es war wirklich schwer, sich zu konzentrieren. Außerdem hatte ich Pech mit meinem Stand. Ich konnte von meiner Position keine Windfahne sehen und so die Bedingungen nicht richtig einschätzen. Außerdem war es vorne an der Scheibe brennend heiß und die Luftspiegelungen waren mit bloßem Auge zu erkennen. Unter solch schwierigen Bedingungen habe ich noch nie geschossen.“

Generell fanden die Wettkämpfe unter teils widrigen Umständen statt. Am Tag des Einzel-Dreistellungskampfes etwa regnete es stark, was dafür sorgte, dass das Dach der Schießanlage im hinteren Bereich einstürzte und der Strom ausfiel. Verletzt wurde niemand, doch der Wettkampfstart für das deutsche Team verzögerte sich.

Diese sechs Tage in Ägypten zehrten extrem an den körperlichen und mentalen Kräften. Angefangen bei der Anreise inklusive mehrfacher Kontrollen von Waffen und Munition am Flughafen über den fast nahtlosen Übergang von Training zum Wettkampf vor Ort. Lediglich einen Nachmittag hatte die Mannschaft Zeit, etwas durchzuatmen und zu den Pyramiden und dem Sphinx von Gizeh zu fahren. Auch noch einige Tage nach der Heimkehr sagt Geuther: „Ich kann es bis jetzt kaum fassen, dass ich bei meiner ersten Weltmeisterschaft, in einer Disziplin die ich erst seit einem Jahr schieße, zwei Medaillen nach Hause gebracht habe.“

DK

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