Fussball, Regionalliga Bayern

Nikola Jelisic als Cheftrainer zurückgetreten

Nach 0:4 gegen FC Bayern München II: Der 27-Jährige verlässt den FC Pipinsried und steht auch als Spieler nicht mehr zur Verfügung

30.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:55 Uhr

Abschiedsvorstellung: Am Samstag stand Nikola Jelisic ( graues Oberteil) letztmals als FCP-Cheftrainer an der Seitenlinie. Foto: M. Schalk

Von Roland Kaufmann

Pipinsried – Sonntagabend, exakt um 20.42 Uhr, platzte die Bombe: Nikola Jelisic ist nicht mehr Cheftrainer beim Fußball-Regionalligisten FC Pipinsried, der 27-Jährige ist laut offizieller Pressemitteilung des Klubs „mit sofortiger Wirkung“ von diesem Amt zurückgetreten. Aber nicht nur das: Auch als Spieler wird er den Gelbblauen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Trennung sei „einvernehmlich“ zustande gekommen, so der FCP: „Der Verein bedankt sich bei Nikola Jelisic für sein Engagement und wünscht ihm für seine weitere sportliche Zukunft alles Gute.“

Der letzte Auslöser zu diesem Schritt war die 0:4 (0:3)-Heimklatsche der Pipinsrieder am Samstagnachmittag gegen den FC Bayern München II und dem dadurch verbundenen Abrutschen zurück auf einen Direktabstiegsrang. Zugegeben: Der Gegner besaß einen großen Namen. Allerdings ist er in der laufenden Saison weit davon entfernt, zu den absoluten Aufstiegsfavoriten zu zählen. So betrat der FCB nur als Tabellenneunter die Hazrolli-Arena – und gegen einen solchen hätte von den Pipinsriedern ruhig etwas mehr kommen dürfen, als sich lediglich rund acht Minuten lang mit ihm auf Augenhöhe zu befinden.

Wobei die Anfangsphase der Gelbblauen richtig stark war. Der jüngste 2:1-Auswärtssieg in Burghausen schien seine Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn mit breiter Brust warfen sich die FCP-Kicker in die ersten Zweikämpfe. Mehr noch: Bereits in der zweiten Minute tauchte Marvin Jike allein vor dem Bayern-Gehäuse auf, hatte das 1:0 auf dem Fuß – um aus spitzem Winkel doch am Keeper Jakob Mayer zu scheitern.

Nur 60 Sekunden später wohl bereits die Schlüsselszene in dieser Partie, als Belmin Idrizovic im FCB-II-Strafraum von Gabriel Marusic zu Fall gebracht wurde. Kaum hatte Schiedsrichter Christopher Knauer (SpVgg Isling) nach diesem Foul gepfiffen, setzte FCP-Schlussmann Felix Thiel zu einem unwiderstehlichen Sprint über das gesamte Feld an, um sich dann den Ball zu packen und den fälligen Elfmeter aufführen zu wollen. Das Erstaunliche daran war nur: Er war vom Trainerstab überhaupt nicht als Strafstoßschütze bestimmt gewesen, sondern Bernard Mwarome. Der Kapitän ließ sich trotzdem nicht beirren – und jagte den Elfmeter per Vollspann rund eineinhalb Meter über das Münchner Tor.

Thiels vielleicht ganz gut gemeinter Versuch, in dieser wichtigen Situation Verantwortung zu übernehmen – er schlug völlig fehl, denn die Wirkung des Strafstoß-Fehlschusses auf die gesamte FCP-Mannschaft war fatal: Die Köpfe gingen sofort nach unten, jegliches Selbstvertrauen war von einem Augenblick auf den nächsten weg – und gerade in der Defensive ging jegliche Ordnung komplett verloren.

Der FC Bayern II musste dadurch nicht einmal besonders glänzen, um in der Hazrolli-Arena schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. So schlug Daniel Jelisic vor dem 0:1 in der achten Minute ein fast schon peinliches Luftloch an der eigenen Fünfmeterlinie, so dass Lovro Zvonarek die Kugel freistehend aus kürzester Distanz nur mehr ins Netz zu schieben brauchte. Apropos Daniel Jelisic: Weshalb ausgerechnet er für den diesmal gesperrten Benedikt Lobenhofer ins Zentrum der Abwehrkette rückte – obwohl mit Fabian Willibald und Simon Rauscheder zwei gelernte Innenverteidiger zur Verfügung gestanden wären? Es bleibt das Geheimnis von Nikola Jelisic – wobei dessen treues Festhalten an seinem Bruder (17 Einsätze in 19 Partien) auch ganz allgemein immer mehr für Unmut sorgte.

Keine Frage: Der 27-Jährige musste als Spielertrainer entscheiden – ohne auf Stimmungen aus dem Umfeld zu achten. Aber da die Erfolge ausblieben (nur ein Sieg in den vergangenen zehn Partien), wurde er zunehmend angreifbar. Erst recht, nachdem er an der Seitenlinie mitunter sehr teilnahmslos wirkte – wie am Samstagnachmittag erneut geschehen. Dass der 27-Jährige grundsätzlich nicht der Typ ist, der verbal aus dem Sattel geht, sondern eher über die sachliche Schiene kommt – schön und gut. Aber die Mannschaft des FCP, der auf dem Platz ja sowieso schon ein echter Leader fehlt, hätte klare Ansagen von draußen dringend benötigt. Erst recht in Phasen wie nach dem 0:1 gegen den FC Bayern II, als in Sachen Absicherung beziehungsweise Abstimmung das blanke Chaos ausbrach. So durfte Münchens Grant-Leon Ranos vor seinem Treffer zum 2:0 mutterseelenallein aus der eigenen Spielhälfte heraus auf den Pipinsrieder Kasten zusteuern (16.), vor dem 3:0 des an diesem Nachmittag überragenden Hyunju Lee leistete sich Mwarome einen eklatanten Schnitzer im Aufbau (26.) – und wenn die jungen Bayern bei weiteren Topchancen nach unerklärlichen Aussetzern in der FCP-Defensivabteilung nur einen Tick kaltschnäuziger gewesen wären, hätte es bereits beim Pausenpfiff locker 5:0 oder gar 6:0 für sie stehen können.

Das gleiche Bild nach dem Seitenwechsel: Die Gelbblauen hatten es nun erneut nur der Münchner Lässigkeit in einigen Situationen zu verdanken, dass das Match für sie nicht komplett in ein Debakel mündete. So fiel lediglich noch das 0:4, das der 1,69 Meter große Lee freistehend per Kopf erzielte (86.).

Dass die zweite Halbzeit „so weit ganz in Ordnung war“ – diese Meinung hatte Cheftrainer Jelisic ziemlich exklusiv. „Dass der FC Bayern II eine spielerisch sehr gute Mannschaft darstellt, ist bekannt. Ihr hätte man halt körperlich wehtun müssen – ohne dabei unfair zu werden“, so derweilen die Analyse von Sarisakal. Der Sportliche Leiter des FCP weiter: „Der Sieg der Münchner war auch in der Höhe absolut verdient. Punkte gegen sie wären zwar schöne Bonuspunkte gewesen – aber wir müssen unsere Zähler im Kampf gegen den Abstieg vor allem gegen andere Mannschaften holen.“

Wie etwa den Tabellendrittletzten – die SpVgg Greuther Fürth II – der am nächsten Samstag (Anstoß um 14 Uhr) in der Hazrolli-Arena zu Gast sein wird. „Das ist unser Spiel der Spiele“, so Sarisakal. Wer dann als verantwortlicher Coach an der Seitenlinie steht, darüber soll beim FCP zeitnah entschieden werden.

SZ

URL: https://www.donaukurier.de/regionalsport/landkreis-neuburg-schrobenhausen/nikola-jelisic-als-cheftrainer-zurueckgetreten-6761690
© 2024 Donaukurier.de