40 Jahre auf höchstem Niveau

Der Jugendkammerchor Ingolstadt gibt sein Jubiläumskonzert am Samstag im Theaterfestsaal

14.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:33 Uhr

Eva-Maria Atzerodt dirigierte 2019 ein Konzert des Jugendkammerchors. Sie leitet das Ensemble seit 32 Jahren. Foto: Schaffer

Von Heike Haberl

Ingolstadt – Kunstförderpreis der Stadt Ingolstadt, 1. Platz beim Deutschen Chorwettbewerb, 1. Preis und Sonderpreis beim Erwitter Kinder- und Jugendchor-Wettbewerb, 1. Platz beim weltweiten Rundfunkwettbewerb „Let the Peoples Sing“, Orlando di Lasso-Medaille des Bayerischen Sängerbunds, Einladungen zu internationalen Festivals – die Liste der Auszeichnungen und Auftritte des Jugendkammerchors Ingolstadt ist lang. Am kommenden Samstag feiert das Vokalensemble, das stets durch dynamische Frische begeistert und auf absolut hohem Niveau singt, sein vierzigjähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumskonzert im Festsaal des Stadttheaters. Seit 32 Jahren leitet Eva-Maria Atzerodt, Musikerzieherin am Reuchlin-Gymnasium und Landesbeauftragte für Schulchöre in Bayern, den Chor mit einfühlsamer Kompetenz und enormer Hingabe.

Ins Leben gerufen hatte das Vokalensemble 1982 der Musikpädagoge und Organist Felix Glombitza – und zwar auf Anregung von Reinald Atzerodt (1934–2021), Vater von Eva-Maria Atzerodt und langjährigen Leiter des Ingolstädter Konzertvereins. Denn der wollte mit Hilfe dieses „Köders“ nicht nur seinen jungen Musikerkollegen in Ingolstadt halten, sondern dadurch außerdem begabte Nachwuchstalente auf den Motettenchor vorbereiten. Glombitza, selbst Regensburger Domspatz, biss an: Mit einer wachsenden Zahl an sangesbegeisterten Gymnasiasten und Studenten übte er anspruchsvolle Chorliteratur ein. Die erste Plattenaufnahme ließ nicht lange auf sich warten, und bald schon stellten sich erste Erfolge bei Wettbewerben ein. Konzertreisen durch ganz Europa folgten. Die Sternstunde der Ära Glombitza war sicherlich der Sieg beim Deutschen Chorwettbewerb 1990. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass er nach Nigeria auswandern und den Jugendkammerchor nicht würde weiterführen können.

Als Nachfolgerin erkor er sich aus den eigenen Reihen die damals 22jährige Musikstudentin Eva-Maria Atzerodt, die sich bereiterklärte, sein Amt zu übernehmen. Eine zweifach mutige Entscheidung, die beide nie bereut haben und über die sie heute noch glücklich sind. Dass es die richtige war, zeigte sich insbesondere 1993, als der Chor den ersten Preis beim weltweit ausgetragenen Rundfunkwettbewerb „Let the Peoples Sing“ errang.

Nach solchen Höhenflügen blieben Umbrüche und Veränderungen natürlich nicht aus. Sänger und Sängerinnen, die dem Jugendalter entwachsen waren, verließen die Chorgemeinschaft, neue Mitglieder kamen hinzu. Ein steter Wandel, ein ständiger Kreislauf, der immer wieder neue Aufbauarbeit erforderlich macht. Dennoch konnte der Jugendkammerchor sein hohes Level, seine beeindruckende Qualität über die Jahre hinweg halten.

Gerne erinnert sich Eva-Maria Atzerodt an Highlights wie eine Aufführung von Haydns „Schöpfung“ mit dem Georgischen Kammerorchester unter Markus Poschner oder an Konzertreisen in die verschiedenen Partnerstädte Ingolstadts, um dort in Kontakt mit den entsprechenden Partnerchören zu treten sowie im Austausch auch deren Gegenbesuche zu empfangen.

Was die musikalische Gestaltung mit ihrem Jugendkammerchor angeht, so kommt es ihr vor allem darauf an, Impulse zu geben, Feinheiten herauszukristallisieren, eine gemeinsame Vokalisierung und Intonation zu formen, einen homogenen Chorklang zu schaffen. „Das ist das Schöne daran – dass man die jungen Leute dazu motivieren will, ihr Bestes zu geben und sich persönlich einzubringen.“ Großen Wert legt die Chorleiterin deshalb seit jeher auf die Stimmbildung – ob nun bei den wöchentlichen Proben am Freitagabend oder bei den Probentagen, die meist nach Weihnachten in einer Musikakademie stattfinden. Konsequent holt sie sich dazu Unterstützung von außen durch professionelle Stimmbildner, die mit den Choristen einzeln an den Stücken bzw. speziellen Details feilen.

Zum Jubiläumsauftritt haben sich nun über 100 Ehemalige angesagt, die sich dieses große Ereignis auf der Bühne nicht entgehen lassen wollen und dabei selbst mitwirken werden. Auf dem Programm stehen Stücke der ersten Stunde ebenso wie neuere Einstudierungen: Das spannende und vielseitige Repertoire reicht von Renaissance-Motetten über schwelgerische Werke der Romantik oder pfiffig-peppige Stücke der Moderne bis hin zu schmissigen Spirituals.

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