Nach neuem Hinweis

Hoffnung schwindet: Bergsteiger am Hochkalter nicht gefunden

22.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:24 Uhr

Das Signal sei mit einer speziellen Ortungstechnik an einem Hubschrauber aus einer Felswand im Suchgebiet empfangen worden, sagte ein Polizeisprecher. −Foto: Kilian Pfeiffer/dpa

Nach einem neuen Hinweis haben Bergretter in den Berchtesgadener Alpen am Donnerstagnachmittag erneut die Suche nach einem am Hochkalter verunglückten Bergsteiger aufgenommen. Gefunden wurde der junge Mann aber erneut nicht.



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Das Signal sei mit einer speziellen Ortungstechnik an einem Hubschrauber aus einer Felswand im Suchgebiet empfangen worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Hubschrauber sollte deshalb noch einmal Bergretter in das Gebiet am Hochkalter bei Ramsau bringen, um nach dem 24-Jährigen zu suchen. „Das ist für heute der letzte Strohhalm bei der Suche“, sagte der Sprecher am Donnerstag.

Die Bergretter hatten die Suche nach dem jungen Mann aus Niedersachsen zuvor wegen zu großer Gefahr zunächst aufgegeben. Danach sei der Helikopter ein letztes Mal über das Suchgebiet geflogen und habe dabei das Signal aufgenommen, hieß es weiter. Was das Signal auslöste, war zunächst unklar. Die Ortungstechnik reagiert auf Halbleiter und Reflektoren, wie sie zum Beispiel in einigen Outdoor-Jacken eingenäht sind.

Handy bleibt weiterhin verschwunden

Als die Retter am Mittwoch den Rucksack des Hannoveraners fanden, bestand zumindest ein Fünkchen Hoffnung, die Suche bald abschließen zu können. Das Wunschdenken zerschlug sich schnell: Nur der Laptop konnte mit Hilfe des Recco-Suchsystems gefunden werden. Auf das Handy, auf das die Retter spekuliert hatten, weil es den Standort des Vermissten mit großer Wahrscheinlichkeit verrät, schlug das Suchsystem nicht an, sagt Rudi Fendt am Donnerstag. Es bleibt weiterhin verschwunden. Zuvor hatten die Retter bereits einen abgestürzten Wetterballon entdeckt.

Dass der junge Mann noch lebt, sei so gut wie ausgeschlossen, sagt Rudi Fendt von der Bergwacht Ramsau. Das große Problem für Retter und Vermissten: die großen Mengen mittlerweile gefrorenen Schnees. Man habe „alles Menschenmögliche“ und technisch Machbare getan, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagabend. In den nächsten Tagen werde die Suche lageabhängig fortgesetzt - sofern die Einsatzmittel es zuließen.

Umfeld des 24-Jährigen wird durchleuchtet



Im Hintergrund ist die Polizei damit beschäftigt, das Umfeld des 24-Jährigen zu durchleuchten, Profile in sozialen Netzwerken zu analysieren und mögliche Personen ausfindig zu machen, mit denen der Niedersachse noch in Kontakt stand, heißt es im Umfeld der Bergwacht. Auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd gibt man aus „ermittlungstaktischen Gründen“ keine weiteren Auskünfte. Die Einsatzkräfte sahen sich am Donnerstag auf der Flanke des Hochkalters indes mit erschwerten Bedingungen konfrontiert.

„Der Schnee in 2400 Metern Höhe ist mittlerweile gefroren“, sagt Rudi Fendt. Die Suche wird dadurch komplizierter. Deshalb sind die Suchmannschaften mit speziellen Sonden ausgestattet und bohren die langen Stangen Meter für Meter in den Untergrund, gefährliches Absturzgelände. Das Vorgehen ist vergleichbar mit einer Lawinensuche. Bis zu zwei Meter hoch liegt der Schnee am Hochkalter. Das zerklüftete und von Rinsen und Schluchten durchsetzte Gebiet erschwert den Einsatzkräften das Vorankommen.

− mgb/dpa

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