Riedenburg

Im Jurahaus wohnt man entspannt und still

Tag der offenen Tür im „Melchergütl“ in Altmühlmünster – Comedian Chris Boettcher begeistert

20.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:30 Uhr

Das „Melchergütl“ in Altmühlmünster ist ein inzwischen teilweise saniertes Jurahaus, dessen Geschichte sich bis ins Jahr 1764 zurückverfolgen lässt. Fotos: Erl

Altmühlmünster – Das „Melchergütl“ in Altmühlmünster hat eine lange Geschichte hinter sich. Sie lässt sich anhand von Urkunden und Katasterblättern bis etwa ins Jahr 1764 zurückverfolgen. Dem entsprechend präsentiert sich die Bausubstanz, die Ringo und Cornelia Nitsche aus Berlin beim Kauf des eingädigen Jurahauses mit seitlichem Stadelanbau vorgefunden haben.

Das Bruchsteinmauerwerk und große Teile des Dachstuhls waren noch stabil, aber bauliche Veränderungen der Vorbesitzer und neue Baumaterialien hatten ihre Spuren hinterlassen. Als sie vor zwei Jahren zusammen mit dem Jurahausverein die Bevölkerung erstmals zur Besichtigung willkommen hießen, dachten beide noch, dass die Sanierungsarbeiten bald abgeschlossen sein könnten. Bei der zweiten öffentlichen Besichtigung am vergangenen Sonntagnachmittag, zu der erstaunlich viele Besucher kamen, hatten sie diesen Wunsch längst revidiert. „Wir machen alles, was möglich ist, selber. Man tut sich das an, weil man Spaß daran hat und man muss es als Team machen. Einer alleine kriegt das nicht hin“, sagt Cornelia Nitsche.

Seit dem Jahr 2016 leben sie in Bayern und sind durch Zufall auf dieses Haus gestoßen. Cornelia Nitsche sitzt in diesem Gespräch auf einem Sofa im idyllischen Jurahauszimmer mit lehmverputzten kalkweißen Wänden, sauber abgeschrubbten und mit Leinöl behandelten Deckenbalken vor einem eigens angefertigten Fenster. Der Boden ist mit Jurakalkplatten gefliest. In allen anderen Räumen ist der Putz abgeschlagen, warten Schilfrohrmatten an der Holzdecke auf den Lehmverputz, sind Heizschlangen für die Wand- und Bodenheizung noch sichtbar und eine provisorische Bautreppe führt zum frisch abgeschrubbten Gebälk nach oben. Kaum eine alte Wand wurde mit Lot oder Wasserwaage gemauert und die Türen müssen maßgenau angefertigt werden.

Dennoch leben die beiden schon in dem Haus, seit eine Wärmepumpe warmes Wasser liefert und die Küche sowie das Schlafzimmer im Obergeschoss fertig sind. Bad und Ankleidezimmer sind mit staubdichten Verschlüssen versehen, überall sonst im Haus ist noch Baustelle.

Auch die durch das Haus verlaufende Quelle ist zwar gefasst, aber nur provisorisch abgedeckt. Wenn der Boden im Gang einmal gefliest ist, soll die Quelle unter einem Glasdeckel dennoch sichtbar bleiben.

„Wir haben das Haus beherzt entkernt und unter Begleitung des Denkmalschutzes saniert, marodes Gebälk ausgetauscht und mit traditionellen Baustoffen isoliert“, beschreibt die Hausherrin ihre Arbeiten. Viel Wissen darüber haben sie von alten Leuten aus dem Ort erhalten, zumal es schwierig sei, Fachleute mit altem Handwerkswissen zu bekommen. Ihr geplantes Budget, das sie ohne Dachsanierung aufgestellt hatten, ist mit den notwendigen Dacharbeiten längst überschritten. „Wir haben aufgehört zu rechnen. In diesem Haus stecken längst viele Tausend Arbeitsstunden“, wissen beide. Natürlich haben sie Fördermittel erschlossen, aber: „Man kann so eine Finanzierung nicht alleine auf Fördermitteln aufbauen – das reicht nicht. Man braucht Leidenschaft und ein gewisses finanzielles Polster“, versichert Cornelia Nitsche.

Als Gegenwert bekamen sie ein unvergleichliches Wohnklima, wie es die Immobilienfachfrau aus anderen Häusern nicht kennt. „Es wohnt sich entspannt, toll und ganz still“, erzählt sie. Die Aura der Jahrhunderte aber macht auch demütig. „In so einem alten Haus bleibt jeder Besitzer eigentlich nur Gast, bis wieder einmal ein Nachfolger hier einzieht“, sieht Ringo Nitsche die Situation philosophisch.

Das Interesse der vielen Besucher samt interessierten Fragen war den gesamten Nachmittag über beachtlich, auch etliche Dorfbewohner statteten dem Paar einen Besuch ab. Unter diese Besucher mischten sich der Sänger und Comedian Chris Boettcher mit seiner Frau. Der in Ingolstadt geborene und nun in München lebende Entertainer und Hörfunkmoderator zeigte sich sehr interessiert an den historischen Häusern im Altmühltal und liebäugelt selber, eines zu kaufen und zu sanieren. „Das ist ein Traum hier“, meinte er sowohl zum „Melchergütl“ als auch zur Landschaft im Altmühltal.

DK



 

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