Mit Wagemut

Jakob Manz und Johanna Summer begeistern im Neuburger Birdland

19.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:31 Uhr

Vom Entdeckergeist beseelt: Johanna Summer und Jakob Manz. Foto: Leitner

Von Karl Leitner

Neuburg – Was für ein Potential, was für ein Kreativpool, was für ein Ideenreichtum, gepaart mit Wagemut und der Unbekümmertheit der Jugend. Die wenigsten im Birdland dürften die bei den Künstlers des Abends vorher gekannt haben. Wie auch, denn der Altsaxofonist Jakob Manz ist gerade mal Jahrgang 2001 und seine Partnerin, die Pianistin Johanna Summer, auch erst Mitte 20.

Die beiden haben sich in der Talentschmiede des Bundesjugendjazzorchesters kennengelernt, gelten mit zu den meistbeachteten Newcomern in der deutschen Jazzszene und haben kürzlich ihre erste gemeinsame CD veröffentlicht, deren Stücke sie im Birdland vorstellen. Manz hat ein Faible für soulig groovenden Jazz, Summer wird von ihrem berühmten Pianisten-Kollegen Joachim Kühn attestiert, sie spiele „Musik voller Fantasie und ohne jede Kategorie“. Erst vor einem knappen Jahr haben die beiden ausprobiert, ob sie denn auch als Duo harmonieren würden. Natürlich tun sie das, und zwar bestens.

Ausprobieren. Das ist das Stichwort. Neue Wege gehen, auch wenn man nicht genau weiß, wohin sie führen. Den Weg als das eigentliche Ziel begreifen, das ist die Devise. Dazu ist jedes Mittel recht. Die eigenen Vorbilder uminterpretieren, zum Beispiel Esbjörn Svensson, Pat Metheny, Michael Brecker oder David Sanborn in der fulminanten Zugabe. Die Jazzgeschichte nach Anregungen durchforsten und bei Cedar Walton und Miles Davis und sogar ganz früh bei Sidney Bechet fündig werden. Oder selber komponieren. Summers „Weird Blues“ und Manz’ „Desperation and Hope“ sind exzellente Beispiele dafür, dass sie auch diese Kunst bereits meisterlich beherrschen. Was auch immer sie an diesem Abend anpacken, an keiner Stelle spürt man auch nur eine Spur von Routine, nichts wirkt eingeschliffen – obwohl es natürlich Absprachen gibt und geben muss – nein, im Gegenteil, alles ist spannend und neu, auch für das Publikum, das das Duo sofort ins Herz schließt.

Rhythmisch zupackend, melodisch und mitreißend, zart und zerbrechlich: Die „Farbschatten“, die im Vorfeld als Motto des Abends genannt wurden, fallen unterschiedlich aus, was ja auch beabsichtigt ist, haben aber zumindest zwei Faktoren gemein. Sie sind von der sprühen Frische und dem Entdeckergeist der Musiker durchdrungen und weisen zudem die beiden als exzellente Techniker an ihren Instrumenten aus.

Es ist schon erstaunlich, über welch feine Spürnase Manfred Rehm als Programmmacher für das Birdland verfügt, wenn es darum geht, immer wieder neue Talente für den Club aufzustöbern, zu engagieren und in das ansonsten mit internationalen Stars und bereits etablierten europäischen Größen gespickte Programm zu integrieren. Hoffnungsträger wie Jakob Manz und Johanna Summer, Künstler, die gerade erste Schritte hin zu einer eigenen Karriere tun und schon jetzt so unglaublich gut sind.

Nicht umsonst steht das Birdland auch für Talentförderung. Und die Musiker, in diesem Fall Manz und Summer? Man würdigt die Fotos ihrer berühmten Helden an den Wänden des Clubkellers, zeigt sich beeindruckt aber alles andere als verängstigt, begreift den Auftritt in der weithin gerühmten Location als Chance und sorgt für die Erkenntnis, dass man sich um die Zukunft des Jazz hierzulande zumindest in personeller Hinsicht keine Sorgen machen muss.

DK



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