Reichertshofen

Abwasserüberleitung statt Teichkläranlage

Marktgemeinderat Reichertshofen bindet Hög und Ronnweg an Kläranlage Winden an

17.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:37 Uhr

Den Solarpark nahe dem Heideweiher in Reichertshofen betreibt die Firma Anumar bereits. Die Entscheidung über ein weiteres, 54 Hektar großes Photovoltaikprojekt hat der Gemeinderat vertagt. Foto: Vogl

Zur aktuell größten Baumaßnahme im Reichertshofener Ortsgebiet, der Kläranlagensanierung Winden, gehört auch der Bau einer Abwasserüberleitung von Hög und Ronnweg sowie letztlich die Auflassung der Kläranlagen dort. Was genau geplant ist, stellten Vertreter des Planungsbüros WipflerPLAN dem Gemeinderat Reichertshofen vor.

Die Teichkläranlagen der Ortsteile Hög und Dörfl sowie Ronnweg erfüllen die zukünftigen Anforderungen an die Reinigungsleistung nicht mehr. Somit stellten sich die Abwasserüberleitungen mit Anschluss an die Kläranlage Winden als wirtschaftlichste Lösung heraus, wie in einer früheren Sitzung beschlossen.

Neue Pumpstation anstelle Kläranlage Hög

Auf dem Gelände der bisherigen Kläranlage Hög wird neu eine Pumpstation mit einer Förderleistung von 6,2 Liter pro Sekunde errichtet. Die geplante Druckleitungslänge beträgt rund 1,2 Kilometer. Die Leitung verläuft entlang der Höger Straße durch den Ortsteil Au am Aign bis zum geplanten Verteilerschacht in Richtung Winden am Aign. Die Kläranlage Hög wird aufgelassen und renaturiert. Die Kosten belaufen sich auf rund 1,45 Millionen Euro brutto. Der Freistaat Bayern bezuschusst dies mit voraussichtlich 153000 Euro netto.

Bei der Mischwasserbehandlung und Abwasserüberleitung für Ronnweg ist die bestehende Regenentlastungsanlage aufgrund der Höhenverhältnisse künftig nicht mehr nutzbar. Im Zulauf zur Kläranlage Ronnweg soll eine neue Entlastungsanlage mit einem Stauraumkanal und einer Pumpstation zur Abwasserüberleitung Richtung Gewerbegebiet Ronnweg II entstehen. Die Pumpstation wird auf dem ehemaligen Kläranlagengelände errichtet. Die Förderleistung beträgt fünf Liter pro Sekunde, die geplante Druckleitungslänge beträgt 379 Meter. Auch die Kläranlage Ronnweg wird aufgelassen und renaturiert. Hier fallen  knapp zwei Millionen Euro an. Der Zuschuss vom Freistaat: voraussichtlich 47000 Euro.

Kostensteigerung durch nachträgliche Umweltmaßnahmen

Die deutliche Kostensteigerung im Vergleich zur Kostenschätzung von gut einer Milliion war für Wolfgang Freudenberger (SPD) Anlass zur Kritik. Er wollte wissen, woher die Mehrkosten kommen. Bürgermeister Michael Franken (JWU) und die Vertreter von Wipfler Plan antworteten ausführlich. Zusammengefasst hatte das Wasserwirtschaftsamt nachträglich zahlreiche Umweltmaßnahmen gefordert, die die Kosten in die Höhe getrieben haben. Die allgemeinen Preissteigerungen schlagen hingegen „nur“ mit rund 145000 Euro zu Buche.

Der Marktgemeinderat beschloss schließlich einstimmig die Abwasserüberleitung von den Kläranlagen Hög und Ronnweg mit Anschluss an die Kläranlage Winden und stimmte der Entwurfsplanung zu.

Photovoltaik auf 54 Hektar: Entscheidung vertagt

Zurückgestellt wurde ein Antrag auf Aufstellung eines Bebauungsplans für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage. Die Ingolstädter Firma Anumar will die Anlage errichten, die mit eine der größten in Bayern werden würde – wenn der Gemeinderat das Vorhaben billigt. Zur Vorstellung des Großprojekts war Markus Brosch, Geschäftsführer der Firma Anumar, im Gremium erschienen. In der Nähe des Ortsteils Starkertshofen soll auf einem Areal von 54 Hektar Freiflächen-Photovoltaik entstehen, zusammen mit einem Umspannwerk. Als die Pläne gezeigt wurden, hakte dritter Bürgermeister Georg Link (FW) ein: „Das geht auf Hohenwarter und Pörnbacher Seite weiter. Zusammen sind das eher hundert Hektar.“ Brosch stimmte zu, wenngleich Reichertshofen natürlich „nur“ über 54 Hektar abstimmen muss.

Der Anumar-Geschäftsführer erwähnte die Vorteile des Projekts: Förderung  der Energieautarkie, Co2-Einsparung von 44000 Tonnen, Abgabe von günstigem Strom an Endkunden vor Ort. Und natürlich Gewerbesteuer, die Anumar an die Gemeinde zahlt. Zusammenfassend sprach Brosch von einer „Win-win-Situation für alle Beteiligten“. Die neue Anlage soll 57750 Megawattstunden Strom erzeugen können.

„Wie werden die Flächen denn aktuell genutzt?“ wollte Gabi Breitmoser (CSU) wissen. „Teilweise ist das Grünland, teilweise wird die Fläche landwirtschaftlich genutzt, teilweise wird Mais für Biogasanlagen angebaut“, antwortete Brosch. „Können sich auch Bürger in Form einer Energiegenossenschaft beteiligen?“ fragte Waltraud Schembera (SPD). „Das bieten wir gerne an“, so der Anumar-Geschäftsführer.

Frage nach Agri-Photovoltaik und andere Unklarheiten

Bernhard Kirmaier (CSU) brachte das Thema Agri-Photovoltaik auf – also parallele Nutzung einer Fläche für landwirtschaftliche Pflanzenproduktion und Photovoltaik. „Das haben wir schon gebaut. Dazu braucht man spezielle Sonderkulturen, die Schutz suchen“, so Markus Brosch. „Für das Projekt hier ist das nicht angedacht?“ so Kirmaier weiter. „Ich bin dafür offen, wenn Sie sagen, das geht nur mit Agri-Photovoltaik“, zeigte sich Brosch kompromissbereit.

Als es zur Abstimmung ging, stellte Georg Link (FW) Antrag auf Vertagung des Punktes. Er sei nicht gegen Photovoltaik, könne aber über ein Projekt von dieser Größenordnung nicht „um Zehn nach Neun schnell mal abstimmen“, so Link. Er regte an, dass sich Vertreter aller Fraktionen erst einmal beraten sollten, welche Flächen man als Markt Reichertshofen generell für Freiflächenphotovoltaik zur Verfügung stellen wolle. Der Antrag wurde mit 16 zu 2 Stimmen zurückgestellt. In spätestens acht Wochen will das Gremium entscheiden, ob das Projekt abgelehnt oder das ergebnisoffene Bauleitplanverfahren mit Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung gestartet wird.

Arbeitsmarktzulage für Kindergarten St. Margaretha

Für die gemeindlichen Kindergärten hat der Markt Reichertshofen bereits die Zahlung einer Arbeitsmarktzulage beschlossen. Jetzt hatte auch das Kita-Zentrum St. Simpert Antrag auf vollständige Übernahme der Kosten für die Arbeitsmarktzulage beim katholischen Kindergarten St. Margaretha gestellt. Nach längerer Diskussion einigte sich der Rat mehrheitlich auf Übernahme von 100 Prozent der Kosten, in Umfang und Dauer wie bei den anderen Einrichtungen.

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