Altmannstein

Klima und Nachfrage bereiten Sorgen

Hopfenbauer Josef Schels aus Pondorf befürchtet bis zu 40 Prozent Ernteausfälle

02.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:06 Uhr

Mit zwei Traktoren werden heuer die Hopfenreben eingefahren. Fotos: B. Meyer

Von Bernhard Meyer

Pondorf – Seit ein paar Tagen wird auch in Pondorf auf dem Hof von Eva und Josef Schels der Hopfen geerntet. Etwas später als sonst ging es mit der Ernte los. Die Trockenheit machte auch vor den Hopfengärten nicht halt, so rechnet Schels mit Ernteausfällen von 30 bis 40 Prozent.

Auf 39 Hektar baut Familie Schels mittlerweile das „grüne Gold“ an. Doch nicht nur die klimatischen Bedingungen wiegen heuer schwer. Josef Schels hat eine Reihe von Flavour-Sorten im Bestand. Seit dem Jahr 2012 wurden diese Sorten speziell für Craft-Biere entwickelt. Der „Craft-Bier-Hype“ sei vorbei, hieß es in der Folge der BR-Sendung „Unser Land“ vom 22. Juli, bei der auch der Pondorfer Hopfenwirt zu Wort kommt. Geschildert wurde die Situation wie folgt: Die Spezialaroma-Sorten haben zwar einige nachhaltige Vorteile gegenüber manchen traditionellen Sorten. Doch was nützt es den Hopfenanbauern, wenn die Nachfrage am Markt nicht da ist? „Jetzt hock ma halt da auf unserem Hopfen“, sagt Schels in der Sendung.

Hüll Melon, Mandarina Bavaria oder Ariana heißen solche Flavour-Sorten. Die Sorten sind stabiler gegen Pilze, Hitze und Trockenheit. Es müssen auch weniger Spritzmittel dafür eingesetzt werden. Trotzdem: Fünf Hopfenbauern im Anbaugebiet Spalt haben ihre Flavour-Sorten bereits gerodet. Wenn die Nachfrage nicht besser werde, müsse auch er umstellen, sagt Schels. Vereinzelt veredeln aber bereits Brauereien ihre klassischen Rezepturen mit den Spezialaroma-Sorten. Die Veränderung sei von den Kunden positiv aufgenommen worden, berichtet ein Vertreter einer dieser Brauereien. Gezupft werden müssen die Dolden aber so oder so.

Familie Schels fährt die Ernte dabei in dieser Saison erstmals zur neuen Hopfenhalle außerhalb von Pondorf in der Nähe des Sportplatzes. Die beengte Lage im Dorf und auch die zu geringen Kapazitäten haben den Hopfenlandwirt dazu bewogen, die Pflückkapazitäten an die Hektarfläche anzupassen. In der neuen Halle wird nun deutlich schneller geerntet als noch im vergangenen Jahr.

An zwei Pflückmaschinen, die die Namen Tom und Anderl tragen, werden die Reben eingehängt. „Die Maschinen sind gebraucht und wurden beim Vorbesitzer schon so genannt“, sagt Josef Schels. Während Tom zuverlässig seine Pflückarbeit verrichtet, fliegt beim Anderl dauernd der Schutzschalter raus. Ist wohl nur eine Kleinigkeit, doch das kann nur der Elektriker herausfinden, meint der Hopfenbauer. Um die Kapazität erhöhen zu können, ist man nun auch mit zwei Erntewagen unterwegs. Sechs Wochen dauerte die Ernte im vergangenen Jahr. Wenn alles gut läuft, hofft man, heuer mit 20 Tagen auszukommen. Statt fünf Saisonarbeitern beschäftigt der Hof heuer sieben Personen.

Von den beiden Pflückmaschinen laufen die Hopfendolden über Fließbänder in den Bandtrockner.

Auch der ist deutlich größer geworden und hat die Ausmaße eines Einfamilienhauses erreicht. Vom Trockner geht es in die Konditionierung. Vier große Behälter stehen dort im oberen Bereich der Halle zur Aufnahme bereit. Ist die richtige Temperatur erreicht, kann der Hopfen gepresst und gesiegelt werden. Viele Arbeitsschritte, die sehr stark automatisiert sind. In einem Büro am Hallenende läuft die Steuerung zusammen. Von hier aus können viele Vorgänge überwacht werden, bei Bedarf kann man eingreifen.

Immer mit von der Partie ist natürlich auch Junghopfenlandwirt Maximilian Schels (fast sieben Jahre alt). „Eine Katastrophe“, sagt er. „Nix funktioniert.“ Bereits am ersten Tag habe es Probleme mit dem Hydraulikschlauch an einem der Erntewagen gegeben, meint der Junior. „Jetzt schaltet der Anderl dauernd aus.“

Die Probleme sind in Griff zu bekommen und die Hopfenernte läuft. Ganz begleiten kann der Maxi die Ernte heuer wohl nicht, denn am 13. September gehen auch in Bayern die Ferien zu Ende und Maxi muss die Hopfenhalle dann wieder mit dem Klassenzimmer tauschen.

DK

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