Riedenburg

Manege frei für den Circus Mulan

Vorstellungen beginnen am Freitag in Riedenburg – Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

31.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:12 Uhr

Das Zelt des Circus Mulan im Riedenburger Gewerbegebiet Aicholding steht bereits. Foto: Lippoldt

Von Miro Lippoldt

Riedenburg – Bevor die Vorstellung im Circus Mulan am Freitagnachmittag im Gewerbepark in Riedenburg losgehen kann, müssen die Spuren der letzten Show beseitigt werden. Während die Kinder der Zirkus-Familie Köllner die Manegenwände mit dem Dampfstrahler reinigen, bauen die anderen Familienmitglieder bereits das Zelt auf.

Nach 18 Monaten Zwangspause wegen der Corona-Pandemie kann der Circus Mulan endlich wieder loslegen. Mit 30 Tieren auf den Anhängern kommt er nach Riedenburg. Die Vorstellungen finden vom 2. bis zum 4. September statt.

Die Besucher und deren Kinder können nach der Show unter anderem Pferde, Ziegen, Lamas und Kamele streicheln. Dabei sollen die Vierbeiner stets entspannt und brav sein. „Meine Tiere sind ausgeglichen und bekommen genug Pausen“, sagt Jacqueline Köllner. Sie ist gemeinsam mit Ehemann Francesco Köllner die Inhaberin des Circus Mulan.

„Die Kinder wollen die Tiere, die sie in der Show sehen, anfassen“, weiß sie aus Erfahrung. Bei ihren Fellnasen müsse man sich also keine Sorgen machen. Sie streichelt Lama Hansi am Kopf, der ist seit über 30 Jahren in ihrem Besitz.

Während eines der Kinder Hansi über den Platz führt, bauen die Söhne Leroy und Jason Köllner alles für die kommenden Tage auf. Für die jungen Männer ist es eine Selbstverständlichkeit – schließlich gehören sie dazu. Während der 16-jährige Jason als Balancekünstler und Clown mitwirkt, arbeitet sein 15-jähriger Bruder Leroy als Jongleur und ebenfalls als Clown. Normalität für die Jungs. „Wir sind damit aufgewachsen und sind es gewohnt“, sagt Jason. Die Schule besuchen sie nicht – die kommt in Person von Privatlehrern zu ihnen.

Während Sabrina Köllner, die Schwester der Inhaberin Jacqueline Köllner, das Zelt von außen am Boden befestigt, stellt Jason die Stützen im Zelt auf und sichert sie. Trotz des Schattens unter dem großen Zelt kommt er ins Schwitzen.

„Vor vier oder fünf Jahren waren wir zuletzt in Riedenburg“, erinnert sich die Chefin Jacqueline Köllner. Der Auftritt damals sei ein großer Erfolg gewesen. Und dann kam Corona.

„Wir haben keine staatliche Hilfe bekommen“, bedauert die Inhaberin. „Weder Harz IV noch Kurzarbeitsgeld.“ Im Zirkus zu arbeiten sei kein anerkannter Beruf, berichtet Köllner. Stattdessen seien sie wie ein Gnadenhof behandelt worden – und der lebe von Spenden.

„Wären nicht viele Spender gewesen, hätten wir diese 18-monatige Pause nicht stemmen können.“ Die Gönner ließen dem Circus Mulan nicht nur Geld zukommen, sondern auch Heu und Sägespäne für die Tiere.

Das privat gesparte Geld der Familie sei mittlerweile aufgebraucht. Trotzdem sei der Verkauf der Tiere wegen Geldmangels „die letzte Option“, so die Inhaberin. „Meine Tiere sind wie meine Kinder und seine Kinder verkauft man nicht.“ Also seien sie auf die Besucher angewiesen. Sollen die jetzt den Ausgleich bringen? „Nein“, empört sich Jacqueline Köllner prompt. „So etwas machen wir nicht.“ Die Eintrittspreise seien in den vergangenen fünf Jahren gleichgeblieben. Und das solle so bleiben. Eigentlich müsste der Zirkus die Eintrittspreise erhöhen, denn auch für ihn wird alles teurer. „Aber das kann ich den Besuchern nicht antun“, betont die Inhaberin. Interessierte können sich also über annehmbare Preise freuen – am Sonntag dürfen Erwachsene die Show sogar zum Kinderpreis sehen.

Die Hoffnungen für die Vorstellung sind groß: „Wir wollen die Besucher begeistern“, kündigt Jacqueline Köllner an. Das sei ihr am wichtigsten. Sorge bereitet lediglich das Wetter. Bei der vergangenen Show habe es wegen der Hitze an Besuchern gemangelt, doch für Anfang September ist sie zuversichtlich.

Vor allem anstrengend könnte es für die tierischen Arbeitskräfte werden, doch die Inhaberin kennt ihre Fellnasen und erkennt, wann sie eine Pause einfordern. Den Vierbeinern gehe es gut, so Köllner. „Wenn sie nicht reisen dürften, würden sie krank werden“, glaubt sie. Schon wenn der Viehtransporter für die Abfahrt vorbereitet wird, seien die Tiere unruhig und wüssten Bescheid. „Sie sind es gewohnt zu reisen. Ohne meine Tiere könnte ich keinen Zirkus machen, da fehlt mir etwas.“

Trotz der öffentlichen Kritik und häufiger Skandale bezüglich großer Zirkusse mit exotischen Tieren wie Tigern und Elefanten befürwortet Jacqueline Köllner diese Zirkusse und möchte selbst in Zukunft ein Zebra. Trotzdem sei der Circus Mulan ein „alter, traditioneller Zirkus“, der versuche, mithilfe moderner Musik und Lichtshow mit der Zeit zu gehen.

Seit inzwischen mehr als fünf Jahren ist Familie Köllner in Bayern unterwegs. Von Großstädten halten sie sich fern. „In den Ballungsgebieten haben wir keine Luft mehr bekommen.“ Außerdem interessierten sich die Menschen dort kaum noch für den Zirkus, beklagt die Inhaberin. Sie freut sich auf die Vorstellung in Riedenburg. Und die Besucher? Die sollen „gute Laune mitbringen.“ Doch selbst wenn nicht, im Circus Mulan gibt es davon jede Menge.

DK



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