Hopfen „schwindet täglich dahin“

Wegen Hitze und Trockenheit: Spalter Hopfenpflanzer erwarten schlechte Ernte

Aber: „Es wird genügend Bier geben“

08.08.2022 | Stand 08.08.2022, 17:18 Uhr

Ein Pflanzerverband in Nöten: Geschäftsführer Wolfgang Jank (links), Vorsitzender Friedrich Kolb (3.v.r.) und HVG-Chef Frank Braun (Mitte, mit Vollbart) stellen sich bei einer Hopfenbegehung mit anderen Teilnehmern auf eine schlechte Ernte ein. Foto: Leykamm

Von Jürgen Leykamm

Vor einem Jahr jubelte man beim Hopfenpflanzerverband im Landkreis Roth noch über Spitzenergebnisse, sowohl bei der Menge wie bei der Qualität. Heuer muss man aber wohl einen echten Absturz hinnehmen, so jedenfalls das ernüchternde Ergebnis einer Hopfenbegehung.



Wenn ein Gipfel erst einmal erklommen ist, dann geht es danach nur noch bergab: Diese Bergsteigerweisheit hat sich nun auch im Spalter Hügelland bestätigt. Vor einem Jahr jubelte man beim hiesigen Hopfenpflanzerverband noch über Spitzenergebnisse beim Einbringen der grünen Dolden, sowohl bei der Menge wie bei der Qualität. Heuer muss man aber wohl einen echten Absturz hinnehmen, so jedenfalls das ernüchternde Ergebnis einer Hopfenbegehung.

Hopfen „schwindet täglich dahin“

„Wir durchwandern ein Tal der Tränen“, machte der Vorsitzende des Hopfenpflanzerverbandes, Friedrich Kolb, dabei deutlich, während ein weiteres Mal die Sonne vom blauen Himmel unbarmherzig auf die Reben niederbrannte. „Bei 30 Grad und mehr schwindet der Hopfen täglich dahin“, bedauerte der Pflanzerchef. Es sei nicht nur zu heiß, sondern auch viel zu trocken: „Wir werden heuer keine schwarzen Zahlen schreiben“.

Das Jahr zeige, dass das Thema Bewässerung bei Sonderkulturen, das in unserer Region schon auf den Weg gebracht wurde, weiter an Bedeutung gewinne. Und wie wie schnell eine gute Ausgangslage sich in ihr Gegenteil verkehren könne. „Hinter uns liegt eine Phase der Überproduktion“, so Kolb. Von der sei aber aufgrund der mangelnden Niederschläge nichts mehr zu sehen. Noch bleibe die bloße Hoffnung auf kühlere Witterung und Regen.

Aber: „Es wird genügend Bier geben“

2015 habe man schon einmal ein Jahr mit ähnlich schlechten Bedingungen gehabt. 2022 werde dieses Jahr jedoch noch übertreffen. Es wecke sogar Erinnerungen an das Extremjahr 2003. „Aber wir haben noch gesunde Betriebe und tolle Marktpartner“, versuchte der Vorsitzende zugleich etwas Optimismus zu verbreiten. Und eine gute Aussage für Brauer und Endkunden hatte er auch im Gepäck: „Der Hopfen wird reichen. Es wird genügend Bier geben“, so lautete Kolbs klare Botschaft. Ob die Erzeuger aber lediglich mit einem blauen Auge davon kommen, muss sich erst noch zeigen.

„Das wird ein bitteres Jahr“

Dabei habe das Hopfenjahr in Sachen Niederschläge gar nicht so schlecht begonnen. Doch ab Juli mussten die Gewächse dann „gnadenlos dursten“, sagte Wolfgang Jank, Geschäftsführer des Spalter Hopfenpflanzerverbands. Die schlechten Ernteerwartungen seien umso einschneidender für die Betriebe, weil ihnen im Gegenzug die Kosten für Diesel und Personal davon liefen. Das gelte zwar prinzipiell auch für den Pflanzenschutz, doch komme dieser dank der Hitze weniger zum Einsatz. „Aber das ist nur ein schwacher Trost für die Ernteausfälle. Das wird ein bitteres Jahr“, ist sich die Führungsspitze des Verbands einig. An sich befinde sich das mit 409 Hektar kleinste Anbaugebiet Deutschlands mit insgesamt 44 Betrieben trotzdem im Aufwind, könne es doch mit einem Plus von neun Hektar zugleich den größten Zuwachs verzeichnen.

Bei der Vermarktung laufen die Fäden zumeist bei Frank Braun zusammen, geschäftsführender Vorsitzender der Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) Spalt. Er hat keinen leichten Stand. Denn vergangenes Jahr verkündete er den Brauern noch, dass der Hopfen sich nicht verteuern werde, was aber witterungsbedingt doch geschehen müsse. Die Bierproduzenten haben aber ebenso zu kämpfen: „Auch für sie wird alles teurer – von der Reinigung der Anlagen bis zu den Kronkorken, hier ist der Markt förmlich explodiert.“

Unter diesen Umständen wunderten sich schon viele Verbraucher, warum denn das Bier nicht im Preis steige. Braun dazu: „Der Handel verweigert einfach die Preiserhöhung“ – gegen Lieferanten und Kunden, stellt er dessen Marktmacht heraus. Wohl dem Brauer also, der dank langjährigem Vertrag annehmbare Hopfenpreise zu zahlen braucht. Ohne einen solchen Vertrag „ist ein Jahr wie heuer für jede Brauerei eine Katastrophe.“

Den Pflanzern konnte bei der Begehung die amtierende Spalter Hopfenkönigin Stefanie Pschera neuen Mut zusprechen, die mit ihrem Gatten Klaus Meyer die Gärten mit durchstreifte. Allerdings sind viele Familien in Existenznot geraten. Sie mussten zusehen, wie das investierte Geld auf den Feldern sich buchstäblich in der Sonne pulverisiert.

„Eine katastrophale Ernte“

Die Lage an sich ist aber heterogen, wie Wolfgang Jank als Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Roth-Weißenburg im Gespräch mit unserer Zeitung verdeutlichte. So habe es etwa eine gute Kirschenernte gegeben, allerdings aufgrund des Wassermangels mit kleineren Früchten als sonst. Die Getreideernte sei „durchschnittlich bis unterdurchschnittlich“ ausgefallen. Vor allem spät zu erntende Getreidesorten wie der Weizen hätten recht leiden müssen.

Schlimm sei die Situation im Futteranbau. Einem guten ersten Grasschnitt folgten oft gar keine weiteren Schnitte mehr. Und wenn, dann mit wenig Ertrag. Beim Mais erlebe man auf den schwächeren Standorten „eine katastrophale Ernte“. Wenig Menge und schlechte Qualität – das sei die Bilanz fürs Grundfutter. Nun müsse teuer zugekauft werden. Auch den Kartoffeln fehle das Wasser.

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