Schrobenhausen

Vor Söder: Bürgermeister Reisner zapft Bierfass mit sieben Schlägen an

05.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:16 Uhr

Mit sieben Schlägen angezapft – da waren dann doch alle froh, alles voran natürlich Bürgermeister Harald Reisner.

Sieben Schläge hat Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner am Donnerstagabend benötigt, um das erste Fass Bier auf dem Volksfest anzuzapfen. Ministerpräsident Markus Söder war mit dabei und kommentierte die sieben Schläge.



So sieht ein Mann aus, der sich von niemandem dreinreden lässt, der in einem der wichtigsten Momente seines Politikerlebens ganz bei sich ist. Harald Reisner (FW), Schrobenhausener Bürgermeister, greift geradezu tiefenentspannt zum Hammer, man meint, die Energie fließen zu sehen, die er aus der brodelnden Bierzeltatmosphäre zapft und die nun in seinen Arm fließt, der wiederum ganz sachte ausholt und dann geradezu liebevoll den Hammer auf den Zapfhahn – nun: hämmert. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Fünfmal. Sechsmal. Der Hahn ist drin im Fass. Siebenmal. Sicher ist sicher.

Reisner: „Der Druck war schon ganz schön heute“

Nun, vielleicht war es für Harald Reisner am Donnerstagabend im Bierzelt auf der Stief’schen Volksfestwiesn nicht ganz so entspannt. Schließlich stand da kein Geringerer als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder neben ihm. Ein Mann, gestählt in unzähligen Volksfesten (man muss ja bei aller Freude über den hohen Besuch in Schrobenhausen eingestehen, dass es in diesen Tagen gar nicht mal soooo ungewöhnlich ist, dass ein Markus Söder vorbeikommt). Und dann war in letzter Zeit gelästert worden, der Bürgermeister könne gar nicht gscheit anzapfen.

Pah! Von wegen! Nachdem er einen tiefen Schluck aus dem Masskrug genommen hat, tritt Reisner stolz ans Mikrofon, um, wie üblich, die Prominenz zu begrüßen. Alle sind sie da, die Rang und Namen haben. Bundes-, Land- und Bezirkstagsabgeordnete, Kreis- und Stadträte sowieso, diverse Königinnen (wenn auch nicht die englische, die für eine Reise nach Schrobenhausen wohl doch schon zu alt ist), die versammelten Landräte der Region 10, inklusive Ingolstädter Oberbürgermeister (die, wie zu erfahren ist, eh grad in der Nähe ein Treffen hatten und dann halt noch schnell in Schrobenhausen vorbeigekommen sind), Vereinsvertreter und sogar ein paar Bürgermeister aus den Umlandgemeinden. Reisner begrüßt also und gesteht dann: „Jetzt bin ich froh, dass das mit dem Anzapfen geklappt hat. Der Druck war schon ganz schön heute.“

Söder bestätigt: Fass war ein schweres

Balsam auf die Seele dürften dann die Worte von Markus Söder sein. Der ist, wie gesagt, ein Volksfestprofi, hat das Fass begutachtet, „und da“, erklärt der Landesvater, „habe ich gesehen, dass dieses Fass ein schweres ist“. Söder geht noch einen Schritt weiter: „Ein ziemlich fieses Fass!“ Aber Reisner habe seine Aufgabe sehr gut gemacht – „Respekt!“ zollt ihm der Ministerpräsident.

Und dann geht Söder auf eine Frage ein, die sich derzeit angesichts von Krieg, Hunger, Pandemie und Umweltzerstörung auf der Welt so mancher stellen mag: Kann man in diesen Tagen überhaupt noch unbeschwert Volksfeste feiern? „Wir brauchen manchmal auch Zeit, um Kraft zu tanken und Lebensfreude“, meint Söder. Man solle also mit gutem Gewissen genießen. Ein Blick ins Bierzelt zeigt: Das Volk macht gerne, was der Landesvater sagt. Angesichts von Temperaturen um die 35 Grad schmeckt so eine kühle Mass natürlich besonders gut, auch wenn’s Radler, Spezi oder Mineralwasser ist. „Das ist das heißeste Volksfest, das es heute in Bayern gibt“, sagt Söder und bekommt natürlich Applaus.

Eine Stunde zuvor waren dem Ministerpräsidenten noch andere Töne zu Ohren gekommen. Ein paar Demonstranten hatten sich beim Empfang vor dem Rathaus unters feiernde Volk gemischt. Ein paar Trillerpfeifen waren zu hören, es ging um irgendwelche Masken oder Impfungen oder so Zeugs. Außer einigen Dutzend Polizisten interessierte sich kaum jemand dafür. Selfies mit Söder waren eindeutig beliebter.

SZ

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