Fusion im Handball

„Wir mussten etwas machen“

Die Handballer der HG Ingolstadt und der MBB SG Manching fusionieren zum HC Donau/Paar

04.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:19 Uhr

Vergangenheit und Zukunft: Michael Rothmund (links) und Katharina Müller (rechts) zeigen die Trikots der Vorgängervereine, Franz Schweiger das Logo des neuen „HC Donau/Paar. Foto: Roth

Von Norbert Roth

Ingolstadt/Manching – Der volle Name hat eine beachtliche Länge: „Handballclub ESV Ingolstadt-Ringsee/TV 1861/MBB SG Manching Donau/Paar“. Welche Idee sich hinter dem neu gegründeten Fusionsverein verbirgt, lässt sich indes auf eine kurze Formel bringen: „Gemeinsam sind wir stärker“, nennt es die neue stellvertretende Vorsitzende Katharina Müller. Und so haben die HG Ingolstadt (mit ESV Ingolstadt und TV 1861) und die MBB SG Manching beschlossen, zukünftig unter dem (etwas kürzeren) Rufnamen „HC Donau/Paar“ gemeinsame Sache zu machen. Im regionalen Handball dürfte durch diesen Großverein ein neues Kapitel aufgeschlagen werden.

Wie die Idee entstand

Ob Corona-bedingte Ausfälle, Auslandsaufenthalte oder Verletzungen, die personelle Situation bei den Handballteams der Gründervereine hatte sich im vergangenen Sommer noch einmal verschärft. „Für unsere erste Damenmannschaft standen noch sechs Spielerinnen zur Verfügung“, erzählt Müller, eine der Aktiven und seinerzeit auch noch Abteilungsleiterin in Manching. „Unter diesen Umständen hätte eine Teilnahme am Spielbetrieb keinen Sinn mehr gehabt, weshalb die Idee entstanden ist, doch mal beim Landesliga-Team der HG anzuklopfen.“ Bei den anderen Mannschaften war die Situation (noch) nicht ganz so dramatisch – die beiden ersten Herrenmannschaften konnten zum Beispiel in der Bezirksoberliga an den Start gehen – aufgrund der teils knappen Spielerdecke war aber häufig Improvisieren angesagt. Die Situation im Jugendbereich beschreibt Franz Schweiger, seinerzeit Finanzvorstand bei MBB, als „katas-trophal“. Für Joachim Murgg, bisher HG-Vorsitzender, war deshalb klar: „Jeder kratzte doch irgendwo am Existenzminimum herum, auf lange Sicht hätten beide Vereine kaum überleben können. Um sich nicht auch noch gegenseitig Ressourcen wegzunehmen, war es auch aufgrund der räumlichen Nähe beider Vereine klar, dass wir überlegen, ob wir nicht zusammengehen.“ Schnell wurde klar: „Wir mussten etwas machen“, wie Schweiger sagt. Und das hieß: Die Damen machen in der Saison 2021/22 mit der Zusammenlegung beider Teams unter Federführung der HG den Anfang – und parallel beginnt eine Projektgruppe das Thema Fusion vorzubereiten.

Der Testballon

„Am Anfang gab es natürlich auch ein paar Ängste, weil keiner so genau wusste, wie wir zusammenfinden“, erinnert sich Müller. Immerhin hatten die Manchingerinnen zuvor ja auch eine Liga tiefer gespielt und mussten sich nun in einer neuen Mannschaft und in der doch deutlich stärkeren Landesliga zurechtfinden. „Es war allen klar, dass wir Zeit brauchen werden. Zugleich sollte die Mannschaft im Vordergrund stehen, damit es einfach weitergeht.“ Ein gemeinsames Trainingslager ließ das Team menschlich zusammenwachsen, auf dem Feld „haben wir am Anfang aber noch Kraut und Rüben gespielt“, erinnert sich Müller mit einem Grinsen. „Bei den Spielen war aber schnell zu beobachten, dass es immer besser wurde. Hinten raus – auch wenn es für den Klassenerhalt zu spät war – hat die Mannschaft dann ja auch gepunktet“, beschreibt HG-Jugendleiter Michael Rothemund die Entwicklung. Sportlich endete die Testsaison des ersten Fusionsteams zwar mit dem Abstieg in die Bezirksoberliga, dennoch hatten alle Beteiligten am Ende das Gefühl: „Es hat gut funktioniert“, wie Schweiger meint. „Auf HG-Seite haben wir ja auch schon 30 Jahre Fusionserfahrung“, gibt Murgg zu Bedenken, „deshalb waren wir – auch wenn der Start vielleicht nicht so einfach war – eigentlich immer zuversichtlich. Und am Ende hatte sich die Mannschaft dann ja auch gefunden.“ Die gemeinsame Abschlussfahrt, an der nahezu alle Spielerinnen teilnahmen, kann als Beleg für den neu entstandenen Teamgeist gelten.

Der neue Verein

Die guten Erfahrungen bestärkten die Beteiligten. Folglich wurde die Fusion beschlossen, sodass ab sofort drei Herren- und vier Damenmannschaften (drei im Spielbetrieb) sowie zehn Jugendmannschaften und -trainingsgruppen unter dem neuen Namen „HC Donau/Paar“ Handball spielen. Geführt wird der Verein von einem paritätisch besetzten Vorstand, in den die Verantwortlichen beider Fusionsvereine eingebunden sind. Als Vorsitzender fungiert Joachim Murgg (bisher HG-Vorsitzender), Stellvertreterin ist Katharina Müller (bisher MBB-Abteilungsleiterin), Franz Schweiger ist Finanzvorstand (bisher MBB) und als Jugendwart zeichnet Michael Rothemund (bisher HG-Jugendwart) verantwortlich. Spielen und trainieren werden die knapp 90 Erwachsenen (je etwa 45 Männer und Frauen) und rund 150 Jugendlichen (fünf Mannschaften im Spielbetrieb) in der Ingolstädter Paul-Wegmann-Halle, in der Halle des TV 1861 Ingolstadt (Bezirkssportanlage Nordwest) und in Manching in der „Sporthalle am Lindenkreuz“ sowie in der Realschule „Am Keltenwall“.

Die Ziele

Die Fusionsbemühungen in der jüngeren Vergangenheit (z. B. zwischen der HG und dem MTV Ingolstadt) scheiterten letztlich daran, „dass vor allem die ersten Seniorenmannschaften zu sehr im Fokus standen“, wie Müller berichtet. Zwar streben auch beim neuen HC Donau/Paar die Bezirksoberliga-Herren (unter Trainer Markus Anders) und die Bezirksoberliga-Damen (unter Karolin Diesner) kurz- bis mittelfristig die Rückkehr in die Landesliga an, ein ganz wichtiger Fokus soll aber zugleich auf der Jugendarbeit liegen. „Unser Ziel ist es, in naher Zukunft wieder in allen Altersklassen Mannschaften anbieten zu können“, erklärt Jugendwart Rothemund. „Nur so halten wir die Jugendlichen konstant beim Handball und können irgendwann auch unsere Erwachsenenteams mit eigenen Kräften verstärken.“ Auch für den neuen Vorsitzenden Murgg ist klar: „Nur so können wir den Fortbestand der Sportart Handball in der Region sicherstellen.“

PK



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