Nürnberg

Badesee macht Nürnberg viel Arbeit

Mit der Eröffnung der neuen Wasserwelt am Wöhrder See hat die Stadt alle Hände voll zu tun

04.08.2022 | Stand 22.09.2023, 20:19 Uhr

Das sind zwei der drei Probleme des Wöhrder Sees: Müll und Federvieh. Fehlt nur noch der Mensch. Foto: Pelke

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Je höher die Temperatur nach oben klettert, desto mehr strömen die Nürnberger an die neue Wasserwelt am Wöhrder See. Den sommerlichen Run auf Badebucht, Liegewiese, Sandstrand & Co. bekommen auch die Mitarbeiter der Stadtreinigung zu spüren.

Auch an diesem Morgen platzen die Mülleimer fast aus allen Nähten. Pizzaschachteln und Weinflaschen tummeln sich als Überbleibsel nächtlicher Picknicks neben den Parkbänken.„Das Hauptproblem ist das zunehmende Müllaufkommen“, sagt eine Sprecherin der Stadtreinigung. Jetzt in den Sommermonaten würden die Abfallbehälter täglich geleert. Sogar am Sonntag könnten die kommunalen Reinigungskräfte keine Pause einlegen, um den beliebten See im Herzen der Stadt nicht vermüllen zu lassen.

Bevor Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor rund zehn Jahren damit begonnen hat, den alten Stausee mit viel Geld vom Freistaat wieder auf Vordermann zu bringen, konnte Nürnberg die Uferpromenaden eher stiefmütterlich behandeln. Spätestens nach der Flutung der Noriskusbucht neben dem 400 Meter langen Damm dürften diese Zeiten vorbei sein gewendet. Mittlerweile gilt der Nürnberger See als „arbeits- und kostenintensivste Grünanlage“ in der gesamten Stadt. Eintritt wie im Freibad müssen die Besucher trotzdem nicht bezahlen.

Offiziell ist die Norikusbuchtkeine Badestelle

Auch Katharina ist an diesem Morgen mit ihrem Badehandtuch ans Ufer geeilt, um sich kostenlos in die Fluten stürzen zu können. „Ich finde die Bucht echt genial“, sagt Katharina und lässt die Augen über die Wasseroberfläche schweifen, die an diesem Morgen spiegelglatt in der Sonne glitzert. „Das Wasser ist herrlich erfrischend“, freut sich die Nürnbergerin. Die Wassertemperatur müssten die Badegäste mit den Zehenspitzen erfühlen. Eine genaue Temperaturanzeige gibt es für die Schwimmer nicht. Dieser Service fehlt laut Ulrich Fitzthum vom staatlichen Wasserwirtschaftsamt deshalb, weil die Norikusbucht offiziell „keine Badestelle“ ist. Obwohl selbst der Ministerpräsident hier schon ins Wasser gehüpft ist, sei das Baden am „Söder-Beach“ lediglich nicht ausdrücklich verboten. Ohne den Stempel als Badesee, gebe es auch keine Daten zur Wasserqualität.

Immerhin würde das städtische Gesundheitsamt trotz bürokratischer Spitzfindigkeiten handeln, wenn die Gesundheit der Badegäste in Gefahr sei, so Fitzthum. Der Hintergrund sei schnell erklärt: Wäre die Norikusbucht eine offizielle Badestelle, müsste erheblich mehr Aufwand getrieben werden. Neben einem Bademeister wären beispielsweise auch Umkleiden vorgeschrieben. „Das kann niemand leisten und die Bucht soll ja auch nur das ‘normale‘ Baden in einem Fluss ermöglichen, wo auch niemand permanent die Badegewässerqualität prüft“, erinnert Fitzthum an die Tatsache, dass sicher hinter der neuen Wasserwelt eigentlich „nur“ die aufgestaute Pegnitz verbirgt.

Das Naturerlebnis scheint die Fans des Stausees besonders anzuziehen. „Nur die Gänse und der Müll nerven beim Baden ein bisschen“, sagt Katharina und zeigt auf das Federvieh, dass scharenweise auch an diesem Morgen über die Liegewiese schnattert. Neulich habe eine Frau die Gänse im Wasser sogar mit Nudelsalat gefüttert, erzählt Katharina und verdreht die Augen. Nach einem dezenten Hinweis habe die Dame die schwimmenden Nudeln wieder aus dem See gefischt, sagt Katharina.

Derweil ist im Hintergrund ein städtischer Mitarbeiter immer noch damit beschäftigt, volle Müllsäcke aus den Abfalleimern auf seinen orangenen Pritschenwagen zu laden. „Heute geht es sogar noch“, sagt der Mann und rollt mit seinem Mini-Müllauto ein paar Meter weiter. Um das Strandfeeling nicht zu gefährden, hat Nürnberg im Kampf gegen den Gänsekot eine spezielle Kehrmaschine angeschafft. Damit kann der feine Sand gereinigt werden. Gegen einen anderen Zweibeiner scheint die Maschine aber hilflos zu sein. „Abends ist es hier in der Norikusbucht schon teilweise bis spät in die Nacht sehr laut“, sagt Katharina, die nur ein paar Meter vom Strand entfernt wohnt.

Mit großen Hinweistafeln versucht die Stadt derweil die Partylaune im Uferbereich zu bremsen. Neben dem kommunalen Ordnungsdienst würde auch eine private Sicherheitsfirma speziell an den Wochenenden in den Abend- und Nachtstunden rund um den See patrouillieren, um zusätzlich für Ordnung zu sorgen. Sogar ein Forschungsprojekt mit der Überschrift „Wöhrder Seewärts“ und dem Slogan „Beteiligen und Bewegen“ ist in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Hochschule gestartet worden, um die Bevölkerung für einen schonenden Umgang mit dem neuen Freizeitparadies zu gewinnen.

Gänse, Müll und Lärm ganz oben auf der To-do-Liste

Nach ersten Infoveranstaltungen sind die Wissenschaftler laut Homepage zu dem wahrscheinlich vorhersehbaren Ergebnis gekommen, dass Gänse, Müll und Lärm ganz oben auf der To-do-Liste für den neuen Nürnberger Stadtsee stehen. Bis diese Probleme aus der Wasserwelt geschafft sind, werden „Södersee-Fans“ wie Katharina wohl weiterhin gegen die negativen Begleiterscheinungen trotzig anschwimmen müssen.

HK

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