Die Abschlussarbeiten ihrer dreijährigen Schreinerausbildung präsentieren die Nachwuchshandwerker aus dem Landkreis Eichstätt am Wochenende im Haus des Gastes am Domplatz. Am Sonntag, 24. Juli, können die Gesellenstücke zwischen 11 und 16 Uhr besichtigt werden.
Eindrücke im Video:
Jeder Arbeitsschritt musste sitzen. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Denn von der ersten Idee über die Planung bis zum fertigen Gesellenstück können gut sechs Monate vergehen.
Bevor die Öffentlichkeit einen Blick auf die Arbeiten werfen darf, steht deren Bewertung an. Insgesamt 15 Gesellenstücke sind eingereicht worden, sagt der stellvertretende Schreinerinnungsmeister Christian Körber. Eine Fachjury bewertet die Stücke anhand von Kriterien wie Formgebung, Farbe und Verarbeitung. „Eine Ausstellung in dieser Form machen wir heuer zum ersten Mal“, so Körber. Der Beruf verdiene mehr Aufmerksamkeit, findet er: „Kaum ein Handwerk ist so vielseitig wie das der Schreiner.“
Arbeiten müssen gewissen Schwierigkeitsgrad haben
Ein Blick in die ehemalige Johanniskirche scheint sein Lob zu bestätigen. Massive Schreibtische, filigrane Kommoden und Wandschränke, ein Sideboard mit massig Stauraum oder eine ausklappbare Outdoorküche – alles gefertigt von den Lehrlingen. „Die Arbeiten müssen natürlich einen gewissen Schwierigkeitsgrad haben“, erklärt Alexander Weber, Lehrer für Holztechnik an der staatlichen Berufsschule Eichstätt. Das letzte Wort haben jedoch immer die Meister in den Ausbildungsbetrieben. Besonders soll das Gesellenstück sein, aber auch alltagstauglich und kein reines Showobjekt.
Maximal 80 Arbeitsstunden stehen den Auszubildenden dafür zur Verfügung, verteilt über mehrere Monate im letzten Lehrjahr. Die Outdoorküche stammt von Körbers Lehrling Levi Frank. An der Idee tüftelten sie lange gemeinsam. Man gebe den Jungs und Mädels Tipps und Einschätzungen zur Machbarkeit des Plans. Bauen müssen sie aber alleine, so Körber.
Lehrstellen können im Landkreis gut besetzt werden
Entgegen dem Trend in vielen Branchen kann das Schreinerhandwerk noch nicht über mangelnden Nachwuchs klagen, sagt Alexander Weber. Angebotene Lehrstellen können im Landkreis bislang gut besetzt werden. „Unser Vorteil ist die Vielfältigkeit des Berufs und der Interessenten. Von Bewerbern ohne Schulabschluss bis zu Abiturienten ist alles dabei.“ In fast jedem Ort gebe es einen Schreiner, sagt Körber: „Der Ausbildungsplatz muss nicht immer in der großen Stadt sein.“ Selbst wenn es nicht zu hundert Prozent passe, könne man immer noch wechseln. „Der eine baut lieber Türen und Fenster, der andere Designermöbel. Man muss für sich die richtige Nische in unserem Feld finden.“
Eine klare Vorhersage zur Eignung für den Beruf gebe der Schulabschluss deshalb nicht. Zu verschieden die Ausbildungsbetriebe, zu unterschiedlich die Stärken der jungen Leute, sagt Holztechniklehrer Weber. Im ersten Lehrjahr absolvieren die Schreiner ein Berufsgrundschuljahr (BGJ). 50 Prozent Praxis, 50 Prozent Theorie. Dieses System gebe es nur noch in Bayern, sagt Weber. Mit Abitur lässt es sich überspringen. Die Inhalte muss man sich dann jedoch selbst aneignen. Ab dem zweiten Lehrjahr geht es in den Betrieb. Teilweise haben die BGJler noch gar keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche und suchen erst in diesem Jahr, wenn sie merken, dass ihnen der Beruf gefällt. Die Norm sei das aber nicht, weiß Weber aus seinem Alltag. „Der Kontakt untereinander ist eng bei uns. Wenn ein Meister einen Lehrling sucht, fragt er als eine der ersten Stationen bei uns an, ob jemand ohne Ausbildungsvertrag in der Klasse ist.“
Was seit Jahren zunehme, ist der Frauenanteil in der Branche. 6 von 36 Schülern in den Schreinerklassen an der Eichstätter Berufsschule sind Schreinerinnen. Unter den Bewerberinnen sei der Abiturientenanteil überdurchschnittlich hoch. „Sie sehen die Ausbildung häufig als Basis für ihren weiteren Weg im Bereich technisches Zeichnen oder in ein Architekturstudium“, sagt Weber. Immer mehr junge Frauen blieben aber im Beruf, auch wenn der noch immer größtenteils männlich geprägt sei.