Feuerwehr und Landwirte mahnen

Wenig Regen bringt nur kurze Verschnaufpause in der Region

Kreisbrandrat und Bauern-Obmann betonen, dass Brandgefahr und Trockenheit noch nicht vorbei sind

22.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:55 Uhr

Nach nur einem Tag mit Regen können die Bauern die künstliche Bewässerung ihrer Felder, wie hier bei Rothheim zwischen Bruck und Maxweiler, auf keinen Fall einstellen. Foto: Stark

Von Sebastian Hofmann und Christian Tamm

Der Regen, der am Mittwoch und Donnerstag im Landkreis Neuburg gefallen ist, war für die meisten Menschen wohl willkommen und angenehm. Viel gebracht hat er aber leider nicht.



An der allgemein schwierigen Situation für die Einsatzkräfte, die seit Tagen zu zahlreichen Bränden ausrücken mussten, hat sich dadurch aber nicht viel geändert, wie Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier befindet. Und auch der Landwirtschaft hat das wenige Wasser, das sich aus dem Himmel ergoss, nicht all zu viel gebracht, bestätigt Bauern-Obmann Ludwig Bayer.

Der Kreisbrandrat bittet weiter um Vorsicht

Kreisbrandrat Stefan Kreitmeier braucht im Gespräch mit unserer Zeitung nicht lange, um auf eine bekannte wie treffende Floskel zurückzugreifen: „Das ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt er in Bezug auf den Regen des zurückliegenden Donnerstages. Was die Brandgefahr in Wäldern und auf Feldern betrifft, so schätzt der Fachmann die Wassermengen als nicht ausreichend ein, um eine „große Verbesserung“ der Lage herbeizuführen. „Im Wald ist davon sowieso fast nichts angekommen. Wenn man den Waldboden aufmacht, dann ist der wahrscheinlich nach zwei Millimetern immer noch trocken.“

Sicher habe der Regen nun das bereits auf Feldern liegende Stroh befeuchtet, aber beispielsweise noch stehendes Getreide sei in wenigen Stunden wahrscheinlich genauso trocken wie zuvor. Kreitmeier erinnert in diesem Zusammenhang an die ausgedörrten Böden, die aufgrund der lang anhaltenden Hitze der vorangegangenen Tage kaum in der Lage gewesen seien, das Wasser aufzunehmen. „Da hat’s wahrscheinlich meist nur eine Staubschicht weggewaschen.“

Wegen der Umstände bittet Kreisbrandrat Kreitmeier die Bevölkerung in Neuburg-Schrobenhausen darum, weiterhin wachsam und vorsichtig zu sein. Zigarettenkippen gehörten generell nicht einfach in die Landschaft geschmissen, in diesen Zeiten schon gleich gar nicht. „Wenn irgendwo eine unklare Rauchentwicklung ist, darf man ruhig die 112 anrufen“, sagt der oberste Feuerwehrler in Neuburg-Schrobenhausen. Die Einsatzkräfte seien immer bereit, hinauszufahren.

Über mangelnde Arbeit können sich die Wehren im Landkreis derzeit nicht beschweren. Wie berichtet, waren sie mit Löscharbeiten in Ammerfeld und Burgheim gefordert, dazu kam der Großbrand in Klingsmoos, „einer der größten Einsätze der letzten Jahre“, wie Kreitmeier berichtet.

Wegen der örtlichen Nähe waren Wehren aus Neuburg-Schrobenhausen am Mittwoch sogar vor den heimischen Kräften bei einem weiteren Großbrand in Koppenbach (Gemeinde Hohenwart, Kreis Pfaffenhofen). „Da sieht man die Brisanz des ganzen Themas.“

Und wenn es wegen der Trockenheit gerade nicht brennt, dann bleibe das Alltagsgeschäft nicht aus, so Kreitmeier, der auf den Großeinsatz am Leitner-Weiher wegen einer betrunkenen Stehpaddlerin verweist und von einem umgestürzten Baum berichtet, den die Feuerwehr Neuburg nach den Windstößen in der Nacht zum Donnerstag auf der Grünauer Straße hatte beseitigen müssen. Man stehe auch in engem Kontakt mit den anderen Hilfsorganisationen und die vom Landkreis beschafften Versorgungs-Lastwagen mit unter anderem Waldbrandmodulen und Wassertanks seien für die Feuerwehren in Neuburg-Schrobenhausen derzeit wertvoller denn je.

Landwirten hilft der Regen nicht viel

Mit Blick auf die kommenden Tage, für welche wieder Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke und nur wenig Niederschläge vorhergesagt sind, könnten bei zahlreichen Landwirten die Sorgenfalten noch ein wenig tiefer werden. „Wir bräuchten regelmäßige Niederschläge rund ums Jahr und natürlich auch Schönwetterphasen“, sagt Ludwig Bayer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Der Landwirtschaftsmeister verweist auf die unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten in Neuburg-Schrobenhausen. Da gebe es sand- und kieshaltige Böden, die Wasser schlechter speichern könnten. „Auf diesen Flächen könnte der Ertrag heuer geringer ausfallen. Und da bringt es auch nichts, wenn es mal eine Woche etwas feuchter ist.“

Nicht wenige Landwirte müssen deshalb auf künstliche Bewässerung ihrer Felder zurückgreifen, das ist vor allem bei Feldgemüse oder Kartoffeln der Fall, bei Getreide lohne sich dies im Grunde genommen dagegen nicht. Nach eigenem Belieben dürfen die Landwirte aber nicht künstlich bewässern, denn dazu braucht es behördliche Genehmigungen. Mit Sorge blicken Bauern im gesamten Freistaat aktuell auf ihre trockenen Felder hinaus. In mehreren Landkreisen in Bayern versucht man derzeit, durch mit Wasser gefüllte Güllefässer, die in der Nähe von Feldern abgestellt werden, für den Ernstfall gewappnet zu sein. Ein großer Wunsch von Feuerwehren, die so über viele dezentrale Wasserreserven verfügen. Das kann aber nicht jeder Landwirt leisten, wie BBV-Kreisobmann Bayer berichtet, denn in der Regel hätten nur seine Berufskollegen, die Tiere halten, Güllefässer zur Verfügung.

Pläne, eine Anordnung zur Verteilung solcher Behälter in die Fläche an die Landwirte zu erlassen, gibt es im Landratsamt nicht, wie Sprecherin Sabine Gooss berichtet. Zum einen verweist die Behörde auf die beiden beim THW in Neuburg und der Feuerwehr Untermaxfeld stationierten Versorgungs-Lastwagen. Zum anderen seien die Feuerwehr-Kommandanten in ihren Ortschaften sehr gut vernetzt und könnten im Ernstfall schnell auf Güllefässer der örtlichen Bauern zurückgreifen.

DK

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