Rock’n’ Soul mit einer Prise Funk

The Greyhounds aus Texas rocken die Neue Welt in Ingolstadt

30.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:43 Uhr

Gut gelaunt und motiviert: Anthony Farrell, Russell Lee und Andrew Trube. Foto: Leitner

Von Karl Leitner

Ingolstadt – Daheim in Austin, Texas werden The Greyhounds oftmals als eine Mischung aus ZZ Top und Hall & Oates bezeichnet. Das kann man durchaus unterschreiben, doch was Anthony Farrell (Keyboards, Gesang), Andrew Trube (Gitarre, Gesang) und Russell Lee (Schlagzeug, Gesang) an diesem Abend bei ihrem Ingolstadt-Konzert bieten, ist noch viel mehr. Mit süffigem Rhythm’n’Blues und Soul rockt das Trio aus der Neuen Welt die hiesige Neue Welt in der Griesbadgasse.

Farrell und Trube kennt man als Teil von JJ Grey & Mofro, als exzellente Komponisten und erfahrene Interpreten. Auf ihrem aktuellen Album „Primates“ von 2020 ist keine einzige schwache Nummer zu finden und auf deren Vorgängern auch nicht. Seit Jahren liegt die Messlatte in kompositorischer Hinsicht also sehr hoch. Das Konzert in der Neuen Welt beweist, dass das in der Live-Situation ganz ähnlich ist. Mutige Riffs, tolle Hooks, hinreißende Refrains und die kleinen aber feinen dazwischen gestreuten Instrumentalpassagen machen „Nobody’s Judging“, „Set Us Free“ oder „Rocky Love“ zu vorzüglichen Live- Nummern, an denen man sich schier nicht satt hören kann.

Wobei es freilich deutlich erkennbar zwei Kategorien gibt. Aus der Feder Trubes stammen die Riffsongs, schmutzige, aus dem texanischen Staub gezogene Rhythm-’n’-Blues-Kracher, von Farrell kommen die näher am Soul orientierten Titel, die er mit einer Stimme singt, die stellenweise sogar an die von Steve Winwood erinnert, was auch noch dadurch unterstützt wird, dass er seine Keyboards an manchen Stellen auf dessen Farben eingestellt hat. Und wenn dann erst noch die berühmte Dosis Funk und mit ihr der absichtlich sparsam agierende aber um so mehr groovende Drummer ins Spiel kommt, geht so richtig schön die Post ab und die Beine der Zuhörerschaft machen sich quasi selbstständig.

Ja, die Greyhounds legen mit ihrem Auftritt in der Neuen Welt einen überaus bemerkenswerten Auftritt hin und sorgen damit für einen rundum mehr als gelungenen Abend. Woran aber auch der Ingolstädter Max Albecker alias Max Rogue seinen Anteil hat. Er nämlich ist – ausnahmsweise mal ohne seine Band The Vagabonds – für das Vorprogramm zuständig. Lässig und unaufgeregt sorgt er mit einem halben Dutzend Songs aus seinem Album „My Mind“ und neuen Stücken dafür, dass Stimmung und Erwartungshaltung beim Publikum gleich mal auf dem richtigen Level liegen. „Und jetzt viel Spaß mit den Greyhounds“, sagt er nach seinem Kurzset. „Ich vermute, die machen jetzt gleich ein Fass auf.“

Und genau das passiert dann auch. Was vermutlich nicht von ungefähr kommt. Dies ist der letzte Auftritt des Trios in Europa, bevor es in der Nacht noch via Amsterdam nach Hause geht. Letzte Auftritte einer Tour haben immer einen ganz eigenen Charakter. Meistens sind die Musiker bei dieser Gelegenheit ganz besonders gut drauf und besonders motiviert. Dass dies auch in der Neuen Welt beim Greyhounds-Konzert der Fall war, war von der ersten bis zur letzten Minute offensichtlich.

DK



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