Beilngries

Beeindruckender Besuch im wohl „ältesten Haus von Beilngries“

Jurahausverein unternimmt Radtour im Altmühtal

26.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:52 Uhr

Auf Bewunderung stießen die Lehmwickel. Foto: F. Rieger

Beilngries – „Respekt – das ist der Wahnsinn.“ Die Begeisterung war spür- und hörbar, als sich die Jurahaus-Radlgruppe am Sonntagvormittag im vermutlich ältesten noch bestehenden Beilngrieser Gebäude umgesehen hat. Man sei sehr dankbar, einen Blick in ein solches Vorzeigeprojekt werfen zu dürfen, so der einhellige Tenor.

Bei Sommerwetter hatte sich die gut zehnköpfige Gruppe am Morgen aufgemacht zu einer gemeinsamen Radtour, organisiert vom Jurahausverein mit Sitz in Eichstätt um die Vorsitzende Eva Martiny. Startpunkt war in Beilngries, wo man sich zunächst einige Stationen eher im Vorbeifahren ansah. Dass im Laufe der Jahre nicht immer nur verantwortungsbewusst mit alten und doch wertvollen Gebäuden umgegangen worden sei, müsse man leider durchaus bilanzieren, so Eva Martiny gegenüber unserer Zeitung. Seit vielen Jahren setzt sich der Jurahausverein in der ganzen Region dafür ein, dem entgegenzuwirken. Wie wichtig das nach wie vor sei, könne man an der Anzahl an Hinweisen ablesen, die auf der Internetplattform „Jurahäuser in Not“ eingehen.

Ein Argument, das man als Verein immer gezielter vorbringe, auch politischen Amtsträgern gegenüber, sei die CO2-Bilanz. Die sei bei Abriss und Neubau im Vergleich zu einer fachgerechten Sanierung verheerend – und deshalb sei der reine Vergleich von Baukosten eine „Milchmädchenrechnung“, so Martiny. Denn: Die CO2-Rechnung zahle die Allgemeinheit.

Doch glücklicherweise gebe es auch positive Beispiele, wie man als Gesellschaft mit dem traditionellen Häuserbestand umgehen kann. So machte die Radfahrergruppe in Beilngries zunächst kurz Station bei einem alten Haus am Übergang Sulzpark/Altstadt, das nun von einem Ingolstädter Architekten-Ehepaar hergerichtet wird. Und dann durfte man dem „Melberhaus“ im Inneren Graben einen Besuch abstatten. Es soll aus dem Jahr 1397 stammen; für kein anderes Bestandshaus in Beilngries ist aktuell ein solch frühes Baujahr per Untersuchung nachgewiesen, wie es vor einem Jahr bei einem Politiker-Besuch in dem Gebäude geheißen hat (wir berichteten). Aktuell findet dort ein Sanierungsprojekt für echte Liebhaber statt. Dass Letzteres Voraussetzung ist, um sich der fachgerechten Instandsetzung eines solch alten Bauwerks anzunehmen, wurde für die interessierten Besucher mehr als deutlich. Und so gab es viel Lob und Bewunderung für die Familie Werner aus Kinding. In deren Besitz befindet sich das Gebäude – und als Betreiber eines Restaurations-Fachbetriebs sind die Werners selbst hervorragend geeignet, um ein solches Projekt zu stemmen. Die Familie richtet das alte Gebäude wieder zum Wohnen her, wahlweise für sich selbst oder zum Vermieten. Begeistert begutachtet wurden an diesem Sonntag vor allem die von der Familie selbst gefertigten Lehmwickel für die Decke.

Mit diesen schönen Eindrücken im Gepäck machte sich die Gruppe schließlich auf zu den weiteren Stationen der Jurahaus-Radtour im Altmühltal, zu denen insbesondere noch die Obermühle in Mühlbach zählte.

rgf



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