„Altmühl-Jura“

Ja zur Fusion der Raiffeisenbanken - Solide Basis für glückliche Ehe

23.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:58 Uhr

Fast alle Hände gehen bei der Abstimmung für die Fusion nach oben. Nur acht Nein-Stimmen werden abgegeben. Fotos: Karch

Von Andrea Karch

Just married! Beide haben Ja gesagt zu einer Ehe zwischen zwei gleichberechtigten Partnern: Die Raiffeisenbanken Greding-Thalmässing und Beilngries haben sich im wahrsten Sinne getraut und werden künftig unter dem gemeinsamen Familiennamen „Altmühl-Jura“ zu finden sein.



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Dafür dass die Ehe zwischen den beiden Banken kein Abenteuer ist, in das sich die 8000 Mitglieder Hals über Kopf stürzen, haben die Verantwortlichen mit einer monatelangen akribischen Vorbereitung und einer transparenten Information der Genossen, Mitarbeiter und Kunden gesorgt. Belohnt wurde das mit einer überwältigenden Zustimmung zur Fusion. 97,56 Prozent der bei der Generalversammlung der Raiffeisenbank Greding-Thalmässing abgegebenen Stimmen votierten für die Fusion. Die Genossen in Beilngries hatten am Vortag mit einem Votum von 98,87 Prozent sogar noch über diesem Ergebnis gelegen.

97,56 Prozent der Stimmen für die Fusion

Um 21.03 Uhr konnte Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Lang das Ergebnis verkünden. Die 178 Mitglieder, die über 330 Stimmen verfügten, hatten ihr Votum abgegeben: Bei acht Neinstimmen und zwei Enthaltungen steht unter dem Strich eine Zustimmung von 97,56 Prozent. Die Steilvorlage aus Beilngries ist damit fast erreicht worden. Allerdings mussten Vorstand und Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Greding-Thalmässing eine Stunde länger auf das Ergebnis warten als die Kollegen in Beilngries. Denn als übernehmende Bank war der bürokratische Vorlauf ein ganzes Stück länger als in Beilngries. Umso breiter war das Lächeln auf den Gesichtern der Verantwortlichen nach Bekanntgabe des Ergebnisses.

Gerhard Lang hob in seiner letzten Generalversammlung als Aufsichtratsvorsitzender das Engagement aller Beteiligten hervor, von Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeitern. Die hätten nicht nur die Herausforderungen der Corona-Pandemie gestemmt, sondern auch viel Einsatz in die Vorbereitung der Fusion gesteckt. Bis die im November auch technisch vollzogen ist, werden rund 200 Arbeitstage an Mehraufwand zusammenkommen. Lang attestierte ein gutes „Fundament für eine vereinigte Bank“.

Sehr gute Strukturen seien die Partner dieser Fusion

Zwei Banken gleicher Größe und mit sehr guten Strukturen seien die Partner dieser Fusion, unterstrich Vorstandsvorsitzender Ralph Weber. „Wir sind jetzt in einer Position, in der wir aktiv und selbstständig agieren können.“ Gründe für eine Fusion gebe es genug: Einerseits würden die aufsichtsrechtlichen Anforderungen auch an kleine Banken immer höher, andererseits müsse man sich als Bank auf veränderte Kundenbedürfnisse einstellen und das Beratungsangebot ausweiten. Zu Beilngries habe man schon lange gute nachbarschaftliche Beziehungen, man verfolge die gleiche Zielsetzung und ergänze sich optimal. „Hier ist eine Fusion auf Augenhöhe möglich.“

Er zeigte sich überzeugt, dass hier eine Region zusammenwachse an der Nahtstelle zwischen den Landkreisen Roth und Eichstätt. Man könne sich als „ländliche Bank zwischen den Metropolregionen positionieren“. 20.000 der 26.000 Einwohner in diesem Gebiet seien Kunden der Bank, 8000 Mitglieder. 100 Mitarbeiter werden künftig in sechs Geschäftsstellen tätig sein. Bei einem Geschäftsvolumen von 1,3 Milliarden Euro und einer Bilanzsumme von 600 Millionen Euro werde man eine betriebswirtschaftlich effiziente Größe haben. „Wir sind noch so klein, dass wir schnell und effizient reagieren können, aber groß genug, um die Anforderungen erfüllen zu können.“

Geschäftsstelle wird aufgewertet

Auch der Genossenschaftsverband Bayern, der geprüft hatte, ob die Fusion im Sinne der Mitglieder sei, nannte sie „betriebswirtschaftlich vorteilhaft“. Die Raiffeisenbank Beilngries bringt das Immobiliengeschäft mit Hausvermittlung und -verwaltung mit in die Ehe, die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing das Warengeschäft und die Stromversorgung. Verwaltungssitze werden Greding, Thalmässing und Beilngries sein. Ralph Weber wird als Vorstandsvorsitzender seinen Sitz in Greding haben, ebenso wie Heinrich Regensburger. Thomas Schmidtner wird als stellvertretender Vorstandsvorsitzender einen Sitz in Beilngries haben. Thomas Geisner wird mit 13 Marktfolgemitarbeitern in die Geschäftsstelle in Thalmässing ziehen und „das Gebäude mit Leben füllen“. Damit sei gewährleistet, so Weber, dass die Impulse beider Banken Eingang in die Arbeit fänden. Die Kosten der Fusion würden sich in zwei bis drei Jahren amortisieren, rechnete er vor.

In der Zeit des Zusammenwachsens brauche man die vier Vorstandsmitglieder, zeigte er sich überzeugt. Ob später nur drei oder zwei übrig blieben, müsse der Aufsichtsrat mittelfristig entscheiden. Der setzt sich künftig aus sechs Mitgliedern zusammen: Aus dem Gremium der Bank Thalmässing-Greding kommen Martin Obermeyer, Matthias Pfitzinger und Andreas Schuster, aus Beilngries Friederike Keidel, Vera Gabler und Markus Schmidt. Aufsichtsratsvorsitzende soll Friederike Keidl werden, ihr Stellvertreter Matthias Pfitzinger. Georg Netter aus Beilngries und Gerhard Lang aus Greding scheiden altersbedingt aus dem Aufsichtsrat aus,

„Ihr habt einen guten Namen ausgesucht“, sagte Gredings Bürgermeister Manfred Preischl mit einem breiten Grinsen, nennt sich doch auch schon die Leadergruppe, der Greding angehört, „Altmühl-Jura“ . Die Stadt Greding befürworte die Fusion, weil man damit Stärken bündeln könne. Preischl hob die Bedeutung der Bank als Steuerzahler und Gönner und Förderer hervor.

Ausführliche Information aller Beteiligten wichtig

„Der Weg ist gut und richtig“, war sich auch Thalmässings stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf sicher. „Wenn zwei gleichberechtigte Partner zusammenkommen, ist das eine gute Basis für eine funktionierende Ehe.“ Wichtig sei es gewesen, die Betroffenen, die Kommunen, Betriebe, Mitarbeiter und Kunden, ausführlich zu informieren. Kreichauf freute sich über den Erhalt der Geschäftsstellen und die Stärkung des Standorts Thalmässing und bat die Mitglieder um ein überzeugendes Votum.

Von einer rechtzeitigen und ständigen Information sprach auch Betriebsratsvorsitzender Thomas Nieberle. Zwar seien Veränderungen für einzelne Mitarbeiter nicht vermeidbar, doch es sei positiv, dass in den nächsten fünf Jahren betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen seien. „Wir freuen uns auf die Kollegen aus Beilngries.“ Nach der Fusion wird es einen gemeinsamen Betriebsrat geben, eine Einrichtung, die es in Beilngries bisher nicht gibt.

Als „großer Fan einer regionalen Raiffeisenbank“ bezeichnete sich Vorstand Heinrich Regensburger. Er erinnerte an die im Jahr 2000 vollzogene Fusion zwischen den Banken in Greding und Thalmässing, die zum wohle der Region gewesen sei.

Flitterwochen bringen ganzen Berg an Arbeit

Nach einer Vielzahl von Abstimmungen - fast alle einstimmig und ohne Fragen - zu den Formalien der Verschmelzung und einer ausführlichen Darlegung des Vertrags sowie des positiven Prüfungsgutachtens des Genossenschaftsverbands Bayern, stand die Abstimmung an. Mit nur 8 Neinstimmen bei 330 Stimmzetteln war das Ziel erreicht: ein eindeutiges Ja des Bräutigams. Jetzt können die Flitterwochen kommen, die aber nur einen Berg Arbeit bringen. Denn bis zur technischen Verschmelzung am Wochenende vom 11. bis 13. November gibt es noch viel zu tun.

HK



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