Denkendorf

„Noch eine Woche frische Erdbeeren“

Wetterbedingungen und Sparzwänge der Kunden stellen Betreiber von Feldern vor Herausforderungen

23.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:00 Uhr

Ihre Ausbeute an Erdbeeren zeigen Eva und Kathrin Mayer sowie Katharina, Sebastian und Barbara Anetsberger (von links). Besonders für die Kinder ist das Pflücken ein Highlight. Foto: Enslein

Von Florian Enslein

Denkendorf – Rolf Schowalter von Erdbeeren Funck in Denkendorf steht auf einem seiner Felder. In den Reihen links und rechts von ihm pflücken Menschen Erdbeeren und füllen sie in Behälter. Auch Schowalter zupft eine Frucht und hält sie hoch: „Die Erdbeere hat einen Sonnenbrand.“ Statt rot ist die Haut der Frucht an einer Stelle weiß. „Den Pflanzen geht es genauso wie uns Menschen. Auch ihnen macht die Hitze zu schaffen – und auf den Feldern gibt es keinen Schatten“, sagt er.

Generell machen extreme Wetterbedingungen den Anbau nicht einfacher, so der 56-Jährige. Besonders problematisch in dieser Saison ist die Trockenheit. „Das hat schon vergangenes Jahr angefangen. Im Herbst hat es sehr wenig geregnet, und auch dieses Frühjahr blieben die Niederschläge vielerorts aus“, sagt Schowalter. Das führe dazu, dass eher kleinere Früchte wachsen.

Probleme wegen der Trockenheit

Je nach Region und Erdbeerfeld gestaltet sich die Situation aber individuell. „Einerseits konnten wir ein Feld überhaupt nicht öffnen, andererseits sind die Bedingungen auf den meisten Feldern in Ordnung“, erklärt Schowalter. Künstlich bewässert hat er seine Erdbeerfelder bislang nicht: „Es geht bisher ohne. Es muss gehen.“

Bernhard Bauer aus Hofstetten dagegen hat in den letzten Wochen „not-bewässert“: „Die Pflanzen haben gekocht.“ Hitze und Trockenheit machen auch seinem Erdbeerfeld zu schaffen. Bauer berichtet über Sonnenbrand bei Früchten und den ausbleibenden Mai-Regen, der für das Wachstum der Erdbeeren so wichtig ist. „Heuer war eines der trockensten Frühjahre seit Beginn der Datenerfassung“, stellt er heraus. Eine künstliche Bewässerung sei aber dennoch die Ausnahme. „Schließlich verursacht das enorme Kosten“, sagt Bauer.

Neben der Zunahme von Wetterextremen macht sich für beide Betreiber diese Saison speziell eins bemerkbar: Es kommen weniger Kunden als in den vergangenen Jahren. „Regionale Produkte liegen seit einigen Jahren immer mehr im Trend. Heuer geht die Nachfrage aber wieder deutlich zurück“, sagt Schowalter. Als Hauptgrund macht er Sparzwänge seitens der Kunden aus. Die Kosten für vieles steigen und an gewissen Stellen werde deshalb gespart. Statt zu regionalen Erdbeeren greifen viele eher zur billigen Alternative aus Spanien. „Mit den Dumpingpreisen können wir natürlich nicht mithalten“, ergänzt Bauer.

Lieber keine Früchteaus dem Ausland

Für Barbara Anetsberger, die zusammen mit ihren Kindern Katharina und Sebastian zum Erdbeerpflücken gekommen ist, sowie für Kathrin Mayer mit Tochter Eva sind billige Erdbeeren aus dem Ausland keine Alternative. „Ich kaufe nur regionale Erdbeeren aus Bayern, die keine langen Lieferwege hinter sich haben“, sagt Anetsberger. Am liebsten hole sie die Früchte direkt selbst vom Feld. „Außerdem geht es dabei ja nicht nur um das Produkt an sich, sondern um das ganze Erlebnis. Schon ich bin mit meiner Mama aufs Erdbeerfeld gegangen – und jetzt ist es für meine Kinder jedes Mal ein Highlight“, erzählt sie, während die Kinder die Eimer füllen. „Darüber hinaus“, wirft Mayer ein, „verwenden wir die Erdbeeren auf ganz vielfältige Weise: für Marmelade, als Erdbeer-Limes oder natürlich direkt zum Naschen.“

Feldbetreiber Bauer stellt fest: „Aktuell kommen noch Leute. Die Erdbeersaison neigt sich zwar langsam ihrem Ende zu, ist aber noch nicht vorbei.“ Sowohl Bauer als auch Schowalter ziehen trotz Trockenheit und geringerer Nachfrage eine positive Zwischenbilanz. Es sei eine durchschnittliche Saison, meint Bauer. Zusätzlich warten aktuell noch viele reife Früchte auf die Ernte. „Und viele noch grüne Erdbeeren, gerade von späteren Sorten, reifen in den kommenden Tage noch“, sagt Bauer und fügt direkt an: „Frische Erdbeeren gibt es noch mindestens eine Woche.“ Schowalter hat für alle Erdbeersucher auch noch einen Tipp parat: „Einfach mal unter dem Stroh schauen. Da verstecken sich oft die besten.“

EK

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