Pfaffenhofen

Wie viel Geld kostet die Gesundheit?

Intensive Debatte rund ums Pfaffenhofener Krankenhaus – Gutachten zur Kliniklandschaft ein Geben und Nehmen

22.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:02 Uhr

Die erste Kreistagssitzung unter Albert Gürtner im Saal des Landratsamts – und was für eine: Bei der Sondersitzung rund um die Situation an der Ilmtalklinik ging es erst im öffentlichen, vor allem aber später im nichtöffentlichen Teil hoch her. Foto: Ermert

Von Patrick Ermert

Pfaffenhofen – Die Stimmung ist angespannt gewesen, als sich die Pfaffenhofener Kreisräte am Montag zur Ilmtalklinik-Sondersitzung trafen. Sogar schon im öffentlichen Teil. Dabei war da noch eitel Sonnenschein angesagt. Geschäftsführer Peter Lenz konzentrierte sich zunächst auf die guten Nachrichten, die es vom Klinikfirmament zu vermelden gab. Die dunklen Wolken – vor allem in Form des erwarteten Jahresdefizits in Höhe von 13 Millionen Euro – sparte er sich für die interne Debatte auf.

Landkreis übernimmtBürgschaft für Fördergelder

So war der Neuigkeitswert zunächst eher überschaubar. Erst wurden zwei neue Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat gewählt: Ludwig Wagner und Ulrich Franz ersetzen Karin Nadler und Sören Sörensen. Auch die Sicherheitsleistung für die zu erwarteten Fördergelder, die im Zuge der Generalsanierung des Pfaffenhofener Krankenhauses in den Landkreis fließen werden, war nur eine Formalie. Für den ersten Bauabschnitt bürgt der Landkreis gegenüber dem Freistaat in einer Höhe von 10,2 Millionen Euro. Landrat Albert Gürtner (FW) wurde einhellig ermächtigt, den Vorgang über die Bühne bringen zu dürfen. Widerworte gab es keine. Relevant wird diese Bürgschaft ohnehin nur, falls es zu Rückzahlungen der Förderung kommen sollte. „Was sehr unwahrscheinlich ist“, wie Beteiligungsmanager Christian Degen ausführte.

Danach ergriff Lenz das Wort. Im vergangenen Jahr arbeitete das Klinikpersonal so fleißig, dass über 1000 Casemix-Punkte mehr als noch im Jahr 2019 erreicht wurden. An diesen Punkten orientiert sich die Vergütung, die das Krankenhaus von den Kassen erhält. „Der Anstieg ist außerordentlich für den Coronazeitraum“, sagte Lenz und sprach von guter Qualität, die geleistet werde. „Wir haben gewaltige Potenziale“, ergänzte er. Und es werde gerade erst damit begonnen, diese zu heben.

Danach erwähnte der Geschäftsführer noch den voraussichtlichen Erhalt der Notfallstufe 1 für Mainburg, die Gründung eines MVZ in Pfaffenhofen und positive Verhandlungen über das Pflegebudget mit den Krankenkassen. „Da konnten wir eine Million Euro mehr heraushandeln als gedacht“, sagte Lenz. Also eigentlich lauter frohe Botschaften. Sie wirkten allerdings vor dem Hintergrund eher beschönigend, dass kurz danach ziemlich verheerende Zahlen folgen sollten.

Entsprechend zwiegespalten wirkten die Launen und Wortbeiträge der Räte. Landrat Gürtner stellte noch einmal heraus, dass er der Kritik aus den Reihen der CSU wenig abgewinnen konnte – und dass diese auch bei den Ärzten und beim Klinikpersonal schlecht angekommen sei. Martin Rohrmann (CSU) bekräftigte daraufhin, dass auch die CSU-Fraktion an der kommunalen Trägerschaft des Krankenhauses festhalten wolle und dass dem Klinikpersonal keinerlei Schuld an der finanziellen Misere zuzuschreiben sei. „Trotzdem geht ja offensichtlich einiges in die falsche Richtung, und das muss man auch ansprechen können“, ergänzte der CSU-Fraktionssprecher.

Max Hechinger wünschtsich keine Störfeuer mehr

Fast schon gebetsmühlenartig wiederholte Max Hechinger (FW) sein Bekenntnis zur Generalsanierung und zum Weg, den die Klinik eingeschlagen hat. „Wir haben einen roten Faden gefunden, und den sollten wir nicht durch Störfeuer in Gefahr bringen“, meinte er. Das Krankenhaus sei ein sensibler Bereich, in dem nicht alles mit Geld aufgewogen werden könne. „Wir sind auf Kurs – und Wechsel nicht mehr zeitgemäß“, befand Hechinger.

Gürtner ging auch auf das angestoßene regionale Strukturgutachten für die Krankenhauslandschaft ein. Derzeit werde der Auftrag erteilt und die Fragestellung eruiert. „Da geht es um Zusammenarbeit, um Leuchttürme und Kompetenzzentren“, sagte Gürtner. Vor allem aber sei es ein Geben und Nehmen, bei dem kein Krankenhaus in Ingolstadt, Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt und Pfaffenhofen auf der Strecke bleiben dürfe. Jens Machold (CSU) befürchtete, dass Ingolstadt egoistisch agieren und wenig Rücksicht auf die Landkreise nehmen könnte. „Das regelt die Fragestellung“, entgegnete der Landrat. „Es werden alle Beteiligten ein Auge drauf haben, dass niemand hinten runterfällt.“ Auch die zentrale Frage des Gutachtens nannte Gürtner: „Wie viel Geld sind wir bereit für unsere Gesundheitsversorgung auszugeben?“

Hitzige Debatte dreht sichum die Kardinalsfrage

Diese Kardinalsfrage stand auch im Mittelpunkt der weiteren Sitzung – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dem Vernehmen nach soll es dort „hitzig und intensiv“ zur Sache gegangen sein. Es soll viel Kritik geäußert worden sein – und es wurde leidenschaftlich diskutiert. „Bis am Ende gefühlt alle kapitulierten, weil die Lage einfach sehr schwierig ist“, meinte ein Kreisrat.

PK

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