Ingolstadt

Fliegender Holländer in Ingolstadt: Was Sieger Menno Vloon beim Meet-IN nicht gefiel

17.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:09 Uhr

Trotz seines ersten Platzes beim Meet-IN an Fronleichnam war Stabhochspringer Menno Vloon aus den Niederlanden mit der Leistung nicht restlos zufrieden. Foto: Meyer

Ingolstadt - Am Ende war Menno Vloon der einzig verbliebene Athlet, der im Stadion des MTV Ingolstadt versuchte, in für ihn bislang unerreichte Höhen vorzudringen. Zu mehr als übersprungenen 5,75 Metern sollte es für den Niederländer beim Stabhochsprung-Wettkampf des 20. Meet-IN am Fronleichnamstag allerdings nicht reichen. Vom Rekord im MTV-Stadion, den Tim Lobinger 1997 mit 5,96 Metern aufgestellt hatte, war er damit ein gutes Stück entfernt.

Zu einem überlegenen Sieg reichte es für Vloon trotzdem, so richtig happy wirkte der Niederländer bei seinem Premierenerfolg auf der Schanz allerdings nicht. „Das Ergebnis ist okay, aber nicht mehr, ich bin schon höher gesprungen.“ In der Tat knackte das 29-jährige 1,77 Meter große Kraftpaket im Freien bereits die 5,85 Meter, in der Halle hatte er im Vorjahr sogar überragende 5,96 Meter erzielt und damit den niederländischen Rekord in nicht für möglich gehaltene Höhen geschraubt. Warum er davon dieses Mal allerdings ein gutes Stück entfernt war? „Während der letzten Sprünge hat mir der Schatten etwas Probleme bereitet“, nannte Vloon einen Grund. Ein weiterer dürfte vor allem Torben Blech, der im Vorfeld des Meetings als Mitfavorit gehandelt worden war, nicht gefallen: „Ehrlich gesagt hat mir die Konkurrenz gefehlt. Es ist ein Unterschied, ob du ab einer bestimmten Höhe jedes Mal nur alleine an den Start gehst, oder gegen andere antrittst. Ich brauche Konkurrenz, um meine Bestleistung abrufen zu können, mir gibt das einen extra Schub“, erklärte Vloon und schob hinterher: „Ich weiß nicht, ob ich noch mal nach Ingolstadt komme. Ich habe gewonnen, für mich ist diese Veranstaltung damit abgehakt. Es sei denn die Konkurrenz ist nächstes Mal stärker.“ Sein Ziel für die kommenden Wettkämpfe: „Ich will die sechs Meter knacken, dafür werde ich hart arbeiten.“

Konkurrenz hätte Vloon, der nach dem Finnen Urho Kujanpaa (2017) erst der zweite Ausländer ist, der die traditionsreiche Ingolstädter Veranstaltung gewinnen konnte, insbesondere von Blech bekommen sollen. Der Hausrekord des Leverkuseners liegt bei 5,86 Metern. Doch der Deutsche Hallenmeister von 2021 kam in Ingolstadt vor den Augen von Bundestrainerin Christine Adams, die im Übrigen auch Vloon trainiert, nicht über für ihn enttäuschende 5,35 Meter hinaus und zeigte sich entsprechend frustriert. „Ich bin unzufrieden. Ich bekomme momentan nicht meine Leistung auf die Strecke. Technik und Schnelligkeit sind da, auch mit meinem Stab bin ich zufrieden, aber das Timing hat einfach nicht gepasst“, haderte der 27-Jährige nach seinem dritten Platz unter den neun Startern. Dass es Blech besser kann, zeigte er beim Warmspringen, wo er die 5,70-Meter-Marke knackte. Auch während des Wettkampfs sah es zunächst so aus, als könnte der Athlet des TSV Leverkusen ein Wort um den Sieg mitreden. Seine Einstiegshöhe von 5,35 Metern meisterte er zwar erst im zweiten Versuch, bei diesem war aber ein gutes Stück Luft zwischen ihm und der Stange, so dass auch die nächsthöhere Stufe von 5,55 Metern machbar erschien. Hier war allerdings nach drei Fehlversuchen Endstation. „An den äußeren Bedingungen hat es nicht gelegen, die waren super. Ich stecke momentan in einem Tief. Es ist nicht einfach, da rauszukommen. Ich hoffe, dass ich nächste Woche bei den deutschen Meisterschaften eine bessere Leistung abrufen kann“, sagte Blech, der hofft, sich bei den Titelkämpfen für EM und WM qualifizieren zu können. Dafür sind allerdings 5,75 Meter nötig.

Von dieser Marke war in Ingolstadt auch Tom Linus Humann ein Stück entfernt. Der Athlet des Schweriner SC durfte sich trotzdem als Gewinner fühlen: Mit seinen übersprungenen 5,55 Metern stellte der amtierende Deutsche Hallenmeister einen neuen persönlichen Rekord auf und sicherte sich hinter Vloon den zweiten Platz. „Ich bin nicht so gut reingekommen, habe mich dann aber steigern können“, sagte der 24- Jährige. „Am Ende bin ich super zufrieden.“ Zu seiner Leistungsexplosion habe auch das Ingolstädter Publikum beigetragen, dass die Athleten mit Klatschen und Anfeuerungsrufen puschte: „Dass die Zuschauer hier im Stadion so nah an die Sportler herandürfen ist ungewöhnlich, ich fand das aber sehr gut.“ Rund 600 dürften es nach Schätzung des stellvertretenden MTV-Abteilungsleiters Karl Eberle gewesen sein. Auch Sieger Vloon hatte ein Lob für die Zuschauer: „Die Stimmung war besser als ich erwartet hatte“, sagte er.

DK



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