Rohrbach

Von der Quelle bis zur Mündung

Die Rohrbacherin Anne Fishburn und Denise Balatoni aus Langenbruck wandern die Ilm entlang

19.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:10 Uhr

Die beiden Freundinnen Denise Balatoni (links) und Anne Fishburn sind im vergangenen Jahr die Ilm entlang gewandert. Foto: A. Ermert

Von Anna Ermert

Rohrbach – „Wo die Natur Hindernisse darbietet, wächst auch die Kraft“: So lautet ein Zitat von Alexander von Humboldt. Mit Anne Fishburn aus Rohrbach und Denise Balatoni aus Langenbruck haben sich im vergangenen Jahr zwei nicht mehr ganz junge Abenteuerinnen dieses Zitat verinnerlicht und sich auf den Weg gemacht. Die beiden gebürtigen Engländerinnen entdeckten die Ilm von den Quellen bei Pipinsried und Tandern bis zur Mündung in die Abens, wo sie dann vereint bei Eining in die Donau münden. Insgesamt sind die zwei Wanderinnen an 25 Tagen 114,5 Kilometer unterwegs gewesen.

Am 20. Mai 2021 setzten sich die zwei Wanderinnen in ihre Autos, fuhren an die Quellen der Ilm und starteten ihr Abenteuer: „Immer wieder etwas Neues zu sehen, machte uns Spaß“, erzählen die beiden. „Es ist toll, eine so wunderbare Gegend, so schöne Plätze und Eindrücke direkt vor der Haustür zu haben, da muss man nicht in die Berge fahren.“ 20 Tage waren die beiden Freundinnen unterwegs, weitere fünf Tage nutzten sie für eine Extratour. Noch immer schwärmen sie noch heute von diesem Abenteuer.

„Denise wandert genau wie ich auch gerne quer durch die Felder und deshalb haben wir uns dieser Herausforderung auch gestellt“, erzählt Anne Fishburn. Ihre Begleiterin aus Langenbruck ergänzt: „,Geht nicht, gibt’s nicht‘, sagte die Anne immer – und dann ging’s auch tatsächlich immer weiter.“

Die neue Heimat erkunden

Jede Etappe hatte ihren eigenen Reiz, doch am besten gefallen hat Denise Balatoni das obere Ilmtal. „Es ist sehr interessant, so breit, grün und offen“, erklärt sie. „Kleine Ortschaften wie Pischelsdorf sind die lebendigen Farbtupfer dazwischen, einfach schön. An vielen kleinen Kirchlein kamen wir vorbei.“ Wann immer es möglich war, warfen die beiden auch einen Blick in die Gotteshäuser.

Anne Fishburn gefiel ganz besonders die Quelle bei Pipinsried. „Da ist es richtig urig. Man muss sich durch Brennnesseln durchkämpfen und über Baumstümpfe klettern. Einfach idyllisch war es da oben.“

Wenn Denise Balatoni so zurückblickt auf die Touren sagt sie: „Eigentlich habe ich erst jetzt meine neue Heimat mit den richtigen Augen gesehen. Ich lebe jetzt 40 Jahre hier und habe bei dieser Wanderung so einiges zum ersten Mal kennengelernt. Es war ein schönes Erlebnis.“

Beide Wanderinnen stammen ursprünglich aus England und wollten so ihre neue Heimat genau kennenlernen. „Meistens waren wir allein unterwegs. Es war erholsam, wir gingen langsam und auf eine Art und Weise war es eine kleine Pilgerwanderung ohne religiösen Hintergrund“, sagen sie. Es war für die beiden Freundinnen ein einmaliger Spaziergang – ohne viel zu reden, haben sie die Landschaft und den Fluss auf sich einwirken lassen.

Anne Fishburn ergänzt noch: „Die Etappen waren nicht zu lange. Es war teilweise auch ziemlich heiß.“ Ein bisschen umständlich war, dass sie immer zwei Autos brauchten. „Wir mussten uns immer nach Brücken umsehen, um auch auf die andere Ilmseite zu kommen“, sagt sie. Am Anfang ist die Ilm ja noch ein Babyfluss, sie wird aber später dann schon zu einem richtigen Fluss, wissen die zwei Abenteuerinnen jetzt.

Doch nicht immer waren die zwei Frauen vollends begeistert. Der neunte Tag beispielsweise war ein harter. „Bei der Scheller-Mühle in Reisgang hat es mir an diesem Wandertag einfach gereicht“, gibt Balatoni zu. „Ich wollte weg von der Ilm und marschierte trotz Warnschildern einfach über das Mühlengelände.“ Allerdings wurde die Wanderin dort dann doch gestoppt – und kehrte wohl oder übel zurück zur Ilm.

Abenteuerlich abseits der Wege unterwegs

Zu Beginn ihrer Tour sind sie immer auf den beschriebenen Wegen nach GPS und Navi gewandert. „Dann wurden wir mutiger, es war dann auch trockener“, sagt die Langenbruckerin. „Wir hätten mindestens die Hälfte der Wanderung nicht machen können, wenn wir nicht immer wieder querfeldein gelaufen wären. So haben wir uns dann einfach selbst einen Weg gesucht – da war die Anne ein richtiger Pfadfinder.“

„Schon abenteuerlich“ waren die Wassergräben, die auf den Onlinekarten auch nicht immer zu finden waren. Zwischen Affalterbach und Kleinreichertshofen beispielsweise hatten sie dann einen wirklich abenteuerlichen Trip. Nur zwei Kilometer lang, aber die hatten es in sich: „Wir gingen gefühlt stundenlang durch hohes Schilfgras, Brennnesseln – und die eingezeichnete Brücke war nicht zu finden“, erzählen die Freundinnen. Das Ilmtal ist dort sehr breit, die Ilm mäandert, viele Bäume sind dort den Bibern zum Opfer gefallen, bleiben einfach liegen und auf einmal ging es nicht mehr weiter. Mutig watete dann zuerst Dennis Balatoni in ein vermeintlich stehendes Gewässer, um ans andere Ufer zu kommen und Anne Fishburn folgte dann auch, wenn auch zögerlich. Doch es stellte sich heraus: „Wir haben das total unterschätzt, dass ein Fluss doch fließt, auch wenn man meint, es ist ein stehendes Gewässer“, sagt Fishburn. „Der Boden war moorig, wir sanken bei jedem Schritt tief ein und waren bis zur Taille im Wasser – und heilfroh, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten.“ Doch da war dann das Gras mannshoch und kaum ein Durchkommen. „In den Maisfeldern war es dann besser zum Laufen“, kann Fishburn inzwischen darüber lachen. Ein andermal standen sie plötzlich auf der Landebahn der Modellflieger, das Schild hatten sie auch übersehen.

Das Plätschern als Begleitmusik

Ein schönes Wegstück sei auch der Ilmabschnitt zwischen Fahlenbach und Parleiten, zwischen den vielen Hopfengärten. Immer wieder treffe man da auf Biberwege, die vom Flussufer ins nächste Maisfeld führen, erinnern sich die beiden Wandererinnen.

Die letzten Etappen ab Münchsmünster und Gaden waren für die beiden auch Neuland: „Da wurde es langsam Herbst, die Natur veränderte sich, die Bäume wurden bunt. Dann auf einmal war alles kahl, aber auch das war schön. Und immer war eine herrliche Stille um uns, nur das Plätschern des Wassers war unsere Begleitmusik“, sagen die beiden Freundinnen.

Nach gut zwei Wochen war es dann vorbei – doch überraschender als gedacht. „Obwohl wir es natürlich erwartet haben: Am 6. November war es plötzlich da, das grüne Schild mit 0,0 Kilometern, das Ende unserer Tour“, erinnern sich die beiden Frauen. „Wir waren sehr glücklich und sehr stolz, haben uns umarmt, Fotos gemacht und ich habe aus meinem Rucksack zwei kleine Sektflaschen geholt, die dann sofort ausgetrunken wurden. Es war alles ein bisschen irreal, wir konnten kaum glauben, dass wir es wirklich geschafft haben.“ Mit den beiden feierte diesen Sieg eine Schwanenfamilie, die das Wandererduo genau an der Mündung der Ilm mit der Abens begrüßt hat.

Inspiriert zu diesem Abenteuer wurde Anne Fishburn durch das Buch von Sepp Spratter „Das Ilmtal – Ein Stück bayerische Heimat“ und Denise Balatoni war gerne bereit ihre Freundin auf diesen Trip zu begleiten. Die Zwei kennen sich schon seit 35 Jahren und suchen sich auch immer wieder neue Herausforderungen. Jetzt sind sie gerade unterwegs auf den Spuren der Baum-Naturdenkmäler im Landkreis. Auf ihrer Ilmwanderung haben sie auch schon ein paar dieser Denkmäler entdeckt. Und sicher fällt diesen zwei Abenteuerinnen danach wieder eine neue Herausforderung ein.

PK

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