Hilpoltstein

Auszeichnung für Weltladen und Repair-Café

Zwei Ehrenamtspreise der Sparkasse Mittelfranken-Süd für 2021 gehen an zwei Hilpoltsteiner Organisationen

14.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:16 Uhr

Bei der Preisverleihung der Ehrenamtspreise der Sparkasse Mittelfranken-Süd in Hilpoltstein: Sparkassen-Vorstandsmitglied Michael Preissinger, Laudatorin Petra Beringer, Landrat Herbert Eckstein, Preisträger Thomas Döbler (Repair-Cafè), Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl, Preisträgerin Claudia Großmann (Senfkorn), Laudator Christoph Raithel und Erich Bergauer (Senfkorn, von links). Foto: Tschapka

Von Tobias Tschapka

Hilpoltstein – Von den insgesamt sechs Ehrenamtspreisen „GUT. Im Ehrenamt“ der Sparkasse Mittelfranken-Süd sind noch zwei Verleihungen aus dem vergangenen Jahr ausgestanden. Nachgeholt wurden die beiden Übergaben jetzt in Hilpoltstein, schließlich kommen beide Preisträger von hier, der Weltladen Senfkorn und das Repair-Café.

Sparkassen-Vorstandsmitglied Michael Preissinger erläuterte bei dem Festakt noch einmal, worum es bei dieser seit 2012 verliehenen Auszeichung gehe: „Mit diesem Ehrenamtspreis zeichnen wir Bürgerinnen und Bürger aus, die mehr tun als andere, die das Leben in ihrer Umgebung ein Stück weit lebenswerter machen.“ Die Kriterien für die Auszeichnung seien unter anderem die Gemeinnützigkeit, die Dauer des Ehrenamts, die Nachhaltigkeit der Tätigkeit, sowie die Regionalität des Engagements, wobei jedes Jahr unter einen bestimmten Motto stehe. Für 2021 lautete das Thema „Engagiert für Nachhaltigkeit“. Deshalb handele es sich bei den Ausgezeichneten gerade um „leise Menschen mit starker Wirkung“, so Preissinger.

Posthume Ehrungfür Werner Geßler

Ein solcher Mensch sei auch Werner Geßler gewesen, der vor über 30 Jahren mit dem Verkauf von fair gehandelten Produkten begann. Zuerst im Umfeld der evangelischen Kirchengemeinde, dann konfessionsübergreifend im Verein Senfkorn. Die Laudatio für Geßler, der im September des vergangenen Jahres starb, hielt Christoph Raithel, der an den Fair-Trade-Pionier der Burgstadt erinnerte: „Seinem Einsatz ist nicht nur der Eine-Welt-Laden zu verdanken, sondern auch, dass Hilpoltstein seit 2019 Fairtrade-Town und der Landkreis Roth Fairtrade-Kreis ist“, sagte Raithel.

Den Ehrenamtspreis entgegen nahm die Senfkorn-Vorsitzende Claudia Großmann, die ankündigte, das Vermächtnis von Werner Geßler, der zweifellos eine große Lücke hinterlassen habe, auch weiterhin mit Leben zu füllen. Das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro wolle man der Hilfsaktion Noma spenden, die sich um Kinder in den ärmsten Ländern Afrikas kümmert, die an der schlimmen Infektionskrankheit Noma (auch Wangenbrand genannt) leiden.

Die Laudatio für die zweite ausgezeichnete Organisation, das Hilpoltsteiner Repair-Café, hielt Petra Beringer. Dieses und alle weiteren Repair-Cafés könne man als kleine Dörfer bezeichnen, „die den Römern erbittert Widerstand leisten“, sagte sie: „Denn die Menschen sollen heute kaufen, Reparatur ist nicht vorgesehen oder wird denkbar erschwert“.

Im Hilpoltsteiner Repair-Café gehe das Engagement aber weit über die eigentlichen Repair-Veranstaltungen hinaus. „Dort sind Reparateure nicht einfach nur Reparateure, sie sind auch Tüftler, sie setzen auf Erfahrungs- und Wissensaustausch im Team, sie recherchieren und geben ihr Wissen an den Gerätebesitzer weiter, aber auch intern in Workshops“. Bundesweit gehöre das Repair-Cafe Hilpoltstein in einigen Bereichen zu den Vorreitern zum Beispiel beim 3D-Druck und bei der Entwicklung digitaler Infrastrukturen zum Wissensaustausch und zur Vernetzung. „Sogar während des Lockdowns wurden in Form von Online-Videokonferenzen weiterhin Reparaturen angeboten, bei denen die Reparateure die aus ganz Deutschland zugeschalteten Gerätebesitzer Schritt für Schritt durch die Reparatur geführt haben.“

Zusage für Umzug ins „Haus Einstein“ am Gymnasium

Thomas Döbler, der Sprecher des Repair-Cafés, zeigte sich „mächtig stolz“, dass das rund 30-köpfige Team, darunter rund 20 Reparateure, den Ehrenamtspreis erhalten. Wie auch bei Werner Geßler und seinem Weltladen sei Pioniergeist nötig gewesen, das Repair-Café in Hilpoltstein zum Laufen zu bekommen, betonte Döbler. Einen Teil des Preisgeldes in Höhe von ebenfalls 2500 Euro habe man bereits investiert, unter anderem in Werkzeugwagen und elektrosichere Arbeitsplätze. Erfreut sei man im Repair-Café neben dem Preis aber auch über Zusage, demnächst im alten „Haus Einstein“ am Gymnasium unterzukommen.

Laut Landrat Herbert Eckstein würden für beide Preisträger gleichermaßen die Attribute „fair“ und „nachhaltig“ gelten. „Als man früher solche Begriffe verwendete, ist man oft belächelt worden“, erinnert sich Eckstein. „Aber wer mit seinen Ideen im Auf und Ab der Moden durchhält, und dabei immer bei sich bleibt, der gehört am Ende zu den Helden“, ist sich der Landrat sicher.

Bürgermeister Markus Mahl freute sich naturgemäß, dass beide Preisträger aus Hilpoltstein stammen und betonte in diesen Zusammenhang, dass in Hilpoltstein der Nachhaltigkeits- und der Fairtrade-Gedanke auch in Stadtrat und Verwaltung nach wie vor groß geschrieben werde.

HK



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