Weniger Fahrgäste

Hohe Spritpreise: Taxiunternehmen der Region stehen vor Herausforderungen

12.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:19 Uhr

Schwere Zeiten für Taxifahrer: Corona und steigende Preise machen der Branche zu schaffen. Der Stadtrat stimmte nun für eine Tarifanpassung: Der Grundpreis wird auf 3,80 Euro erhöht. Foto: Eberl (Archiv)

Stundenlanges Warten auf den nächsten Fahrgast, enorme Spritpreise und hohe Unterhaltskosten: Es sind keine leichten Zeiten für Taxiunternehmen.



Die Pandemie brachte die Branche fast vollständig zum Erliegen. Zeit, um die Reserven wieder aufzufüllen, bleibt den Fahrerinnen und Fahrern nicht. Ein Lichtblick war die Entscheidung des Stadtrats Ende Mai – dieser stimmte einer Erhöhung der Taxigebühren zu. Der Grundpreis soll von 3,20 Euro auf 3,80 Euro erhöht werden; der Mindestfahrpreis von 3,40 Euro auf 4 Euro. Die letzte Preisanpassung war im Dezember 2014 erfolgt. Die Taxivereinigung betonte bei der jüngsten Stadtratssitzung, dass durch „enorme Preissteigerung eine notwendige Rücklagenbildung für regelmäßige Neuanschaffungen beziehungsweise gesetzlich angestrebte Umrüstungen von Fahrzeugen nahezu unmöglich“ seien.

Die Tariferhöhung ist dringend notwendig, „aber kommt sehr spät“, sagt Pauline Döring. Die Ingolstädterin hat sich vor 26 Jahren als Taxifahrerin selbstständig gemacht. Sie weiß, wie die Branche funktioniert, aber „so schwer wie jetzt“ sei es noch nie gewesen. Die Corona-Pandemie hatte Einbußen bis zu 80 Prozent zur Folge. Der Kundenstamm, den sie sich über die Jahre aufgebaut hatte, wurde in den Pandemie-Zeiten deutlich kleiner. Auch wenn sich die Auftragslage inzwischen wieder etwas erholt habe: „Es wird nicht mehr so werden, wie es einmal war“, ist die Einzelunternehmerin überzeugt. Nun steht die Branche den hohen Spritpreisen gegenüber. „Wir müssen schwer kämpfen“, sagt Döring.

Preis für AdBlue hat sich fast vervierfacht

Ähnliche Worte findet Roger Christ, Geschäftsführer der Taxi Christ GmbH: „Es sind nicht nur die enormen Spritkosten – der Preis für AdBlue hat sich fast vervierfacht. Ersatzteile sind ebenfalls extrem teuer geworden.“ Momentan seien Fahrten für das Unternehmen mit 33 Fahrern ein Minusgeschäft. „Alle erhöhen ihre Preise. Nur wir können das nicht so einfach machen“, sagt der Geschäftsführer. Seiner Meinung nach seien die neuen Taxi-Gebühren zu gering angesetzt. Seit Monaten wartet Christ bereits auf die Anpassung und hat bei der Stadt Druck gemacht. „Wir sind alle am Limit. Lange halten wir nicht mehr durch“, betont er, „wir wurden im Regen stehen gelassen.“ Die Pandemie verursachte dem Unternehmen einen Schaden von rund 200000 Euro. „Wir haben gerade so überlebt.“ Und auch der Blick in die Zukunft ist alles andere als rosig: „Wenn der Mindestlohn von zwölf Euro kommt, dann wird es für uns noch schwieriger.“

Stefanie Hanisch, Geschäftsführerin der Taxi-Funk Ingolstadt GmbH & Co. KG, sieht die Preiserhöhung ebenfalls als notwendig an: „Nicht nur, dass die letzte Tariferhöhung 2014 war, die Inflation und die damit einhergehenden hohen Kosten – gerade was die Spritpreise betrifft – machen sich natürlich auch im Taxigewerbe extrem bemerkbar. Mit dem derzeitigen Tarif lassen sich die hohen Kosten kaum ausgleichen.“ Jede Tariferhöhung habe in der Vergangenheit gezeigt, dass dadurch erst einmal die Aufträge sinken. Letztlich steigen sie dann aber nach kurzer Zeit wieder – so war es zumindest bisher. „Jeder erneute Lockdown hat unsere Auftragszahlen enorm sinken lassen“, sagt Hanisch. Im Vergleich zu 2019 seien sie 2020 um 62 Prozent gesunken, 2021 um 55 Prozent. Übrig geblieben seien die Krankenfahrten. „Natürlich hat jede schrittweise Öffnung auch die Auftragszahlen wieder leicht steigen lassen.“ Insgesamt gebe es derzeit in Ingolstadt 113 Taxen. 76 davon sind beim Unternehmen Taxi-Funk angeschlossen: „Jedes einzelne Unternehmen hatte schwer zu kämpfen.“ Der drastische Verlust der Aufträge bedeutete für Unternehmen teilweise stundenlange Wartezeit bis zum nächsten Auftrag. „Manchmal sogar nur ein Auftrag am ganzen Tag. Davon lässt sich nicht leben.“

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