Teure Fehler

Energiekonzerne rechnen vor: Deutsche verschwenden Millionen Euro aus Bequemlichkeit

13.06.2022 | Stand 13.06.2022, 13:11 Uhr

Kleine Fehler kosten ungenutzten Strom und damit bares Geld. Bundesweit hochgerechnet verschleudern die Bürger so Millionensummen, wie zwei Energieversorger ausrechneten. −Symbolbild: dpa

Von Christoph Eberle

Geräte nicht nur in den Stand-by-Modus zu versetzen, sondern auszuschalten oder den Stecker zu ziehen, spart Strom. Zwei Energieversorger haben ausgerechnet, dass bundesweit die Bürger aus Bequemlichkeit jährlich eine Millionensumme verschwenden.



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Das Smartphonekabel nicht bis zum nächsten Ladevorgang stecken lassen, den WLAN-Router über Nacht ausschalten und mit Mehrfachsteckdosenleisten gleich mehrere Geräte komplett abschalten: Es wären nur kleine Handgriffe, mit denen jeder ganz einfach Strom sparen kann. Doch viele Verbraucher unterlassen es aus Bequemlichkeit.

Den einzelnen Bürger kostet das pro Gerät und Jahr zwar nur eine vergleichsweise geringe Summe. Doch getreu dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“, kommt bundesweit eine enorme Menge an Energie zusammen, die ungenutzt verschwendet wird - und von den Verbrauchern dennoch bezahlt werden muss.

„Ladegerät-Mathematik“ von Yello und Vattenfall

Die beiden Energieversorger Yello und Vattenfall haben es ausgerechnet: „Lässt man das Ladekabel täglich über mehrere Stunden (auch ohne Handy) in der Steckdose, kostet das etwa 20 Cent mehr pro Jahr“, so Vattenfall. Yello machte die selbe „Ladegerät-Mathematik“ unter der Annahme, „dass man fünf Mal in der Woche für neun Stunden das Haus verlässt und das Ladegerät ohne Aufsicht und Smartphone der Steckdose überlässt.“

In einer Familie mit vier mobilen Endgeräten stünden dann schon 80 Cent pro Jahr mehr auf der Stromrechnung. Doch deutschlandweit nutzen inzwischen rund 60 Millionen Menschen ein Smartphone. Lässt jeder das Kabel stecken, kämen so 12 Millionen Euro zusammen - für ungenutzten Strom. Und: das Rechenbeispiel wurde noch mit einem Preis von 30 Cent je Kilowattstunde Strom durchgeführt. Bei aktuellen Strompreisen sind es fast 15 Millionen Euro.

Oft sind es auch mehr als 20 Cent: Eine EU Ökodesign Richtlinie hat den Ladegeräten unter 50 Watt zwar auferlegt, dass diese nur 0,3 Watt (0,0003 Kilowatt) im Leerlauf verbrauchen dürfen. „Doch nicht alle Netzteil-Hersteller von Nicht-Originalware bewegen sich unterhalb dieser Grenze“, so Energieanbieter Yello.

Es gibt noch deutlich mehr Stromverschwender im Haushalt

Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online hat Berechnungen angestellt, wie viele Euro sich mit bestimmten Maßnahmen sparen lassen. Fernseher, Computer und andere Elektrogeräte im Stand-by sind heimliche Stromfresser. Bis zu 115 Euro pro Jahr kann man laut co2online sparen, wenn man Geräte ganz ausschaltet.

Das heißt konkret: Es sollte kein leuchtendes kleines Lämpchen für den Stand-by- oder Ruhemodus an Elektrogeräten anbleiben. Und Geräte ohne Lämpchen bleiben am besten nicht angesteckt, wenn man sie gerade nicht benutzt. Praktisch sind hier Steckdosenleisten mit Schalter, um mehrere Geräte gleichzeitig vom Netz zu nehmen.

Verbraucher erkennen heimliche Stromfresser laut Verbraucherzentrale daran, dass das Netzteil permanent warm ist oder dass Kontrolllampen leuchten, obwohl das Gerät scheinbar ausgeschaltet ist. „Wenn Sie sicher gehen möchten, messen Sie den Verbrauch mit einem Strommessgerät nach“, so die Verbraucherzentrale.

So viel Stromverbrauch ist normal:

- Single-Haushalt

Wer alleine in einem Ein- oder Zweifamilienhaus wohnt, in dem Strom nicht auch noch für die Warmwasserbereitung gebraucht wird, hat mit bis zu 1300 kWh im Jahr einen geringen Stromverbrauch. Ein mittlerer Verbrauch liegt bei 2000 bis 3200 kWh, sehr hoch wären über 4100 kWh.

Für allein bewohnte Wohnungen im Mehrfamilienhaus liegen die Werte bei bis zu 800 kWh für geringen, bei 1200 bis 1600 kWh für mittleren sowie bei über 2000 kWh für sehr hohen Verbrauch.

- Zwei-Personen-Haushalt

Im Ein- und Zweifamilienhaus gelten bei dieser Haushaltsgröße bis 2000 kWh als geringer, 2800 bis 3500 kWh als mittlerer und mehr als 4200 kWh als sehr hoher Verbrauch.

Für Zwei-Personen-Haushalte im Mehrfamilienhaus stehen Werte von bis zu 1200 kWh für geringen, 1800 bis 2500 kWh für mittleren und über 3000 kWh für sehr hohen Verbrauch.

Strom für die Warmwasserbereitung wurde auch hier in beiden Wohnsituationen nicht einberechnet.

- Vier-Personen-Haushalt

Bis zu 2700 kWh Verbrauch gelten bei dieser Haushaltsgröße im Ein- oder Zweifamilienhaus als gering. Als sehr hoch gilt der Verbrauch hier bei über 5800 kWh. Für eine Wohnung im Mehrfamilienhaus liegen die Werte bei dieser Haushaltsgröße zwischen bis zu 1700 kWh für geringen und über 4100 kWh für sehr hohen Verbrauch.

Strom für die Warmwasserbereitung wurde in allen Wohnsituationen nicht einberechnet.

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