Eichstätt

Vier Generationen Orgelbauer

Zum 200. Geburtstag von Joseph Bittner

02.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:40 Uhr

Familienfoto: Rechts auf dem Bild ist der 80-jährige Joseph Bittner, außerdem Sohn Josef mit Ehefrau Luise und die Enkel Max und Emma. Der erste Enkel August Wilhelm Bittner fehlt, er ist der Fotograf. Fotos: Familienarchiv Bittner

Von August Johann Bittner

Eichstätt – Joseph Bittner war der Begründer von vier Orgelbauer-Generationen in Eichstätt. Er gehörte bereits zur dritten Generation der Künstlerfamilie, begründet von Johann Adam Bittner (1754 – 1824) in Thalmässing, Lohen, Hilpoltstein und seinem Vater Franz Joseph (1780 – 1863) in Hilpoltstein. Geboren wurde Joseph dort am 2. Juni 1822, also vor genau 200 Jahren.

Sein Vater hatte 1805 die Schreinerstochter Franziska Graf geheiratet. Joseph war das jüngste Kind mit Bruder Max und vier Schwestern. Er erlernte das Schreiner-, Bildhauer-, Fassmaler- und Orgelbauerhandwerk von seinem Vater.

Auf der Wanderschaft bildete er sich im Orgelbau fort. Im Jahre 1842 hatte der Vater einen großen Auftrag mit der Renovierung der drei Altäre und der Kanzel in der Pfarrkirche Obereichstätt. Mit seinen 20 Jahren war Joseph wohl dabei und lernte dort seine künftige Frau Anna, Tochter des bereits verstorbenen herzoglich-leuchtenbergischen Werkschreibers Joseph Bullinger, kennen.

1849 starb Josephs Mutter Franziska in Hilpoltstein, der Vater übergab ihm das Anwesen mit Wohnrecht auf Lebenszeit. Nun heiratete auch er.

Da sein 13 Jahre älterer Bruder Max ebenfalls als Schreiner und Orgelbauer in Hilpoltstein und Umgebung tätig war, siedelte Joseph nach Eichstätt um, nachdem er seinen Besitz 1855 verkauft hatte. Die Bemühungen, sich offiziell als Orgelbauer niederzulassen, zogen sich hin. Joseph kaufte das Haus in der Westenstraße D 349 „samt realer Bierwirthschaft mit Sudelgerechtsame zum goldenen Kreuz“, wofür er am 19. Dezember die Genehmigung des Magistrats erhielt. Ende April 1856 bekam er schließlich die Schreiner- und Orgelbauerkonzession.

Laut Aussage seiner Enkelin, der Eichstätter Geschäftsfrau Rosa Mayr-Schink, war das Anwesen in der Nähe der alljährlich über die Ufer tretenden Altmühl äußerst ungünstig für seine Holzvorräte.

Deshalb zog Joseph 1865 in die Widmanngasse A 49 um. Die Familie wohnte dort von 1873 bis 1889, dem Tod seiner Frau. Die Söhne Josef (geboren 1852) und Karl (geboren 1864) erlernten das Orgelbauerhandwerk, die Töchter übten den Beruf der Kleidermacherin aus. Josef half tatkräftig im Betrieb mit, unterbrochen vom Militärdienst bis 1875. 1879 starb in Nürnberg sein Cousin, der weithin bekannte Orgelbauer Augustin Bittner (geboren 1817) ohne Werkstattnachfolger. Von den Erben kaufte sich Josef junior die Werkstatt und ließ sich mit seiner jungen Familie dort nieder, bis 1883 unterstützt von seinem Vater. Joseph ging dann wieder in die eigene Werkstatt nach Eichstätt zurück. Bis 1892 arbeitete Sohn Karl mit, bis er nach München ging und in die Orgelbaufirma Maerz eintrat.

1889 starb Ehefrau Anna, den Haushalt mussten künftig die jüngeren Töchter bestreiten. Mit 74 Jahren beendete Joseph 1896 seine Berufstätigkeit und wohnte bei seiner Tochter Emilie. 1897 verlegte Sohn Josef seine Werkstatt auf Wunsch des Bischofs Franz Leopold von Nürnberg nach Eichstätt. Ab dem Jahr 1900 – mit dem Bau des großen Anwesens in der Antonigasse E 166 (heute 59) – wohnte dort auch der Vater.

Enkelin Rosa Mayr-Schink erinnerte sich noch daran, wie der Großvater den Enkelkindern dort auf dem Klavier vorspielte. 1904 war Joseph wegen eines Darmverschlusses bereits dem Tode nahe, fiel aber aus dem Bett, wobei sich dieser löste und er noch bis zum 24. April 1908 weiterlebte.

Heute leben in Eichstätt als Nachfahren noch die Familien Jenuwein (Sohn Josef) und Kemeter (Tochter Emilie).

EK



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