Burgheim

Millionen für Kläranlage und Kanalnetz

Burgheim steckt Millionen in Modernisierung und Ausbau der Abwasserbeseitigung - Wenig Verständnis bei manchen Bürgern

31.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:29 Uhr
Die Burgheimer Kläranlage ist Mittelpunkt umfassender Investionen. Dazu gehört neben neuen Pumpstationen für den Anschluss der Ortsteile, hier in Leidling, auch die Wartung der Leitungen, die stellenweise in keinem guten Zustand sind. −Foto: Markt Burgheim

Burgheim - Der Trinkwasserschutz rückt landesweit zunehmend in den Fokus.

 

In Burgheim ist dieses Ziel ein Grund für umfassende Investitionen in die Abwasseranlagen. Die Umsetzung läuft bereits seit einigen Jahren. Insgesamt sind für die Maßnahmen 20 bis 25 Millionen Euro verplant.

Mit dieser Summe bei den Bürgerinnen und Bürgern auf Verständnis zu stoßen, ist allerdings alles andere als einfach. Immerhin ist es die Bevölkerung, die mit ihren Gebühren und auch mit Beiträgen alles bezahlt. Da es sich bei Kläranlage samt Entwässerungssystem um eine sogenannte kostendeckende Einrichtung handelt, muss sich alles selbst tragen. "Die Debatte darüber werden wir nie ganz lösen", sagt Bürgermeister Michael Böhm (CSU/JBB), der aber davon überzeugt ist: "Wenn wir nichts machen, kostet es irgendwann nicht nur richtig viel, sondern hat auch Folgen für die Umwelt. " Das Prinzip dabei ist denkbar einfach: Je schlechter das Abwasser, das nach der Klärung in die Natur gelangt, desto schlechter wird irgendwann auch das Trinkwasser sein.

 

Deshalb - und auch wegen des zum Teil maroden Zustands des Kanalnetzes, der massiven Energiekosten sowie rechtlicher Vorgaben - investiert Burgheim kräftig. Aus den anfangs zehn plus x Millionen Euro ist längst eine weitaus größere Summe geworden. Verwaltungsmitarbeiter Alexander Brot, der im Rathaus für sämtliche Kanalangelegenheiten zuständig ist, geht von 20 bis 25 Millionen Euro aus. Geld, das über Jahre hinweg fließen soll - was auch an den riesigen Aufgaben liegt. Immerhin ist allein schon wegen der endenden Erlaubnis für die vielen Kleinkläranlagen in den Ortsteilen ein Anschluss der Dörfer an den zentralen Standort in Burgheim notwendig. Dafür muss allerdings die Modernisierung der Einrichtung erfolgen, wofür mehrere Abschnitte geplant sind. "In Bauabschnitt eins haben wir Belüftung und Belebung auf den neuesten Stand gebracht", erklärt Brot. Beides dient dazu, den Bakterien die Reinigung des Abwassers zu erleichtern. Gleichzeitig erfolgte eine Erweiterung der Kapazität auf bis zu 7100 sogenannte Einwohnerwerte. "Damit stehen wir jetzt erst mal gut da", so der Fachmann, der schon den nächsten Schritt vorbereitet. Wie der Marktgemeinderat jüngst beschlossen hat, fließen gut zwei Millionen Euro in einen Sandfang, einen Fettauffang, eine Brauchwasseranlage sowie weitere Technik. Die Ausschreibung erfolgt demnächst, parallel steht die Ertüchtigung des Zulaufhebewerks in der Kläranlage an. Auch hier spielen Vorgaben der Gesetzgeber eine Rolle. Um die rund 40000 Euro Stromkosten pro Jahr zu reduzieren, ist außerdem eine Photovoltaikanlage auf dem Dach geplant.

In den Dörfern wollen die Verantwortlichen die Umsetzung der Planungen ebenfalls mit Nachdruck weiterverfolgen. In Leidling, wo 2019 der Startschuss gefallen ist, geht es noch um den Regenwasserkanal. Gleichzeitig erfolgt der Umbau der alten Kläranlage zu einem Regenrückhalteraum. Die Maßnahme dort ist immerhin bisher deutlich billiger als veranschlagt. Nach den Sommerferien verschiebt sich der Fokus dann auf Dezenacker und Längloh; Brot hofft, dass die Arbeiten bis in einem Jahr abgeschlossen sind. Aufgrund der Topografie ist auch dort ein Druckleitungsnetz vorgesehen. Und parallel laufen bereits die Vorbereitungen für Kunding, Wengen und Eschling, wo für den Anschluss nach Burgheim Fördergelder möglich sind. Finaler Schritt wäre dann Illdorf, wo laut dem Bürgermeister das Netz in denkbar schlechtem Zustand ist und obendrein die Bodenverhältnisse äußerst ungünstig sind. Brot macht kein Geheimnis daraus, dass dort eine umfangreichere Baustelle nötig sein wird. Der Abschluss: womöglich 2030.

 

Gleichzeitig verweisen er und Böhm darauf, dass eine Umsetzung über den in der Erstellung günstigeren Freispiegelkanal kaum machbar ist. "Früher war das natürlich anders", so der Bürgermeister, der durchaus schon mit diesem Vorwurf konfrontiert worden ist. Nur: "Früher waren in den Straßen auch noch keine anderen Leitungen. " Zu Strom und Trinkwasser kommen mittlerweile vielerorts DSL und Telefon, Gas sowie Fernwärme dazu. Platz für den Kanal samt Gefälle bleibt da oftmals nicht, weshalb Burgheim zunehmend auf das Drucksystem setzt. Brot zufolge sind die Folgekosten für die Bürger ein weiterer Aspekt. "Mit dem Freispiegelkanal kämen wir am Ende bei zwei Euro pro Kubikmeter mehr heraus", erklärt er. Für viele Haushalte wäre das schlichtweg nicht bezahlbar. Einzige Ausnahme bei diesen beiden Systemen ist das Dorf Moos, wo die Entwässerung per Vakuumtechnik erfolgt. Angesichts der Absiedlung im Hochwasserort wird es dort aber kaum weitreichende Investitionen geben.

Trotz der ebenfalls teuren Wartung und Pflege - allein für die Rattenbekämpfung muss Burgheim alle vier Jahre 45000 Euro ausgeben - sowie der Maßnahmen, die langfristig massive Einsparungen bringen sollen, ist die Begeisterung der Bürger wegen der steigenden Gebühren gering. Immerhin sind diese zuletzt von 2,46 auf 3,90 Euro pro Kubikmeter gestiegen, weitere Verbesserungsbeiträge sind nicht ausgeschlossen. Dass die Verwaltungsmitarbeiter viel Erklärungsarbeit leisten müssen, mag aber auch daran liegen, dass sich der Großteil des Netzes unter der Erde befindet, also eigentlich unsichtbar ist. Dass das Verständnis vieler Bürger für die Reparatur eines Straßenschadens, der für jedermann sichtbar ist, größer ist, wissen Brot und Co. daher nur zu gut. Doch genau hier wollen sie ansetzen: mit viel Information und guten Argumenten.

DK

Stefan Janda

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