Speedway

Sogar schneller als der Weltmeister

Pfaffenhofener Speedwayfahrer Julian Bielmeier präsentiert sich bei seinen Auftritten im Mai in Topform

18.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:13 Uhr
Erhard Wallenäffer

Nicht zu bremsen: Julian Bielmeier (links) hängt beim Sandbahnrennen in Dingolfing seine Gegner ab. Foto: Breu

Von Erhard Wallenäffer

Pfaffenhofen – Bedenken hatte man in der Szene schon, ob es nach den Pandemie-Lockerungen noch genügend Rennveranstaltungen für die Speedway- und Langbahnfahrer geben würde. Immerhin hängt hier viel von ehrenamtlicher Arbeit ab und so manche Helfer würden nicht mehr mitmachen, war die Befürchtung von Fahrern und Verantwortlichen.

Jedoch ist Julian Bielmeiers Rennkalender derzeit voller denn je – und auch so erfolgreich wie selten zuvor driftet der Pfaffenhofener Speedwayfahrer augenscheinlich: In Dingolfing siegte er überlegen, in Meißen heimste er jede Menge Punkte ein und in Marianske Lazne (Tschechien) besiegte er den amtierenden Weltmeister.

Dingolfing, 1. Mai, Internationales ADAC-Sandbahnrennen:„Die Dingolfinger sind stolz auf Ihr Stadion“, heißt es in einer Chronik der Stadt. Einst arbeiteten dort Jugendliche mit Schaufeln, rodeten Sträucher und ebneten Schutt, auch für die längst legendäre Sandbahn. Um junge Leute ohne Lehrstelle zu beschäftigen, wurde die 835 Meter-Piste in die Wildnis an der Isar planiert und, irgendwie passend, am Tag der Arbeit peitschte hier Julian Bielmeier seine 500ccm-Maschine. Dass er das auf historischem Boden tat, wird ihm kaum bewusst gewesen sein. Allerdings war der Pfaffenhofener im Fahrerfeld der nationalen B-Lizenz dermaßen überlegen, dass er sich auf die Jagd nach Bestzeiten konzentrieren konnte. „Ein Super-Renntag liegt hinter uns“, meldete Bielmeier nach der Traditions-Veranstaltung und erklärte ausführlicher: „Anfangs war die Bahn sehr nass, sie wurde dann aber immer besser. Nach dem Training hab ich das perfekte Setup gefunden und somit nahm die Show ihren Lauf.“ Diese „Bielmeier-Show“ begann mit dem ersten Lauf, als er gleich einmal mit 121,4 km/h den Rekordwert des Tages erzielte. Sämtliche Fahrten konnte der 20-Jährige fortan mit Start-Ziel-Siegen beenden und somit sein lupenreines Punkte-Maximum perfekt machen. Daniel Spiller (Vilsheim) und Dennis Helfer (Weilheim) belegten die Plätze zwei und drei, wobei sich Lokalmatador Michael Härtel den begehrten „Silbernen Schwammerling“ sicherte, indem er den Endlauf der internationalen Klasse gewann.

Meißen, 7. Mai, Speedway-Autohauscup:Was klingt wie ein Wettbewerb unter KFZ-Verkäufern ist in der Tat ein Traditionstermin im Meißener Rennkalender: Die regionalen Autohändler übernehmen Jahr für Jahr die Patenschaften für Speedway-Zweiercombos, die sich bei einem internationalen Spektakel messen. Bielmeier landete mit dem Nachwuchsfahrer Bruno Thomas (Dresden) als „Team Deutschland 2“ auf Platz vier. Jedoch war der Pfaffenhofener nicht verärgert über das verfehlte Podium, sondern bejubelte sein persönliches Ergebnis: „Auf einer extrem schwierigen Bahn wurde es für mich ein perfekter Renntag. Mit 13 Punkten sind wir extrem zufrieden – es geht in die richtige Richtung.“ Immerhin war Bielmeier mit drei überlegenen Laufsiegen und zwei zweiten Plätzen bester deutscher Drifter. Nur Piotr Pioro, vom Sieger-Duo aus Polen, heimste einen Zähler mehr ein.

Marienbad, 14. Mai, Finale – Tschechische Langbahnmeisterschaft: Marienbad steht in der Bahnsportszene für Tradition, Dramatik und Highspeed, denn zu Ostblockzeiten wurden auf dem dortigen 1000 Meter-Oval oft Weltmeister ermittelt. Die stark überhöhten Kurven sowie der griffige Belag machen sie zu einer der schnellsten Sandpisten überhaupt: Offizielle Messwerte gibt es zwar keine, jedoch wird geschätzt, dass hier die Piloten mit über 180 km/h die Bretterwand entlang jagen. Auch Bielmeier drehte am Samstag das Gas weit auf und gar als „Weltmeister-Besieger“ packte er abends seine Sachen. Imposant nämlich konnte er die derzeitige Nummer eins der Langbahn-Welt in einem Lauf abhängen.

Gemeint ist der Niederländer Romano Hummel. Ihn hinter sich zu lassen, machte den Pfaffenhofener besonders stolz: „Ich hatte einen sehr guten Start und konnte ihm anschließend sogar einige Meter abnehmen, stellte Bielmeier klar, wobei er sonst wenig Spaß an der Veranstaltung hatte, wie er ergänzte: „Ich legte mich im freien Training hin, später ging die Startmaschine kaputt und letztlich dauerte das Spektakel über sechs Stunden.“ Ein „Endlos-Rennnachmittag“ mit Hindernissen also, wobei Bielmeiers neunter Platz (neun Punkte) als respektables Ergebnis eingestuft werden sollte: Auf dem Tableau befanden sich hauptsächlich internationale Top-Piloten, welche auch aktuell um die WM-Krone kämpfen.

PK


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