Unterstall

„Der Tod ist gar nicht so schlimm“

Hospizverein versucht mit einer Projektwoche, Kindern die Angst vor dem Sterben zu nehmen<?ZE?><?ZE?>

17.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:17 Uhr
Ralf Schmitt

Viel Spaß hatten die Kinder beim Malen mit Fingerfarben unter der Anleitung der Hospizbegleiterinnen Ivonne Marx-Weiland (Mitte) und Helga Baumgartner. Foto: Schmitt

Von Ralf Schmitt

Unterstall – Der Hospizverein Neuburg-Schrobenhausen hat für mehrere Projekttage die Bergheimer Grundschule im Ortsteil Unterstall besucht. In fünf Blöcken mit verschiedenen Themen versuchten die Fachleute dabei, den Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse die Angst vor Sterben, Tod und Trauer zu nehmen.

Die Projektwoche „Hospiz macht Schule“ läuft im Landkreis seit sieben Jahren, als Bundesprojekt bereits seit 2005. Zielgruppe sind die dritten und vierten Jahrgangsstufen. „Wir nehmen bevorzugt dritte Klassen, da so die Klassengemeinschaft länger davon profitieren kann“, sagt Anita Arndt, eine von vier Koordinatorinnen für den Landkreis. An allen fünf Tagen der Projektwoche arbeiten ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen mit den Kindern. Das Engagement ist außerordentlich hoch zu bewerten, da neben Hausfrauen und Rentnerinnen auch Schichtarbeiterinnen tätig sind. „Die nehmen dafür dann auch schon mal frei oder sogar Urlaub“, berichtet Arndt anerkennend.

Die Aktion beginnt jeweils um 8 Uhr und geht bis zur Mittagspause. Anschließend ist noch eine Stunde normaler Unterricht. Zu den Themenbereichen werden Geschichten erzählt, Filme gezeigt oder mit Fingerfarben Bilder gemalt. „Dieser Leitfaden ist vorgegeben“, erklärt Ivonne Marx-Weiland, eine der Hospizbegleiterinnen. Sie informiert darüber, dass für dieses, wie für alle anderen Projekte auch, eine Schulung für die Hospizbegleiterinnen nötig ist.

„Die Kinder gehen gut mit den Themen Sterben, Tod und Trauer um. Jeder hat es schon einmal selbst erlebt, sei es an einem Haustier oder bei Oma und Opa“, weiß Arndt. Die 23 Kinder arbeiten in Kleingruppen. „Da werden Stuhlkreise gebildet und wir versuchen, Gespräche anzuregen. Diese Woche gibt uns Zeit und Raum dazu“, informiert Marx-Weiland. Die Kinder sind ausnahmslos begeistert von dem Projekt und mit großer Freude bei der Sache. Zum Thema „Traurig sein“ malten die Kinder Bilder mit Fingerfarben. Emelie Speth (9) wäscht sich gerade die Farbe von den Händen. Sie hat sich bei ihrem Gemälde für helle und dunkle Farben entschieden und sie geschmackvoll auf einem Blatt arrangiert. Die zehnjährige Luisa Pichler hat die gleiche Farbauswahl getroffen. „Damit male ich Punkte und mache Handabdrücke dazu“, sagt sie. Hanna Göbel, ebenfalls zehn Jahre alt, findet es „einfach toll“, so viel zu machen. Sie sieht in der Maßnahme allerdings auch einen sehr praktischen Aspekt: „In dieser Woche müssen wir keine Hausaufgaben machen.“ Sebastian Maikranz (10) malt Wiesen, Bäume und einen Regenbogen. Als einer von nur drei Buben hätte er „gerne ein paar mehr Jungs dabei“. Der zehnjährige Manuel Kugler ist fast am Ende des Projekts der Meinung: „Der Tod ist gar nicht so schlimm.“

Um den Kindern zu erklären, dass und wie es nach dem Tod weitergeht, steht die Pflanzung einer Bohnenranke auf dem Programm. Dadurch soll, neben der intensiven Auseinandersetzung mit Trauer und Verlust, auch ein Zeichen von Hoffnung und Neuanfang für einen Hinterbliebenen und dadurch „entwurzelten“ Angehörigen gesetzt werden.

„Es gab Eltern die diesem Projekt sehr skeptisch gegenüberstanden, das hat sich zum Glück gelegt“, sagt Arndt. Keines der Kinder müsse Angst haben. „Die Aktion ist wirklich sehr kindergerecht ausgelegt und arbeitet den gesamten Lebenszyklus ab.“ Geburt, aufwachsen, selbst Kinder haben, dann alt und vielleicht krank werden, sterben und trauernde Menschen hinterlassen, die Trost brauchen. Dieser natürliche Kreislauf, wird zu Hause vielleicht nicht gerne thematisiert, aber hier aufgegriffen und anschaulich behandelt. Interessierte Schulen können sich beim Hospizverein melden und Informationen dazu einholen. „Es gibt bei uns auch Zwei-Tages Programme“, informiert Arndt.

DK

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