Ingolstadt

Miteinander aktiv sein

Beim Inklusionsfest auf dem Ingolstädter Rathausplatz stand der gemeinsame Sport im Mittelpunkt

16.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:19 Uhr
Sabine Kaczynski

Auf dem Rathausplatz gab es zahlreiche Mitmachangebote. Zum Beispiel konnte man ausprobieren, wie Fußballspielen ohne etwas zu sehen geht. Fotos: Kaczynski

Von Sabine Kaczynski

Ingolstadt – Unter dem Hashtag „Gemeinsam inklusiv aktiv“ kamen am am Samstag auf dem Rathausplatz verschiedene Organisationen und Vereine zusammen, um beim Ingolstädter Inklusionsfest sportliche Aktivitäten für Menschen mit Einschränkungen vorzustellen. „Wir wollen Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen, Vorurteile abbauen und zeigen, dass man gemeinsam Sport treiben und dabei Spaß haben kann“, sagt Inge Braun, Inklusionsbeauftragte der Stadt Ingolstadt. „Auch Menschen mit Einschränkungen sollen die Sportart ihrer Wahl ausüben können, deshalb wünschen wir uns, dass sich noch mehr Vereine diesem Gedanken öffnen.“ So wie der FC Ingolstadt, bei dem nicht nur seit vielen Jahren die Fußballmannschaft der Lebenshilfe, die „Elf Freunde“, angesiedelt ist, sondern seit kurzem auch ein Blindenteam trainiert. Wie das funktioniert, konnten die Ingolstädter gemeinsam mit den Blindenfußballern auf dem Soccercourt der Schanzer mit Dunkelbrille und Rasselball selbst ausprobieren. Auch Maskottchen Schanzi war vor Ort und trat zum Beispiel beim Tischtennis an. Diese Sportart wurde von der Organisation „PingPongParkinson“ vorgestellt, die mit örtlichen Vereinen zusammenarbeitet. Reinhard Kaltenegger, selbst Parkinson-Patient, ist von der positiven Wirkung von Tischtennis auf die Symptomatik der Krankheit überzeugt. „Das Zittern ist weg und die Hand-Auge-Koordination verbessert sich“, so Kaltenegger. „Deshalb wollte ich meine guten Erfahrungen unbedingt an andere Betroffene weitergeben.“

Regen Zuspruch fand auch der Parcours, den der BVSV Ingolstadt, Heimat der Rollstuhl-Basketballer „Wheelys“, aufgebaut hatte. Vor allem Kinder fanden es spannend, ein paar Runden mit den Sport-Rollstühlen zu drehen. „Am Anfang war es etwas wackelig, aber je öfter man es macht, desto sicherer wird man“, sagt die zehnjährige Ella und ihre sechsjährige Schwester Alma ergänzt: „Das war richtig gut und hat Spaß gemacht.“ Auch zwei Wassersportarten waren auf dem Rathausplatz vertreten: Nicole Krass und Alexander Kurfürst stellten das Tauchen mit Handicap vor. Krass ist vor fünf Jahren an MS erkrankt und nach wie vor von der Sportart begeistert: „Man ist schwerelos, es tut nichts weh – unter Wasser bin ich ein anderer Mensch“, schwärmt sie. Tauchen sei auch mit vielen Arten von Behinderungen selbstständig möglich, zudem könne man auf Helfer zurückgreifen. Der EC Diving Club bietet in diesem Zusammenhang die „TmHc-Buddy“-Ausbildung an, mit der man Menschen mit Einschränkung beim Tauchen unterstützen kann. Der ESV Ingolstadt bietet seit kurzem inklusives Segeln an. 2019 startete das Projekt. So genannte Unified Teams – ein Segler mit, einer ohne Einschränkung – treten gemeinsam bei Wettkämpfen an. „Wir haben eine Kooperation mit St. Vinzenz und unser erstes Team könnte sich im Sommer mit etwas Glück sogar für die Special Olympics im kommenden Jahr qualifizieren“, erzählt Ulla Rasche, Abteilungsleiterin Segeln.

Für diese Weltspiele, die 2023 in Berlin stattfinden, wird Ingolstadt übrigens Host Town, wie die Inklusionsbeauftragte Inge Braun verriet. Franz Schlammerl von Special Olympics Bayern erklärt, worum es dieser Organisation geht: „Menschen mit einem geistigen oder mehrfachen Handicap sollen bei Sportveranstaltungen einen Zugang haben, im Mittelpunkt stehen und dort einen Platz finden.“ Peter Landisch, der beim ESV Ingolstadt Teil des Unified Teams ist, hat den bayerischen Ableger der Organisation mitgegründet und steht Menschen mit Einschränkungen und auch Vereinen mit Rat und Tat zur Seite. Für die Host Town-Tage in Ingolstadt wünschen sich die Verantwortlichen viele Begegnungen zwischen Menschen – egal ob mit oder ohne Handicap.

DK

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