Titting

Pyramidenbau im Steinbruch: Fernsehteam dreht für ZDF-Doku

Jura-Kalkstein in Handarbeit gespalten und ans Ziel gebracht

09.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:32 Uhr

Für Dreharbeiten zur ZDF-Reihe „Mythos - Die größten Rätsel der Geschichte“ ist das Produktionsteam in den Steinbruch nach Titting gekommen. Sie stellen nach, wie die Alten Ägypter ihre Pyramiden gebaut haben. Fotos: Enslein

Von Florian Enslein

Titting – Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten sind das einzige noch erhaltene der sieben Weltwunder der Antike. Unweit der drei bekannten Pyramiden stand jedoch eine weitere, von der heute nur noch Überreste übrig sind. Was es mit der Djedefre-Pyramide bei Abu Rawash auf sich hat, will das Produktionsteam klären. Der Beitrag zur ZDF-Reihe „Mythos – Die größten Rätsel der Geschichte“ soll außerdem zeigen, wie der Bau der Pyramide ablief. Für die Dreharbeiten ist das Team in den Steinbruch nach Titting gekommen.



Produzentin und Autorin Laura Zirkel erklärte, warum die Wahl auf Titting gefallen ist: „Das Gestein ist vergleichbar mit dem, das die alten Ägypter benutzt haben.“ Außerdem gebe es im Steinbruch eine Rampe, die in etwa dieselbe Steigung besitzt wie der Aufgang zu dem Felsplateau, auf dem die Djedefre-Pyramide stand. Bevor der Stein die Rampe hochtransportiert werden konnte, musste er zunächst vorbereitet werden.

Als Erstes stand das Spalten eines Steinblocks auf dem Plan. Jürgen Beck von den Vereinigten Marmorwerken Kaldorf hatte dafür bereits einen Block Jura-Kalkstein platziert. „Außerdem habe ich die Löcher im Stein, die auf einer Linie liegen und in die gleich Eisenbolzen kommen, vorgebohrt“, sagte er. Eisen habe es im alten Ägypten zwar noch nicht gegeben, für den Dreh erleichtern die stabilen Werkzeuge die Arbeit jedoch ungemein, erklärte das Produktionsteam. Mit Hämmern klopften die Darsteller die Bolzen so lange ins Gestein, bis der Felsbrocken mit einem lauten Knacken entlang einer Linie brach. Nun musste das abgetrennte Stück über die Rampe an den Zielort, die imaginäre Pyramiden-Baustelle, transportiert werden.

An der Rampe lagen dafür bereits Holzstämme bereit. Auf denen platzierte Beck den Stein mit Hilfe des Radladers. „Allein das abgespaltene Stück wiegt noch knapp eineinhalb Tonnen“, sagte er. Dann war allerdings die Muskelkraft und die Koordination der Darsteller gefragt, die zum Teil aus der Region, zum Teil auch aus München stammten. Es galt, den Stein die Rampe hochzuziehen. Die Holzstämme dienten dabei als Räder, die Darsteller als Antrieb. Ägyptologe Frank Müller-Römer, der als Experte vor Ort war und historische Einordnungen für die Dokumentation lieferte, erklärte die richtige Zugtechnik, und wie das Seil am Felsblock angebracht wird.

Nach einigen Versuchen hatte die Gruppe ihren Rhythmus gefunden, zog den Stein Stück für Stück nach oben und gelangte schließlich am oberen Ende der Rampe an. Jubelnd feierten die Darsteller den Erfolg. Und auch das Drehteam freute sich, waren doch alle Dreharbeiten für den Tag erfolgreich abgeschlossen. Produzentin Zirkel zog daraufhin ihr Fazit: „Natürlich war es aufwendig, die ganzen Menschen am Drehort zu koordinieren. Es hat sich aber gelohnt. Außerdem haben wir gesehen, dass es extrem anstrengend ist, tonnenschwere Steine auf diese Art und Weise zu transportieren. Wenn man sich überlegt, wie viele Steine für den Bau einer Pyramide im alten Ägypten nötig gewesen sind, ist das schon beeindruckend.“ Dort mussten die Steine außerdem nicht zwanzig Meter weit gezogen werden, allein die Strecke vom Tal hoch auf das Felsplateau beträgt eineinhalb Kilometer. Dorthin, nach Abu Rawash, geht es für Zirkel nächste Woche. Wann die Dreharbeiten abgeschlossen sind und wann die Folge ausgestrahlt wird, ist noch nicht bekannt.

Nach dem Dreh räumte Beck den Stein mit dem Radlader wieder zur Seite – ein Luxus, den die alten Ägypter nicht hatten.

EK

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