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Ein Schrobenhauser bald im Rampenlicht?

Spieler des FC Bayern München mit außergewöhnlichem Zweitnachnamen könnte vor großer Profikarriere stehen

28.04.2022 | Stand 28.04.2022, 17:35 Uhr

Auf dem Weg nach vorne: Noch kickt Lucas Copado (r.) für den FC Bayern München „nur“ in der Regionalliga. Foto: A. Goldberg

Von Roland Kaufmann

Schrobenhausen – Es gibt ihn also doch: einen Schrobenhauser in der 1. Bundesliga. Am 7. Januar 2022 feierte er dort sein Debüt, wurde bei der 1:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach in der 75. Minute in das Team des FC Bayern München eingewechselt. Nicht einmal 18 Jahre war der Offensivakteur zu diesem Zeitpunkt alt. Und obwohl er seitdem ohne weitere Einsätze im deutschen Fußball-Oberhaus blieb, sind sich die meisten Experten einig: Dieser Jungspund könnte vor einer großen Karriere stehen.

Also Schrobenhauser. Der allerdings mit der schönen Stadt an der Paar nichts zu tun hat. Mehr noch: Unter „Schrobenhauser“ kennen ihnen sogar nur die Allerwenigsten, meist wird er lediglich Lucas Copado genannt. Sein Zweitnachname hingegen wird immer wieder ebenso ignoriert wie sein Zweitvorname Fernando. Schade eigentlich – nicht nur für ihn selbst, sondern auch für die Spargelmetropole im Herzen Bayerns. Ein prominenter Edelkicker, der exakt so heißt wie ein Einwohner von ihr – das hätte doch etwas. Schrobenhauser hier in den Gazetten, Schrobenhauser dort in den TV-Programmen – das ließe sich in der Tat vielleicht sogar werbetechnisch ganz gut ausschlachten. Zugegeben: Grammatikalisch ganz korrekt muss ein Bürger unserer Stadt an der Paar eigentlich als Schrobenhausener bezeichnet werden. Aber wer will schon päpstlicher als der Papst sein?

Zurück zum Edeltalent an sich, das momentan noch fast ausschließlich im Regionaliga-Team des FC Bayern zum Einsatz kommt und für jenes zuletzt gleich zweimal beim 5:1-Triumph in Pipinsried einnetzte. Ganz ehrlich: Wie ein gestandener Oberbayer sieht Copado eher weniger aus, mit Lederhose sowie Wadlstrümpfen bekleidet kann man sich ihn nur schwer vorstellen. Er ist vielmehr der südländische Typ, pfeilschnell sowie technisch versiert mit dem runden Leder. Womit wohl endgültig klar sein dürfte, dass der mittlerweile 18-Jährige den Großteil seiner Fußballgene vom Papa bekommen hat. Dessen Name: Francisco Copado. Ja, der. Vor allem die Älteren unter uns dürften sich noch gut an den gebürtigen Kieler spanischer Abstammung erinnern, der zwischen 1991 und 2009 reichlich Profiluft in Deutschland schnupperte. Hamburger SV, Tennis Borussia Berlin, SpVgg Unterhaching, Eintracht Frankfurt sowie TSG 1899 Hoffenheim hießen damals seine Stationen. Im Hachinger Dress wurde Copado senior gar Torschützenkönig 2003/ 04 der 2. Bundesliga, zudem hatte er mit 18 Treffern einen entscheidenden Anteil am Aufstieg des RCD Mallorca 1996/97 in die spanische Primera División.

Womit jedoch immer noch nicht geklärt ist, woher Copado junior seinen Zweitnachnamen hat. In diesem Punkt kommt jetzt seine Mama ins Spiel. Eva heißt sie – und ist so ganz nebenbei die Tochter des einstigen Mäzens der SpVgg Unterhaching, Anton Schrobenhauser. Nun gut: Der erfolgreichste Torhüter war der Lucas-Opa zwar nie – aber was der Bauunternehmer dann als Schatzmeister des Münchner Vorstadtklubs auf die Beine stellte, wird wohl für immer unvergessen bleiben. So führte sein Geschick in Finanzfragen gar dazu, dass das vergleichsweise winzige Unterhaching nach der Saison 1998/99 in die 1. Bundesliga aufstieg. Das deutsche Fußball-Establishment lächelte darüber zunächst nur kurz – um dann erstaunt feststellen zu müssen, dass sich die SpVgg gleich zwei Jahre lang im Oberhaus hielt. Gerade Reiner Calmund und allen Verantwortlichen von Bayer Leverkusen läuft jetzt noch ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn sie an Unterhaching zurückdenken – denn dort verspielten sie durch eine verdiente 0:2-Niederlage am allerletzten Spieltag 1999/2000 den allerersten Deutschen Meistertitel in ihrer Vereinsgeschichte.

Zugegeben, lange ist’s her. Aber Opa Schrobenhauser machte sich nicht nur damit einen sehr guten Namen, sondern auch durch sein soziales Engagement. So gründete der gebürtige Unterhachinger im Jahr 2003 die Initiative „Kids to Life“, die sich für die Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen einsetzt, die am Rande der Gesellschaft stehen. Das allererste Bundesligaspiel seines Enkels Lucas durfte er allerdings nicht mehr miterleben, sondern verstarb nach schwerer Krankheit am 7. Januar 2022 – nur kurz bevor der Sohn seiner Tochter in der Corona-bedingt leeren Allianz Arena zu seinem Premiereneinsatz kam.

Aber Lucas Copado hat nicht nur einen prominenten Großvater sowie einen prominenten Vater, sondern auch einen prominenten Onkel. Hasan Salihamidzic heißt dieser, ist aktuell bekanntermaßen als Sportvorstand bei der FC Bayern München AG tätig – und schon seit einigen Jahren mit der Schwester von Francisco Copado verheiratet. Ob es Lucas dadurch einfacher haben wird, beim Deutschen Rekordmeister komplett Fuß zu fassen? Oder ob ihn ein ähnliches Schicksal ereilt wie zum Beispiel Gianluca Gaudino oder Lucas Scholl – also anderen Söhnen von bekannten Ex-Kickern, die sich beim FCB nie richtig durchsetzen konnten? Die nächsten Monate und Jahre werden’s zeigen. Wobei es schon schön wäre, wenn man einen Schrobenhauser bald auch in der europäischen Champions League bewundern dürfte.

SZ

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