Großes Kino im Turm Baur

06.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:34 Uhr

Kultfilm für Groß und Klein: Im Freilichtkino im Turm Baur wurde "Wer früher stirbt ist länger tot" gezeigt". - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der Kinofilm "Wer früher stirbt ist länger tot" von Marcus H. Rosenmüller begeisterte am Sonntagabend im Freilichtkino im Turm Baur. Groß war der Andrang: Bereits im Vorverkauf waren über 200 Karten verkauft worden.

"Beginn 21 Uhr" steht auf den Eintrittskarten für das Open-Air-Kino. Es ist dreiviertel Acht am Sonntagabend, und der Biergarten vor dem Turm Baur ist bereits gut besucht. Auf den orangen Bänken unter grünen Sonnenschirmen sitzen Menschen jeglichen Alters. Neben dem älteren Ehepaar, das mit Sofakissen voller Blumenmuster ausstaffiert ist, hat es sich eine Mutter mit ihren beiden Söhnen im Grundschulalter – sie tippen angestrengt auf einer tragbaren Spielkonsole rum – bequem gemacht. Es ist ein Treffen der Generationen. "Ich mag den Film, weil der Hauptdarsteller genauso alt ist wie ich. Nämlich erst elf", sagt Jasmin, die mit ihren Eltern und dem größeren Bruder ins Kino geht. Die Familie sieht den Film schon zum zweiten Mal. "Der ist einfach herrlich bayerisch. Köstlich!", meint der Vater.

Mit der Zeit wird der Biergarten immer voller. Die bunte Lichterkette, die von Baum zu Baum gespannt ist, leuchtet. Die Besucher haben sich auf den Kinobesuch vorbereitet: Überall sieht man große Taschen gefüllt mit Kissen und Decken. Auch Essen und Trinken wurde mitgebracht. Doch das Bier wird frisch an einem der drei Stände vor dem alten Festungsbau gekauft. "Das ist doch mal richtig Erlebniskino", sagt die 21-jährige Sabine, die gerade drei Gläser zu einem der Biertische trägt. "Das passt doch super zusammen. A kühles Bier und a gscheiter bayerischer Film. Nur a Brezn fehlt noch. Dann wär’s perfekt." Auch der 34-jährige Martin möchte mit seiner Freundin einen schönen Abend verbringen. "Romantisch soll es werden", so Martin. "So ein herzlicher Film regt so was doch an. Außerdem kann man unter der Decke kuscheln." Die Decken bleiben an diesem Abend allerdings weitgehend in den Taschen. Es hat genau die richtige Temperatur für einen Abend im Freilichtkino.

"Also, wir wollen schon einen guten Platz haben", erzählt ein Ehepaar. Genauso wie alle anderen, die schon ab halb Neun vor dem großen Tor des Turm Baur stehen, das Scheinwerfer in rotes Licht tauchen. Pünktlich um neun Uhr öffnet sich das Tor, und die Leute strömen in den Festungsbau. Die hinteren Reihen sind gleich besetzt. Mit der Zeit füllen sich auch die vorderen Reihen bis auf ein paar Plätze. Die Vorstellung ist fast ausverkauft. Als gegen Viertel vor Zehn der Film beginnt, kehrt Ruhe ein – die allerdings nicht lange währt. Die ersten Lachsalven ertönen bereits wenige Minuten danach.

Der Film erzählt die Geschichte des kleinen Sebastian, der im tiefsten Bayern, in Germaringen, lebt. Als Rache dafür, dass seine Hasen "wegam Sebastian net mehr auf dera scheena Weld sei derfa", erzählt ihm sein Bruder Fritz, er hätte die Mutter durch seine Geburt getötet und müsse, wenn er stirbt, auf ewig im Fegefeuer schmoren.

Aus Angst beschließt Sebastian, dass er nur eine Möglichkeit hat: Er muss unsterblich werden. Im Kino herrscht vergnügte Stimmung, während über der Leinwand der Großen Wagen am Nachthimmel glitzert.

Nach der Vorstellung verlassen die Menschen das Freilichtkino und machen sich mit seligen Blicken auf den Weg. Ein Besucher: "In Bayern ist es eben doch am schönsten."

 

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