Stiernacken mit Schlagkraft

13.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:55 Uhr

Kurz vor dem Einschlag: Absolute Andy ist in Bedrängnis – in Form von "Sam Slam" kommen satte 112 Kilo auf ihn zugeflogen. - Foto: Tschapka

Roth/Hilpoltstein (HK) Fliegende Fäuste und fliegende Männer – die Rother Anton-Seitz-Halle erlebte am Samstag eine Prämiere der besonderen Art.

Starke Männer mit so schillernden Namen wie "Kid Kash", "Bad Bones", "Crazy Sexy Mike" oder "Jody Fleisch" prügelten und warfen sich um die Wette bei "Focus on Optimum" der German Wrestling Promotion, dem dritten großen Wrestling-Event in der Kreisstadt.

Die vergangenen beiden Jahre wurde in der Rother SC-Halle gekämpft, und das kam so gut an, dass man diesmal in die wesentlich größere Anton-Seitz-Halle wechselte. Vielleicht ein bisschen voreilig, denn ein gutes Drittel der Plätze blieb leer.

Und auch wenn die Stimmung nicht so hochkochte wie einst: Die internationalen Wrestlingstars, darunter "Absolute Andy" aus Hilpoltstein, waren trotzdem heiß drauf, ihre Gegner aufs Kreuz zu legen. Im dichten Trockeneisnebel und zu harten Heavy-Metal-Klängen betraten sie die "Fight-Zone", die sich übrigens nicht nur auf den Ring beschränken sollte.

Bernd Föhr aus Speyer, hatte es nicht leicht, er bekam es gleich beim ersten Kampf mit dem stiernackigen "Bad Bones" zu tun. 70 Kilo gegen 110. Es war abzusehen, dass Bernd Föhr das nicht bekommt. Nach kurzem, einseitigen Kampf band Bones den im Vergleich zu ihm schmalbrüstigen Athleten mit Kabelbindern an den Seilen fest, wo er benommen von den Ringrichtern befreit werden musste. Natürlich werden sich die Kämpfer schon in der Garderobe geeinigt haben, wer gewinnt, aber dem Publikum war es egal. Es feuerte seine Lieblinge an. Eine Mischung aus Emotion, Freude, Spannung, Angst, Mitgefühl und verdammt viel Drama lag in der von Scheinwerfern erhitzten Luft.

So auch beim nächsten Kampf, dem so genannten "Tag Team Match". Der Libanese Ahmed Chaer stieg zusammen mit "Crazy Sexy Mike" gegen den "Mexikaner mit der Maske" alias "José Lopez" und den Schweizer Marc Roudin in den Ring. Da wurde es auch mal sehr unübersichtlich. Hat der jetzt seinem Partner eine über die Mütze gezogen? Bei bis zu fünf Leuten im Ring – der Ringrichter war ja auch dabei – konnte man sich da nicht immer sicher sein. Eigentlich dürfen sich ja immer nur zwei Kämpfer im Ring aufhalten, aber sobald der Ringrichter weg sah, prügelten schon mal zwei auf einen ein, bis der entweder aus dem Ring flüchten oder nach einer endlos langen Zeit doch die Aufmerksamkeit des Ringrichters erwecken konnte.

Auch "Absolute Andy" hatte kein leichtes Spiel mit seinem Herausforderer "Sam Slam". In Sachen Größe und Körperbau stand ihm der Engländer in nichts nach, und so entwickelte sich ein zähes Ringen, bei dem er oft in Bedrängnis geriet, aber letztendlich hatte "Sam Slam" Andys Technik nichts entgegenzusetzen. Cool und als sei "absolut" nichts gewesen, nahm der alte und neue "Dragonheart Champion seinen Gürtel wieder im Empfang und verschwand unter dem Jubel seiner zahlreichen Fans in den Katakomben. Aber schon bald tauchte der im wirklichen Leben sehr umgängliche "Absolute Andy" im Publikum auf, gab bereitwillig Autogramme und ließ sich auf die breiten Schultern klopfen.

Das Publikum hatte seinen Spaß. Es wurde getreten, geschrien, geworfen, geschlagen und viel Schweiß, jedoch kein Blut vergossen, denn eigentlich ist ja alles nur Spaß. Zumindest bei den Kämpfern.

Ganz anders jedoch bei den Veranstaltern. Unter denen scheint es nach dem Event ordentlich Ärger gegeben zu haben. Jedenfalls stand danach auf der Homepage der German Wrestling Promotion, dass sich das GWP-Office "aufgrund persönlicher Differenzen" getrennt habe, und der für den 18. Oktober ebenfalls in Roth geplante "Day of Decisions", "ersatzlos gestrichen" sei.

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