Jungs Sommerreise zum Jagdgeschwader 74

07.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:47 Uhr

Informationsbesuch: Verteidigungsminister Franz Josef Jung wird hier von Kommodore Andreas Pfeiffer (Mitte) und seinem Stellvertreter Hans Köck (r.) begrüßt.

Neuburg (DK) Im Rahmen seiner Sommerreise machte Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung gestern Station beim Jagdgeschwader 74 in Neuburg. Der hochrangige Politiker besichtigte den Fliegerhorst und sprach mit Soldaten.

Der Minister schwebte mit einer Maschine der Flugbereitschaft ein, ein ganzer Tross Journalisten folgte mit einer Transall der Bundesluftwaffe. Nach der Begrüßung durch Kommodore Andreas Pfeiffer und dessen Stellvertreter Hans Köck wurde der hohe Gast mit dem Standardgericht, einem herzhaften Eintopf, verköstigt, ehe er sich mit Angehörigen des Geschwaders in der Wilhelm-Frankl-Kaserne hinter verschlossenen Türen über persönliche Wünsche und Probleme unterhielt. Derzeit sind beim JG 74 insgesamt 1130 Soldaten und zivile Mitarbeiter tätig.

Im Anschluss besichtigte der 59-Jährige den Fliegerhorst Zell, der sich seit Jahren im Hinblick auf die Einführung des Eurofighters im Umbruch befindet. Acht große und 32 kleine Baustellen bei gleichzeitigem Flugbetrieb – streckenweise sogar im Parallelbetrieb Eurofighter/Phantom F-4F stellten das technische und fliegerische Personal vor große Herausforderungen. Insgesamt kostet die Umstrukturierung rund 100 Millionen Euro, davon sind allein 65 Millionen Eurofighter-spezifisch, um den kleinsten NATO-Flugplatz Europas für die Zukunft zu rüsten. Kommodore Andreas Pfeiffer stellte im Briefing-Raum des neuen Simulatorgebäudes den Verband vor und betonte, dass die Umformung noch nicht beendet sei. In den kommenden Jahren stehen der Neubau des Towers und die Erneuerung der Startbahn an.

Für die Luftsicherheit über Deutschland (abfangen, identifizieren, abdrängen und notfalls bekämpfen) sind derzeit das Jagdgeschwader 71 Richthofen in Wittmund, Ostfriesland und das Neuburger JG 74 verantwortlich. Das Jagdgeschwader 73 Steinhoff in Laage nimmt primär Ausbildung vor.

Im Juni wurde die Phantom F-4F beim Jagdgeschwader verabschiedet. An ihre Stelle trat der Eurofighter. Derzeit hat das Geschwader einen Buchbestand von 14 Maschinen, die mit dem Einsatz permanent verbessert und nachgerüstet werden. Die Klarstandsrate liegt bei 50 bis 60 Prozent, was bedeutet, dass etwas mehr als die Hälfte einsatzfähig ist. In einer weiteren Tranche wird der Bestand auf 24 und in der Endausformung auf 35 Maschinen wachsen.

Im Anschluss erhielt der Verteidigungsminister die Gelegenheit, einen Einsatz der Alarmrotte zu sehen. Wegen des wolkenverhangenen Himmels war der Start der beiden Eurofighter nicht so spektakulär, wie ihn erstklassiges Flugwetter zugelassen hätte, machte aber durchaus Eindruck auf den Minister. Jung dankte im Anschluss dem Kommodore und den Soldaten. Er wünsche einen rascheren Zulauf an neuen Maschinen. Die zweite Tranche, so Jung, dürfte aber noch in diesem Jahr erfolgen. Insgesamt werde die Bundesluftwaffe im Endbestand 200 Tornados, 60 Phantom und 180 Eurofighter haben.

Schutz optimal gestalten

In einer Maschine dieses Typs durfte der Verteidigungsminister in der neuen Werft Platz nehmen. Pilot Tom Koller erläuterte Jung das Cockpit des Jagdflugzeuges der vierten Generation, das verschiedentlich als das derzeit leistungsfähigste weltweit bezeichnet wird.

Bei der abschließenden Pressekonferenz war natürlich das Luftsicherheitsgesetz ein Thema, das vom Bundesverfassungsgericht im Februar 2006 als nicht verfassungskonform gekippt wurde. Die aktuelle Situation ist klar. Unbemannte Flugzeuge, die für terroristische Zwecke benutzt werden oder Maschinen, die ausschließlich mit Terroristen besetzt sind, dürfen als letztes Mittel abgeschossen werden. Gekaperte Passagiermaschinen nicht. Auch der Traditionsname Mölders, der dem Geschwader aberkannt wurde, was gerade unter den ehemaligen Angehörigen des JG 74 auf großes Unverständnis gestoßen ist, war ein Thema. Jung konnte sich dabei nur auf seinen Amtsvorgänger Peter Struck berufen, der die Umbenennung vorgenommen habe. Grund sei ein Beschluss des Bundestags gewesen.

Den gestrigen Selbstmordanschlag in Kabul, verurteilte Jung als perfide Tat. Im Kreise von Soldaten und Offizieren versicherte der Minister: "Wir müssen den Schutz der Soldaten so optimal gestalten, wie wir können." Dazu gehöre, dass gepanzerte Fahrzeuge in Afghanistan zum Einsatz kämen.

Nach seinem Aufenthalt in Neuburg führte die Sommerreise den Verteidigungsminister gestern weiter nach Greding zur Wehrtechnischen Dienststelle für Informationstechnologie und Elektronik.

Technik aus Greding hilft gegen Attentate"%>

 

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