Frühwarnsystem zum Kinderschutz

08.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:18 Uhr

Pfaffenhofen (iso) In den ersten vier Jahren sind Neugeborene und Kleinkinder statistisch besonders gefährdet, durch Misshandlungen zu Tode zu kommen. Der Freistaat Bayern führt deshalb ein Frühwarnsystem zum Kinderschutz ein. Dafür werden beim Jugendamt Pfaffenhofen neue Stellen geschaffen.

Der Landkreis will für die Aufgabe zwei neue Mitarbeiter einstellen, wobei im Haushalt vorerst 1,5 Stellen eingeplant werden. Diese "Koordinierende Kinderschutzstellen" (KoKi), sollen 2009 bayernweit an den Jugendämtern eingerichtet und auch mit Zuschüssen des Freistaates finanziert werden. Wie es beim Jugendamt heißt, ist die genaue Ausgestaltung noch nicht sicher: "Alles ist noch in Planung."

Der Leiter des Kreisjugendamtes, Herbert Payer, rechnet damit, dass erst Mitte des neuen Jahres die erste KoKi-Stelle besetzt werden kann. Voraussichtlich noch später wird dann die Besetzung der zweiten Stelle erfolgen, damit die Vertretung geregelt ist. Weil der Freistaat dafür eine Pauschalförderung in Aussicht stellte, müsse erst die Verabschiedung des Haushalts 2009/2010 abgewartet werden und ein Eckpunktepapier, in dem die Richtlinien für die staatliche Förderung der KoKis festgelegt wird. "Wir sind in Warteposition", so Payer.

Die Hauptaufgabe der Koordinierenden Kinderschutzstellen wird es sein, Hebammen, Ärzte, Entbindungsstationen, Sozialarbeiter, den Sozialpsychiatrischen Dienst und weitere ambulante Hilfen des Jugendamtes zu vernetzen, so dass Misshandlungsfälle möglichst im Vorhinein verhindert werden. Dafür sollen die Mitarbeiter auch an übergeordneten Gremien wie "runden Tischen" zum Thema Kinderschutz beteiligt sein und entsprechende Netzwerke aufbauen.

Die Koordinierten Kinderschutzstellen sollen tätig werden, wenn sich während der Schwangerschaft bereits abzeichnet, dass sich die Eltern in einer belastenden Lebenslage befinden und Probleme bei der Versorgung und Erziehung des Kindes auftreten könnten.

Häufig sind es sehr junge Mütter oder Eltern, die während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren ihres Kindes größere Unterstützung benötigen. Soziale Vorbelastungen durch wirtschaftliche Notlagen oder psychische Belastungen sowie Gefährdungen durch Suchterkrankungen gehören ebenfalls zu den Risikofaktoren.

Zur Verstärkung des Kinderschutzes wurden dieses Jahr die Eltern im Freistaat außerdem gestzlich verpflichtet, die Teilnahme ihrer Kinder an den Früherkennungsuntersuchungen U1 bis U9 und J1 sicherzustellen und nachzuweisen. Bleibt das aus oder nimmt eine Frau kaum an Vorsorgeruntersuchungen während der Schwangerschaft teil, ist dies ein weiteres Warnsignal für das Einschreiten der "KoKis".

Laut Payer laufen bis jetzt pro Jahr im Jugendamt 150 bis 200 Fälle auf, wo diesbezüglich Hilfe seitens der Sozialarbeiter nötig ist. Er rechnet damit, dass durch die Vernetzung der KoKis mit anderen Stellen wie Hebammen und Ärzten noch der ein oder andere Fall dazu kommen wird, "wo wir bisher nichts mitbekommen haben".

Laut Familienministerium soll die positive Entwicklung der Kinder gefördert und die Feinfühligkeit der Eltern für die Bedürfnisse ihrer Kinder gestärkt werden. Dazu sollen die KoKis ein interdisziplinäres Versorgungskonzept aufbauen. Ziel dabei ist die Prävention von Vernachlässigungen und Misshandlungen. Vorbild der KoKis sind die positiven Erfahrungen, die mit dem Modellprojekt "Guter Start ins Leben" gemacht wurden.

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