"Gegen Rechtsradikalimus wach bleiben"

19.01.2009 | Stand 03.12.2020, 5:16 Uhr

Frisch gewählt: Der Vorstand der Sinninger Initiative gegen Rechts mit Anni Geßner, Markus Hirschmann, Renate Hollermeier-Benz, Lutz Hollermeier, Walter Heinrich, Anton Degenmeier und Christoph Sax (von links). Nicht auf dem Bild sind Carola Hirschmann, Annemarie Meilinger und Jeannette Maasch-Link. - Foto: oh

Sinning (DK) Auf ein erfolgreiches Jahr mit zahlreichen Aktionen blickte die Sinninger Initiative gegen Rechts zurück. Bei der Hauptversammlung wurde außerdem Lutz Hollermeier als Vorsitzender in seinem Amt bestätigt.

"Wie auch immer der Fall Mannichl in Passau ausgehen mag, er zeigt, dass man gegen den Rechtsradikalismus wachsam bleiben muss." So mahnte der Oberhausener Bürgermeister Fridolin Gößl in seinem Grußwort in der Sinninger Schlosswirtschaft an. Er bedankte sich für die Leistungen und Aktivitäten des Vorstands und des Vereins. Von zur Zeit 158 Mitgliedern waren 35 anwesend, darunter neben dem Bürgermeister auch Gemeinderäte und Alt-Bürgermeister Xaver Schiele.

In seinem Rechenschaftsbericht erinnerte der erste Vorsitzender Lutz Hollermeier an die Aktivitäten des vergangenen Jahres, darunter die Zehn-Jahres-Feier, die Fahrt nach München mit einer Führung durch die neue Hauptsynagoge und den großen Kabarettabend mit den "Wellküren". Leserbriefe und Interviews, etwa wegen eines Artikels über die "Naturreligiöse Gemeinschaft" in Echsheim, bei der die Gefahr rechtsradikaler Strömungen gegeben sei, oder über den Fall Mannichl, seien wichtig. "Solche Aufmerksamkeiten sind unsere Aufgabe", so Lutz Hollermeier.

Bemerkenswert war auch ein Interview mit vier Journalisten der Moskauer Zeitung "Newa Iswestija". Diese inzwischen unabhängige Zeitung arbeite in gefährlichem Umfeld. Seit dem Amtsantritt Putins seien in Russland zirka 200 Journalisten ermordet worden. Die vier russischen Journalisten seien von den Freiheiten und Möglichkeiten in Deutschland begeistert gewesen. Auch die "Wellküren", so Hollermeier, hätten sich beeindruckt gezeigt und auf ihrer Homepage die Sinninger Initiative als notwendig erachtet.

Nach dem Kassenbericht und der einstimmigen Entlastung des Vorstands wurde unter der Regie von Hermann Steger der neue Vorstand für zwei Jahre gewählt. Mit 33 Ja-Stimmen, eine war ungültig, wurde Lutz Hollermeier wieder zum Vorsitzenden gewählt. Mit dem gleichen Ergebnis wurde Anton Degenmeier erstmals sein Stellvertreter. Per Akklamation wurden zu Beisitzern gewählt: Anna Geßner, Karola Hirschmann, Markus Hirschmann, Renate Hollermeier-Benz, Heinrich Kurz, Jeannette Maasch-Link, Annemarie Maillinger und Christopf Sax. Aus Gesundheitsgründen trat Werner Hirschmann nicht mehr an, und auch Mini Forster-Hüttlinger, die zehn Jahre lang Stellvertreterin war, stellte sich aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Wahl. Hollermeier kündigte jedoch auch seinen Rückzug an. Er werde sich in zwei Jahren nicht mehr zur Wahl stellen. Zwölf Jahre seien dann genug, meinte er.

Abschließend referierte Dr. Johannes Donhauser vom Gesundheitsamt Neuburg über das Thema "Rassenhygiene – der Wahn vom gesunden Volkskörper". Er legte dar, wie schon im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert die Darwin-sche Lehre von der Entwicklung der Arten durch den sogenannten "Sozialdarwinismus" in gefährlicher Weise auf das Sozialverhalten des Menschen übertragen wurde.

Die Lehre von der Eugenik, der "guten" Geburt, führte direkt zur NS-Ideologie der Ausmerzung von sogenannten "schlechten" Erbmerkmalen, was schließlich zu Sterilisation, Eheverbot, Euthanasie und dann bis zur Ermordung von Sinti, Roma und Juden führte, als den vermeintlichen Trägern von schädlichem Erbgut. Die Gesundheitsämter wurden damals mit erbbiologischen Untersuchungen beauftragt. So wurden etwa 1939 zirka 45 Prozent der Ehewilligen erbbiologisch untersucht, bevor sie heiraten durften – oder auch nicht.

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