Spitzmäuse und Milben raffen Völker dahin

02.03.2009 | Stand 03.12.2020, 5:09 Uhr

Eine neue Wabe mit fleißigen Bienen zeigt Imkerchef Michael Birkmeir. Für Geübte ist die Handhabung auch von Schwärmen in der Regel kein Problem. - Foto: r

Neuburg (r) "Heuer habe ich alle durchgebracht". Michael Birkmeir, Chef des Kreisimkervereins Neuburg-Schrobenhausen, ist mit der Überwinterung seiner Bienen sehr zufrieden. Nach ersten Meldungen seiner Kollegen steht allerding zu befürchten, dass etliche Völker den langen Winter nicht überlebt haben.

Im vergangenen Frühjahr mussten die Bienenfreunde im Schnitt 30 Prozent Ausfälle hinnehmen. Obwohl im Spätherbst mit Oxal- und Ameisensäure desinfiziert wird, bekommen immer wieder Schädlinge im Bienenstock die Oberhand. Die gefürchtete Varroamilbe bleibt nach wie vor ein "Hauptfeind" der Nutzinsekten. Dazu kommen unbekannte Viren, die Darmerkrankung Nosema und heuer besonders stark die Spitzmäuse.

Die kleinen Nagetiere drängen sich durch Fluglöcher mit weniger als einem Zentimeter Höhe. Im Bienenkasten fressen sie Futter und Wachs auf und bringen das zu einer Traube zusammengeschlossene Volk um die Winterruhe. Birkmeir: "Heuer waren die Spitzmäuse schon eine arge Plage". Wenn die Temperaturen in den kommenden Märztagen steigen, öffnet der Imker seine Kästen und schaut sich den Bestand an. Eine Reizfütterung soll die Insekten zur Suche nach dem ersten Blütenstaub – Palm- und Weidenkätzchen etwa – anregen.

Bestäubung in Gefahr

Die zweite Sorge der Imker im Landkreis gilt der Vereinsstruktur. Bei einem Durchschnittsalter von über 60 Jahren muss man befürchten, dass die Imker langsam aussterben. In wenigen Jahren fiel der Mitgliederstand im Kreisverband von über 300 auf derzeit 203. Die Zahl der gemeldeten Bienenvölker halbierte sich nahezu auf 1800. "Wenn die Entwicklung so weitergeht, könnte es eines Tages Probleme mit der Bestäubung der Blüten geben", befürchtet Michael Birkmeier. Seinen Vorsitz würde er, genauso wie Ortschef Jakob Krammer, gerne weitergeben, wenn sich nur Nachfolger finden würden.

Zu einer Nachwuchswerbung am vergangenen Sonntag im Vereinsheim am Burgwaldberg fanden immerhin zwei Frauen und einige Jugendliche. Die Profis wollen sie regelmäßig anleiten und an die Imkerei heranführen. Interessierte können auch zum Wachsumtausch am 29. März sowie zu einem Schulungsnachmittag am 5. April ins Vereinsheim kommen. Neuerdings bezahlt das bayerische Landwirtschaftsministerium jedem Neuling, der mindestens sechs Monate die Imkerei versucht, 100 Euro Startprämie.

Wer große Angst vor Bienenstichen zeigt, wird kaum erfolgreich arbeiten können – obwohl die Sanftmut und Standorttreue zu den Haupteigenschaften der neuen Bienenzüchtungen gehören. Wer dabei bleibt, vermag zwei- oder dreimal im Jahr Honig zu schleudern.

Einheimischer Honig kostet meistens 3,50 bis 4,50 Euro pro Pfund. Besonders beliebt ist der dunkle Waldhonig – 2008 blieb allerdings die Ernte fast komplett aus. Im Gegensatz zum behandelten Importhonig kandiert er nach einiger Zeit, kann aber mit leichter Erwärmung wieder dickflüssig gemacht werden.

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