"Ich werde nicht den Lautsprecher machen"

26.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:00 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Das hatten sich alle Beteiligten natürlich anders gewünscht. Aber es half nichts. Auch nach dem bitteren 3:4(1:1) des FC Ingolstadt gegen den FSV Mainz hielt der Verein sein Wort, und präsentierte nach der Spielpressekonferenz mit Horst Köppel den neuen Cheftrainer. Der 60-Jährige ließ sich jedoch am wenigsten anmerken, und stand auch unserem Redakteur Norbert Roth Rede und Antwort.

Herr Köppel, Ihre Verpflichtung war durchaus eine Überraschung. Wie ist der Kontakt zum FC 04 entstanden?

Horst Köppel: Ich habe Anfang vergangener Woche einen Anruf von Harald Gärtner bekommen, den ich ja schon länger kenne. Danach gab es einige Gespräche, bis ich dann am Freitagabend die Zusage erhalten habe.

Sie haben keine einfache Aufgabe vor sich. Warum tun Sie sich das noch mal an?

Köppel: Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich wieder ins Geschäft möchte. Und das ist gar nicht so einfach. Sie wissen, wie viele junge Trainer nachkommen. Da ist man als älterer Trainer schnell abgestempelt. Ich hatte viele Kontakte und Gespräche, aber es hat nie gepasst. Jetzt hier in Ingolstadt habe ich ein anderes Gefühl, weil man hier wirklich etwas aufbauen kann.

Auf der Tribüne sind Sie heute auch nach den Toren relativ ruhig geblieben.

Köppel: (grinst) Ich hab von da aus natürlich auch keinen Einfluss. Aber beim dritten Tor bin auch ich mal hochgesprungen.

Kann man daraus ableiten, dass Ihr Führungsstil eher ruhig und sachlich ist?

Köppel: Das ist richtig. Ich werde mich sicher nicht ändern und jetzt den Lautsprecher machen. Natürlich kann ich auch laut werden und schimpfen – auch springen. Am höchsten wahrscheinlich, wenn wir nächste Woche in Nürnberg gewinnen.

Ihr Vertrag verlängert sich nur im Falle des Klassenerhaltes. Sind Sie folglich ein klassischer Feuerwehrmann?

Köppel: Ja, da bleibt gar nichts anderes übrig. Ruhig anfangen und aufbauen können wir hier nicht mehr. Von den ausbleibenden fünf Spielen dürfen wir keine zwei mehr verlieren, sonst ist es wahrscheinlich zu spät.

Die Dritte Liga ist für Sie kein Thema?

Köppel: Ich gehe fest davon aus, dass wir nicht darüber sprechen müssen. Sollte es doch soweit kommen, müsste man sehen, wie wir abgestiegen sind. Wenn man Spiele so wie heute verliert, kann man sicher nicht von Versagen sprechen.

Wie häufig haben Sie den FC 04 bislang beobachtet?

Köppel: Im Grunde nur im Fernsehen. Ich habe die Zweite Liga verfolgt, weil ich in Gladbach wohne. Da ist Duisburg nicht weit, Aachen ist in der Nähe. Aber Ingolstadt habe ich heute zum ersten Mal live gesehen.

Entsprechend auch die Wahl der Co-Trainer. Michael Wiesinger und Heiko Vogel würden Sie ja gerne behalten.

Köppel: Ja, keine Frage. Ich muss jetzt mit Leuten zusammenarbeiten, die die Mannschaft gut kennen. Was würde es nützen, wenn ich jetzt einen Co-Trainer mitbringe, der die Mannschaft noch weniger kennt als ich.

Fünf Spiele haben Sie noch. Was macht Sie optimistisch, dass der Klassenerhalt gelingt?

Köppel: Ich bin ja so ein bisschen abergläubisch. In Gladbach hatte ich beim ersten Mal auch fünf Spiele, und da haben wir es noch geschafft. Übrigens im ersten Spiel auch gegen Nürnberg. Noch etwas fällt mir zum Club ein. Gegen Nürnberg habe ich mit dem VfB mein erstes Bundesligaspiel gemacht, mein erstes mit Gladbach, mein letztes mit Gladbach, mein erstes Trainerspiel mit Gladbach – und bis auf ein 0:0 alle gewonnen.

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