Ingolstadt

Bücherzelle weckt Appetit auf Lesen

11.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:25 Uhr

Endlich ist die Bücherzelle geöffnet: Ministerin Christine Haderthauer durchschnitt am Freitag die rote Schleife. Die Kinder von den Schulen an der Stollstraße sind schon ungeduldig, denn in der umfunktionierten Telefonzelle wartet viel Lesestoff. Jeder kann ohne die übliche Ausleihprozedur einfach ein Buch mitnehmen. Geöffnet ist die kleinste Bücherei Bayerns täglich von 7 bis 17 Uhr. - Foto: Schattenhofer

Ingolstadt (DK) Die kleinste Bücherei Bayerns wurde am Freitag auf dem Schulhof an der Stollstraße eröffnet – in einer bunt bemalten Telefonzelle. Familienministerin Christine Haderthauer lobte das Projekt der Freiwilligen-Agentur, denn es wecke bei den Kindern Appetit auf Lesen.

Und das ist wichtiger denn je, denn laut Haderthauer wird in 40 Prozent der Haushalte mit Kindern unter zehn Jahren nicht mehr vorgelesen – wenn überhaupt noch ein Buch vorhanden ist. Sollte also eines Tages ein Exemplar verschwinden aus der Bücherzelle, so sei selbst das ein Gewinn, meinte Buchhändler Günther Menig, der die Idee für das Projekt hatte. "Die Bücherzelle setzt auf Vertrauen", ergänzte die Ministerin. "Das ist ein wichtiges Signal in unserer heutigen Gesellschaft."

Die Initiatoren hoffen natürlich auch, dass jedes der insgesamt 300 Bücher auch wieder den Weg zurück findet. Schließlich lautet das kindgerechte Motto "hol’ dir eins, lies’ eins, bring’ eins". In bunten Lettern haben es einige Kinder, die inzwischen schon aufs Gymnasium gehen, in den Sommerferien zusammen mit Künstlerin Barbara Dick auf die gelbe Telefonzelle gepinselt. Die war ein Schnäppchen, und Menig appellierte an die Telekom, die ausrangierten Kabinen nicht weiter zu verschrotten. Denn das Beispiel Ingolstadt zeigt, wozu sie noch taugen. Wenn es Schule macht, sollen weitere Bücherzellen aufgestellt werden. Möglich machen will das die Freiwilligen-Agentur, die sich laut Geschäftsführer Bernhard Thoma als Motor des bürgerschaftlichen Engagements in Ingolstadt versteht. "Natürlich lassen wir auch gern innovative Projekte wie dieses entstehen." Schulleiterin Evi Raith war natürlich hellauf begeistert: "Wir sind stets auf der Suche nach neuen Ideen, um unsere Kinder zum Lesen zu bringen." Gerade Mädchen und Buben aus Migrantenfamilien helfe dies, die deutsche Sprache zu erlernen.

Haderthauer betonte ebenso, Lesen sei der Schlüssel zur Integration. Die Ministerin rief dazu auf, das lustvolle Leser müsse aber auch von den Erwachsenen vorgelebt werden. Dem DONAUKURIER sagte sie am Rande der Eröffnungsfeier, eines ihrer Lieblingsbücher sei "Hanni und Nanni" gewesen.

Sämtliche Bücher wurden übrigens von der Ganztagsklasse 7g sortiert, beschriftet und eingeräumt. Die Bücherzelle steht zwar auf dem Schulhof, aber nahe an der Stollstraße, denn alle Kinder und Jugendlichen dürfen sich Lesestoff mitnehmen. Ganz einfach so, ohne die übliche Ausleihprozedur. Geöffnet ist die Bücherzelle täglich von 7 bis 17 Uhr.

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