Ingolstadt

Erste Schritte in die Welt der Literatur

16.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Freude an der Literatur: Glavas Fikreda und Sonja Schubert lesen in der Grundschule an der Lessingstraße Kindern vor, um sie für Bücher zu begeistern. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Mit Feuereifer bei der Sache sind sieben Erstklässlerinnen der Grundschule an der Lessingstraße. Gerade haben sie eine Weihnachtsgeschichte vorgelesen bekommen, jetzt versuchen die Mädchen selbst, die Wörter in einem Kinderbuch zu entziffern. Was nach Unterricht aussieht, ist in Wirklichkeit ein "Zuckerl", wie Barbara Plötz, die Koordinatorin des Projekts Soziale Stadt Konradviertel, sich ausdrückt.

Seit vergangener Woche bekommen die Grundschulkinder von Paten des Stadtteiltreffs Konradviertel in ihrer Schule Geschichten vorgelesen. "Wir haben gemerkt, dass viele der Kinder nicht sehr geübt im Umgang mit Büchern sind", erklärt Konrektorin Ulla Porta. "Durch das Vorlesen wollen wir unsere Schüler langsam für Literatur begeistern und ihre Lesefreude und Kreativität fördern."

Zumindest bei der siebenjährigen Michelle hat das geklappt: "Mir gefällt das richtig gut", erzählt die Erstklässlerin. Und ihre Schulfreundin Celine findet das Vorlesen der Paten sogar "viel toller als Ausruhen oder so."

Noch steckt das Projekt allerdings sprichwörtlich in den Kinderschuhen. Erst zweimal hat die Vorlesestunde bisher stattgefunden. "Wir wollen zunächst, dass sich die Paten und die Schüler beschnuppern können, und das Interesse testen", sagt Porta. Doch ab Januar beabsichtigen Grundschule und Stadtteiltreff, mit ihrer Kooperation voll durchzustarten. Dann soll die Vorlesestunde zu einer festen Einrichtung werden, an der die Kinder in Kleingruppen freiwillig teilnehmen können. "Wie genau wir das dann koordinieren werden, ist aber noch nicht sicher", erklärt Porta. "Das hängt auch von der Anzahl der Lesepaten ab."

Bisher haben sich vier Freiwillige gefunden, die sich gerne eine Schulstunde pro Woche Zeit nehmen, um den Grundschülern das Lesen näher zu bringen. Zwei von ihnen sind Sonja Schubert und Glavas Fikreda. Die beiden Frauen haben sichtlich Freude an ihrer neuen Tätigkeit. Geduldig helfen sie den Kindern bei ihren ersten Ausflügen in die Literatur. Schubert ist Hausfrau und hat schon bei ihren eigenen zwei Kindern darauf geachtet, ihnen Freude am Lesen zu vermitteln. Fikreda erzählt, dass sie in ihrer Heimat Bosnien-Herzegowina eine Ausbildung zur Lehrerin gemacht hat, "da ist es schön, dass ich dieses Wissen hier anwenden kann." Doch eine pädagogische Vorbildung ist keine Voraussetzung. "Der Hintergrund unserer Lesepaten ist zweitrangig", betont Barbara Plötz vom Stadtteiltreff. "Wichtig ist nur, dass sie die Arbeit gerne machen und einen Sinn in der ehrenamtlichen Tätigkeit sehen." Plötz ist nach wie vor auf der Suche nach Helfern und appelliert an die Bürger, sich beim Stadtteiltreff in der Goethestraße (Telefon 881 65 95) oder bei der Grundschule als Paten zu bewerben.

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