Neuburg

Der holprige Start ins Leben

20.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:24 Uhr

Eine schwere Zeit für Leopold und seine Eltern, die sieben Wochen Apparatemedizin in Bremen. - Foto: oh

Neuburg (DK) Der kleine Leopold Wittmann ist zweieinhalb Jahre alt und voller Energie. Nichts deutet auf den holprigen Start ins Leben hin, den der Junge hinter sich hat. Ein Start, der mit Operation und Krankenhäusern und dem Neuburger Verein Elisa zu tun hat.

"Das ist ein Kämpfer", freut sich Großmutter Anita Wittmann, bei einem Besuch der jungen Familie in Neuburg. Und das muss der Bub auch sein, denn seine Prognose war gleich nach der Geburt denkbar schlecht. Nichts deutete während der Schwangerschaft auf die späteren Komplikationen hin. "Es war am 31. Juli 2007, eine ganz normale Geburt im Neuburger Krankenhaus", erinnert sich Annette Wittmann. Doch dann die Hiobsbotschaft: Der Neugeborene hat eine Zwerchfellhernie, er muss beatmet werden. Dieser Defekt im Zwerchfell bewirkt, dass Organe aus dem Bauchraum in die Brusthöhle eindringen und sich die Lunge nicht entfalten kann. Ein lebensbedrohlicher Zustand.

Leopold wurde seiner Mutter sofort weggenommen, nach Ingolstadt gebracht und operiert. Das Kind musste mit Sauerstoff versorgt werden. Für die damals 33-jährige Mutter begann ein banges Warten. Anfänglich stabilisierte sich der Zustand des Säuglings, dann aber wendete sich das Blatt. Der Oberarzt der Kinderklinik kam in Begleitung des Krankenhausseelsorgers und teilte mit, dass ihr kleiner Sohn vielleicht nicht überleben werde. "Das ist furchtbar. Sie haben das Kind noch nie im Arm gehabt und . . . Ich habe nur gewartet und gebetet", schildert die Mutter ihre schlimmen Stunden.

Es ging auf und ab mit Leopold. Was tun? Ein Hubschrauber brachte den Buben nach Bremen in eine Spezialklinik. Sieben Wochen verbrachte er dort inmitten von Apparaten und an Schläuchen. ECMO hieß das Zauberwort, Extracorporale Membranoxygenierung. Dabei wird das Blut des Kindes außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert. Mama und Papa kamen sofort nach und teilten sich die Zeit am Krankenbett. Danach wurde der Bub nach Neuburg verlegt. Nach insgesamt drei Monaten Krankenhaus wurde Leopold mit Monitor, Sauerstoffbrille und Magensonde ausgestattet nach Hause entlassen. Hilfsmittel, die er heute längst nicht mehr braucht.

"Einfach da"

Zu diesem Zeitpunkt kommt Elisa ins Spiel, der Neuburger Verein für Familiennachsorge für schwerst-, chronisch- und krebskranke Kinder. Christiane Korell ist Intensivschwester in den Kinderkliniken St. Elisabeth und hat als Nachsorgeschwester in Diensten des Vereins Leopold bereits im Krankenhaus übernommen.

Sie besucht die Familie, macht das medizinisch und menschlich richtige. "Die Christiane war einfach für uns da", erzählt die studierte Pädagogin Annette Wittmann. "Der Leopold hat sich manchmal die Magensonde selbst gezogen. Der Monitor hat unheimlich viele Fehlalarme ausgelöst. Und dann fühlt man sich einfach viel ruhiger."

Christiane Korell hatte das Telefon neben dem Bett, um Rat geben oder notfalls sofort starten zu können. Sie ist nahezu seit der Gründung von Elisa für den Verein im Einsatz. "Man muss den Eltern die Angst nehmen", stellt sie fest. "Er schafft es", sagte sie Mutter und Vater Wittmann immer wieder. Mal behielt das Baby zu wenig Flüssigkeit bei sich und bekam Fieber. Dann vertrug es die Magensonde nicht mehr. Die Ernährung über eine PEG-Sonde direkt durch die Bauchwand in den Magen stand zur Diskussion. Doch dieser bittere Kelch ging an Leopold vorüber.

Es waren viele Nächte in denen die Eltern nicht durchschlafen konnten und die aufmunternden Worte von Christiane Korell gebraucht haben. Drei Monate lang bezahlt die Krankenkasse insgesamt 20 Stunden für die medizinische Nachsorge. Doch die Kinderkrankenschwester kam viel öfter. "Ich finde, dass das ganz ganz wichtig ist. Und dann habe ich auch die Erfahrung. Ich finde es wichtig, dass die Kinder nicht mehr ins Krankenhaus müssen", erklärt Korell ihr Engagement.

Bis nach Treuchtlingen und Asbach-Bäumenheim ist sie schon gefahren, um Eltern nicht im Stich zu lassen. "Da wird von den Schwestern sehr viel eingebracht", findet Annette Wittmann. Das sieht auch ihre Schwiegermuter Anita so. Bei einer Geburtstagsfeier bat sie um Geldspenden für Elisa. 1250 Euro kamen damals zusammen.

Ein Junge wie andere auch

Und dann war es eines Tages soweit. "Endlich mal ohne Kabel sein, ohne Schläuche an Leopold", erinnert sich die Mutter. Inzwischen ist der kleine Mann ein Junge wie viele andere in seinem Alter. Ein bisschen kleiner und leichter, aber hochkalorische Ernährung soll das ausgleichen. Er schiebt sich eine Schokokugel in den Mund und tollt mit seiner fünfjährigen Schwester Anna durchs Zimmer, klettert auf den Schoß seiner Mutter und kann manchmal einen richtigen Dickkopf haben. Alles ganz normal.

Spenden sind gezielt unter dem Stichwort Elisa möglich.

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