Stehende Ovationen für Brass Band

12.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Die 3BA Concert Band begeisterte ihre Zuhörer beim Auftritt in der Turmberghalle. - Fotos: Zurek

Rohrbach (PK) "Wahnsinn" – in diesem knappen Kommentar einer Zuhörerin steckt die Quintessenz eines Klangerlebnisses, das die 3BA Concert Band mit Gaststar Roger Webster dem Publikum am Sonntag in Rohrbach bescherte.

3BA – das steht für "Bayerische Brass Band Akademie" und umfasst sechs Orchester in der Tradition der weltberühmten Black Dyke Band. Als Europameister 2009 spielen die Musiker in der höchsten Riege einer Instrumentenklasse, deren warmer Farbton im "Brass-ensemble" durch die Zusammensetzung aus Kornett, Flügelhornfamilie, Eufonium und Tuba besonders zur Geltung kommt.

Dynamisch, spannungsreich und emotional zeigte eine hoch konzentrierte 3B Jugendband zu Beginn des Abends unter der Leitung von Claus-Peter Wittmann mit in der Heilsarmee wurzelten "Klassikern" wie der Victory Parade und dem Washington Salute, was harte Probenarbeit – jüngst mit dem Weltmeister des Kornetts, Roger Webster – hervorbringen kann. Ein Training, das sich auch im Concierto de Aranjuez auswirkte, bei dem der 17-jährige Simon Schmidt als Solist glänzte.

Geführt von Franz Matysiak und "gecoacht" vom Solotrompeter der Münchner Philharmonie, Guido Segers, lotete die 3BA Concert Band nachfolgend das Spektrum der Brassliteratur und ihre eigenen Grenzen aus. Ergreifend die Variationen auf das "Laudate Dominum" von Edward Gregson. Mal stilles Gebet, mal volltönender, regelrecht geschmetterter Choral. Immer aber Kommunikation pur zwischen den Instrumenten, deren originelle Dialoge bisweilen noch humorvoll von Triangel und Schlagwerk kommentiert wurden.

Wollte man bei einem durchweg auf hohem Niveau angesiedelten Programm von einem Höhepunkt sprechen, müsste man Roger Websters Interpretation des "Share my Yoke" dazu zählen. Zu Herzen gehend, mit bestechender Klarheit und Sanftmut wob er den melodischen Leitfaden durch den Orchesterteppich. Und fügte sich dabei ganz ohne Starallüren harmonisch in den Gesamtklang ein. Mangiones "Children of Sanchez" bescherte von einem virtuosen Webster begleitet einen "Hörschock", der die Halle zum Vibrieren brachte.

Getoppt nur noch vom abschließenden wirklich als "extrem" zu bezeichnenden Makeover zu Tschaikovskijs Andante Cantabile aus dem Streichquartett Nr. 1, das den Musikern auch rein körperlich Höchstleistung abforderte. Spannend wie ein Krimi der Aufbau, bei dem sirrende Vibrafone, blubbernde Bläser und grollende Pauken begleitet von geschwätzigen Tuben wahre Soundsturzbäche produzierten. Erfrischend anders und schlicht ein Genuss.

Vor einer grandiosen Leistung verneigten sich die etwa 130 Besucher, unter ihnen Bürgermeister Dieter Huber, in der Turmberghalle am Ende stehend mit tosendem Applaus.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/stehende-ovationen-fuer-brass-band-5451823
© 2024 Donaukurier.de